Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Der Streit um das Vaterunser
Streit um Vaterunser - Verteidigung Matthäus 6.13.
Der Streit um das Vaterunser

Die Verteidigung von Matthäus 6.13


Und führe uns nicht in die Versuchung, mit den falschen Worten zu DIR zu beten.

Das Vaterunser und die Verführung

"In CHRIST IN DER GEGENWART wurde viel darüber geschrieben, ob auch im Deutschen die Vaterunser-Bitte "Führe uns nicht in Versuchung" abgeändert werden muß. Papst Franziskus hat sich der Meinung vieler Leser angeschlossen."CIG Nr.50/2017, 10. Dez. 2017, Seite 554

Was hat Papst Franziskus so plötzlich zu der Bitte im Deutschen Vaterunser geführt? Waren es die vielen Leser des CIG, die den Papst überzeugt haben?
Welche Bitten aus Deutschland haben Papst Franziskus erreicht?

"Seit einiger Zeit kann ich das Vaterunser nicht mehr in der traditionell bekannten Wortfolge beten. Die Bitte "führe uns nicht in Versuchung" ( Matthäus 6.13 ) kann ich nicht mehr aussprechen. Sie erscheint mir zunehmend als eine Beleidigung für denjenigen, an den wir diese Bitte richten.
Es hätte nicht solange Zeit dauern müssen, bis mir dieser Widerspruch in dieser Bitte bewusst geworden ist. Gott, der sich um unser Heil sorgt, würde uns in Versuchung führen?
Denn das unterstellen wir ihm mit den Worten in dieser Bitte.
Dieser Widersinn hätte schon genügen müssen, diese verfehlte Bitte nicht mehr auszusprechen. Dazu findet sich diese deutliche Aussage in Jakobus 1.13.
Seitdem wird es mir zunehmend unverständlich, in welcher Unachtsamkeit, die Kirche fortfährt, ihre Gläubigen zu diesem Gebet anzuleiten, als hätte ER es uns mit diesen Worten gelehrt. Aufmerksame Gläubige stoßen an dem Sinn dieser Worte an, sie beten "führe uns durch die Versuchung".
Dabei frage ich mich wieder, warum wird diese unzutreffende Übertragung in die Deutsche Sprache nicht beendet ? Warum zeigt die Ecclesia eine so große Verantwortungslosigkeit gegenüber ihren eigenen Gebeten? Achtet sie selbst nicht mehr ihren Glauben und damit ihre Glaubwürdigkeit gegenüber den Gläubigen und denen, an die sie die Frohe Botschaft herantragen will?
Mich beunruhigt das sehr und ich versuche, ein "Vater Aller" zu beten, das ich in der Sprache der Menschen heute mit Überzeugung sprechen kann."
( * )

Die Worte Jesu in der Sprache seiner Zeit

Jesus hat nicht Griechisch gesprochen. Seine Apostel auch nicht.
In das Griechische kamen seine Worte erst viel später.
Meine Vermutung, hätte Jesus uns seine Botschaft in Griechisch mitgeteilt, er hätte andere Worte gesprochen - klare, eindeutige, nicht verwirrend mehrdeutige. Die Sprache Jesu war gewiß nicht so vielsinnig, wie das heute - wissenschaftlich - gerne dargestellt wird.
Unter Juristen ist es ein Grundsatz, bei der Auslegung eines Gesetzestextes, die Unklarheiten in ihm, durch die Frage nach dem Willen des Gesetzgebers zu beseitigen.
In den bisher angebotenen Erklärungen für diese "verführerische" Bitte habe ich diese Frage von keinem Theologen vernommen. Sollte sie nicht diese Suche bei dem Verstehen von Gott leiten? Stattdessen stecken sie bei einigen Worten im Griechischen fest, die nicht ohne Zweifel bei ihrer Übertragung aus dem Aramäischen in das Griechische eben diese Sinnveränderung erfahren haben.

George M. Lamsa "Die Evangelien in Aramäischer Sicht"
"Aramäisch lautet der Text wörtlich:
"Lass uns nicht in Versuchung fallen."
Im Orient sagt man auch heute noch häufig:
"Lass uns nicht in Not sein", und "Behüte mich davor, Fehler zu begehen."
Das aramäische Wort "nesiona" ( = versuchen ) bezieht sich auf eine luxuriöse, weltliche Lebensführung. Natürlich ist es nicht der Sinn des Verses, dass Gott uns in solch ein Leben führen und dadurch versuchen würde.
Es war auch nicht Gott, der Judas in Versuchung brachte, als er seinen Meister um Geld verriet, sondern seine eigene Liebe zum Geld.
"Gott führt niemand in Versuchung."
Das schrieb schon Jakobus in seinem Brief ( 1.13 ) an die Zwölf Stämme klar und deutlich:
"Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde.
Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand."
Gott führt diejenigen, welche, um Weisheit und Einsicht zu ihm auf blicken, und hilft ihnen."


