Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Pakistan

Hunderttausende Menschen brauchen Hilfe


Ein verheerendes Erdbeben in der Grenzregion zwischen Indien und Pakistan hat am 8. Oktober 2005 Zehntausende Menschen in den Tod gerissen.
Ganze Dörfer in der gebirgigen Region wurden unter Erdrutschen begraben.
Mindestens zwei Millionen Menschen sind obdachlos.


An 6.000 Familien an der Nordgrenze Pakistans und in dem von Pakistan beanspruchten Teil Kaschmirs wurden Lebensmittel verteilt.

Jede Familie erhält Mehl, Reis, Öl, Tee, Zucker und Salz, um über die ersten Tage versorgt zu sein.
Im Verbund der weltweiten Allianz von kirchlichen Hilfswerken ACT (Action by Churches Together) sollen insgesamt 15.000 Familien mit Lebensmitteln, Plastikplanen, Decken, Zelten und warmer Kleidung zu unterstützt werden. "Die Nächte in den Bergen sind bereits bitter kalt.
Es regnet und die Menschen sind Kälte und Nässe schutzlos ausgesetzt", erklärt Nothilfekoordinator Robert Lehrenfeld. "Sie brauchen vor allem Schutz und warme Kleidung, damit sie nicht krank werden."

"Die Schäden im Erdbebengebiet sind verheerend", so Lehrenfeld.
"Manche Orte sind noch immer von jeglicher Hilfe abgeschnitten". Erschwert werden die Hilfsmaßnahmen durch Regen, Hagel und Schnee. "Es bleibt nicht mehr viel Zeit, alle Bedürftigen mit winterfesten Zelten zu versorgen bis der Winter kommt.“

Medizinische Versorgung für 100.000 Menschen

An der Grenze im Nord-Westen und in dem von Pakistan beanspruchten Teil Kaschmirs errichten lokale Diakonie-Partner zwei medizinische Versorgungscamps, in denen jeweils bis zu 50.000 Kranke und Verletzte behandelt werden können.
In dem von Indien beanspruchten Teil Kaschmirs will das Hilfswerk der indischen Kirchen 10.000 Familien mit Zelten, Decken, Planen und Kleidern versorgen.
Das Erdbeben, das am Morgen des 8. Oktober mit einer Stärke von 7,6 auf der Richterskala weite Teile Pakistans, Indiens und Afghanistans erschüttert hatte, forderte nach offiziellen Angaben alleine in Pakistan 23.000 Todesopfer. Es wird jedoch befürchtet, dass die Zahl der Toten weitaus höher liegt.
Zwei Millionen Menschen wurden obdachlos.
Die Hilfe in der gebirgigen Region wird durch Erdrutsche erschwert, die die Zugangsstraßen zu den Dörfern blockieren. Regen, Hagel und Schneefall behindern die Arbeiten.

Quelle: Diakonie Katastrophenhilfe


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Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bestätigt mit seinem Gütesiegel den Bereichen "Brot für die Welt" und Diakonie Katastrophenhilfe des Diakonischen Werks der EKD die korrekte Planung, Durchführung, Abrechnung und Kontrolle der Projektarbeit und der Hilfsmaßnahmen.


Die einstürzenden Schulgebäude einer Atommacht


Was kann Pakistan jetzt mit seinen Atomwaffen für seine Erdbebenopfer tun?
Für eine Frühwarnung vor dem Erdbeben sind sie nicht gebaut worden.
Das Geld für ihre Anschaffung wurde nicht für den Bau von erdbebensicheren Schulen eingesetzt.
Da könnte sich ein Gewissenskonflikt einstellen, ob ich für eine Atommacht Spendengelder einsammeln möchte.
Eine mir besonders in Erinnerung gebliebene Pressemitteilung war die Meldung, dass die Schulgebäude für die Kinder n i c h t erdbebensicher gebaut worden sind.

Wen oder was sollen die Atomwaffen in Pakistan verteidigen?
Wie können sie vor den Folgen von Erdbeben schützen?
Wie können sie vor kommenden Erdbeben warnen?

Welchen Schutz würden sich die Menschen in Pakistan mehr wünschen?
Einen Schutz-Schild für das Land aus Atomwaffen?
Oder die rechtzeitige Warnung vor Erdbeben und den Erdbeben widerstehende Hausmauern?

Der Schutz der Zukunft der nächsten Generationen, die unter den Trümmern der einstürzenden Schulen begraben werden, ist nicht durch Atomwaffen zu sichern.
Ein zu verdammender Zyniker, der in diesem Augenblick der Katastrophe zu solchen Fragen fähig ist?
Oder ist es doch der richtige Augenblick, sich diese Fragen jetzt auch zu stellen?

Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 hat Pakistan drei Kriege gegen Indien geführt.

Im Mai 1998 begann Pakistan mit seinen ersten Atomwaffenversuchen. Seit mehr als sechs Jahren gilt Pakistan als Atommacht. Eine ausreichende Zeitspanne, ein Frühwarnsystem für Erdbeben zu installieren.
Ebenso mit den entsprechenden Geldern den Bau der Schulgebäude erdbebensicher auszuführen.

Dagegen hat Islamabad im Oktober 2004 erfolgreich eine atomwaffenfähige Mittelstreckenrakete getestet. Für den Einsatz stehen 24 Atomsprengköpfe bereit, von denen jeder eine 10-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe in sich trägt. Die neue Ghauri-V-Rakete hat einen Flugradius von 1.500 Kilometern und erreicht damit zahlreiche Städte in Indien.
Quellen:
Die Welt, 12. Oktober 2004 und Globaldefence.net

Ob diese Zerstörungskraft eine angemessene Antwort im Verteidigungsfall darstellt, mögen Militärhistoriker bewerten. Mit Gewissheit zielen sie in die Großräumigkeit des Indischen Kontinents.

Neben der aufwendigen Atomrüstung muß die Regierung in Islamabad auch für einen immens steigenden Bevölkerungszuwachs eine Vorsorge für die Zukunft aufbringen.
Die Bevölkerung wuchs von mehr als 33 Millionen in 1951 auf mehr als 113 Millionen in 1991 an.
Die Einwohnerzahl pro qkm stieg in diesem Zeitraum von 42 auf 142 an.
Der Anteil der unter 10-jährigen betrug ein knappes Drittel. Diese Entwicklung hat sich trotz einer hohen Sterblichkeit im ersten Lebensjahr fortgesetzt. Von 1.000 Kindern erleben 105 Kinder ihr zweites Lebensjahr nicht.

Quelle: Wolfgang-Peter Zingel, Südasien-Institut der Universität Heidelberg, Abteilung Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik
Pakistan - In: Handbuch der Dritten Welt. Herausgegeben von Dieter Nohlen und Franz Nuscheler. Band 7: Südasien und Südostasien. Bonn: Dietz. 1994. pp. 302-335.



21. Oktober 2005 © Heinz Kobald