Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Die falsche Bitte im Vaterunser
Vaterunser, Führe uns nicht in VersuchungUND FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG

Was sagt Papst Franziskus zur vorletzten Bitte des Vaterunsers:
"Und führe uns nicht in Versuchung."

»Die nicht alle Christen sind, fragen mich manchmal:
"Don Marco, kann Gott uns tatsächlich in Versuchung führen ?"
Ich lese diese Bitte daher so:
"Da Satan mich in Versuchung führt, hilf mir,
dass ich nicht über seine verführerischen Fallstricke stolpere."
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Gott mich versucht.

Das liegt an einer unglücklichen Übersetzung.
Tatsächlich lesen wir, wenn wir die letzte Fassung des Evangeliums aufschlagen,
wie es von der Italienischen Bischofskonferenz herausgegeben wurde:
"Und lass uns nicht allein in der Versuchung!" (Lk 11,4; Mt 6,14)
Auch die katholische Kirche in Frankreich und in der Schweiz hat beschlossen,
den Text des Vaterunsers dementsprechend zu ändern.
Dort wird es künftig heißen: "Und lasse uns nicht allein in der Versuchung fallen."
Ich bin es also, der fällt.
Es ist nicht Gott, der mich in die Versuchung stößt,
um zu sehen, wie ich ihr verfalle.
Ein Vater tut so etwas nicht.
Ein Vater eilt sofort herbei, um seinem gestolperten Kind aufzuhelfen.
Satan ist es, der uns in Versuchung führt. Das ist sein Metier.
Und der Sinn dieses Gebetes ist:
"Wenn Satan mich in Versuchung führt, dann reiche Du mir bitte die Hand.
Reiche mir Deine Hand."
Das ist wie in der Geschichte, als Jesus Petrus die Hand reicht, weil dieser ruft:
"Herr, rette mich!" (Mt 14,30)«


aus dem Buch von:
Papst Franziskus
"Vater unser - Das Gebet Jesu - Neu gelesen"

Kösel Verlag, München, 2018
(Seiten 95 und 96)


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Nur die Bischöfe in Deutschland bitten ihren Gott noch darum,
von ihm nicht in Versuchung geführt zu werden.

Haben sie den Brief vom Jakobus - Kapitel 1, Vers 13 - wirklich nicht gelesen?

"Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen:
Ich werde von Gott in Versuchung geführt.
Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun,
und er führt auch selbst niemand in Versuchung."

Paulus warnt in seinem ersten Brief an Timotheus - Kapitel 6 Vers 9 -
vor den eigenen Begierden, die in Versuchung führen.

"Wer aber reich werden will, gerät in Versuchungen und Schlingen,
er verfällt vielen sinnlosen und schändlichen Begierden,
die den Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen."


Von der Macht des Bösen, in Versuchung zu führen, ist auch in 1. Korinther Kapitel 7 Vers 5

"Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einverständnis und nur eine Zeitlang, um für das Gebet frei zu sein. Dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht in Versuchung führt, wenn ihr euch nicht enthalten könnt."

und in 1. Thessaloniker Kapitel 3 Vers 5 zu lesen und nicht davon, Gott führt in Versuchung.

"Darum ertrug ich es auch nicht länger; ich schickte Timotheus, um über euren Glauben Gewißheit zu erhalten und zu erfahren, ob nicht der Versucher euch in Versuchung geführt hat und unsere Mühe vergeblich war."

Hätten die Bischöfe diese Worte im Neuen Testament übersehen?

Und wie sollen Bischöfe sein?

"Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe.
Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet,
nüchtern, besonnen, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren,
er sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll;
er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig.
Er soll ein guter Familienvater sein
und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen.
Wer seinem eigenen Hauswesen nicht vorstehen kann,
wie soll der für die Kirche Gottes sorgen?"


Das schreibt Paulus in seinem ersten Brief an Timotheus in Kapitel 3 Vers 1 bis 5.
Die "Nachfolger der Apostel" müssen aufgrund ihres Amtes nicht in Widerstreit zu den Frauen geraten.

Wo lebt der Glaube ?

Wo ist Kirche ?
Wo ist die Aufmerksamkeit für Gott?

In einer Ausgabe im Juni 2019 der Zeitschrift GONG, die Zeitschrift mit dem Programm der Fernseh- und Rundfunk-Sender, stellt der Autor Kai Riedemann diese Frage:

»Woher wissen wir, was Jesus wirklich gesagt hat?«

Dazu schreibt er:

»"Und führe uns nicht in Versuchung" - so soll es laut Jesus ( Lukas 11, 4 ) im Vaterunser heißen. Jedenfalls in Luthers Übersetzung, die zuletzt 2017 offiziell überarbeitet wurde. Der Reformator nutzte dazu altgriechische Texte, Jesus sprach aber Aramäisch.
"Der Unterschied zwischen Jesu Muttersprache und dem Griechischen damals ist etwa so groß wie heute der Unterschied zwischen Deutsch und Arabisch," betont Autor und Jesus-Experte Franz Alt. Er ist überzeugt: Vieles wurde falsch übersetzt.

Beim Vaterunser hat sogar Papst Franziskus die gängige deutsche Übersetzung kritisiert. Sein Vorschlag: "Und lass uns nicht allein in der Versuchung." Denn nur der Teufel, nicht aber Gott führt in Versuchung.«


Es erstaunt den Leser, wenn er das aus einer Zeitung erfährt, die ausgewiesen keine Fachzeitschrift für Gebetstexte der Christenheit ist.

Wo lebt der Glaube? Wo ist Kirche?


24. Mai 2019 - ergänzt 23. Juni 2019 © Heinz Kobald