Der aramäische Text wurde im Sinn verändert in das Griechische übertragen.
Es ist die Bitte, nicht in Versuchung zu geraten.
Dieser Sinn wurde verändert, in dem Gott als Versucher angesprochen wird.

"Das ist linguistisch eine Folge von allen vorangegangenen Bitten "unser Tägliches Brot gib uns heute", "Vergib uns unsere Schuld", und der folgenden "Erlöse uns von dem Bösen". Bei allen Bitten wird GOTT VATER als Gebender, Verzeihender und als Erlöser angesprochen. Jede Bitte spricht in seiner Person eine Eigenschaft an." ( * )

In dieser Sinnneshaltung ist in der Bitte an Gott um den Schutz vor der Versuchung - unachtsam und unüberlegt - Gott selbst als Verführer und Versucher angesprochen worden. Dem Sinn aller Bitten an Gott Vater folgend hätte diese Bitte richtiger lauten müssen "Schütze uns vor der Versuchung" anstelle "führe uns nicht in Versuchung". Gott wird in seiner Eigenschaft als Beschützer angerufen, nicht als Verführer.
Aus dem "lass uns nicht in Versuchung fallen" ist in guter Absicht aber mit einer "ausgewechselten" Eigenschaft bei Gott die unzutreffende Bitte geworden "Führe uns nicht in Versuchung". Mit dieser Bitte wird Gott anstatt als Beschützer plötzlich als Verführer angesprochen.

Der Versuch, den Wortlaut der Heiligen Schrift entsprechend dem Sprachverständnis in dieser Zeit zu formulieren, hat diese Falsche Bitte im Zentralen Gebet der Ecclesia übersehen. Das ist enttäuschend für die aufmerksam betenden Gläubigen in den beiden christlichen Kirchen.

Gerd Häfner erkennt die anstößige Formulierung, aber er befürchtet einen Schaden für die Ökumene.
"Manch einer nimmt bereits seit Jahren Anstoß an der Formulierung "und führe uns nicht in Versuchung".
Auch die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich klar gegen eine Änderung ausgesprochen.
Zumal man bei einer Änderung bedenken müsste, das Vaterunser verbindet die Konfessionen.
Es wäre alles andere als ratsam, eine Änderung des Wortlautes ohne ökumenische Abstimmung vorzunehmen."
( ** )

Ein offenes Geständnis, das aber seit langer Zeit noch zu keiner Einsicht geführt hat. Aus welchen Gründen wird eine Änderung auch heute noch in Deutschland verweigert? Plötzlich hätte das Vaterunser das Potential, die Ökumene zu sprengen?
Welche Ökumene? Wenn sich die beiden Kirchen über eine Tatsache im Klaren sind, dann darüber, was sie trotz allen Gesprächen über die Ökumene trennt.
Die beiden Kirchen trennen so zahlreiche Unstimmigkeiten, die sie nicht eindeutig mit den Worten aus der Heiligen Schrift begründen können.
Was hat sie daran gehindert, die neue - sprachliche - Überarbeitung der Heiligen Schrift gemeinsam zu tun? Das hätte ein Zeichen für die Ökumene sein können! Plötzlich soll diese nicht vorhandene Ökumene durch eine Richtigstellung im Vaterunser bedroht sein?

Im Aramäischen, der Sprache Jesu, hört sich diese Bitte auch viel eindeutiger und verständlicher an. Aus ihr treten keine Zweifel hervor, ob Gott ein Verführer sein könnte.
Wissenschaftliche Studien sammeln viel Wissen an. Doch sollte die Exegese für die Gläubigen verstehbar und nachvollziehbar sein.
Die Worte Jesu sollen in jeder Sprache der Menschen einen begehbaren Weg für die Gläubigen zu ihrem Schöpfer öffnen - ohne Mehrdeutigkeiten.
Jeder Hirte, der seine Herde verantwortungsvoll leitet, sucht für sie einen sicheren Weg ohne Gefahren. Er hat seinen Blick auf den Weg und auf die Tiere, nicht auf seinen Wanderstab und seine Schuhe.

Ein Beispiel aus dieser "sprachlichen Überarbeitung" in Lied 289, "O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz, bedeckt mit Hohn," So sangen wir das vor der "Überarbeitung". Jetzt sollen wir singen "voll Schmerz und voller Hohn".
Und was ist dem Lied angetan worden? Nicht nur dem Lied, auch dem am Kreuz Verhöhnten. Er ist plötzlich nicht mehr "bedeckt mit Hohn", sondern selbst "voller Hohn". Und was bedeutet das? Wer voll des Lobes ist, der spricht das Lob aus. Wer voll des Hohnes ist, der schüttet seinen Hohn über andere aus. Aber tut das der auf dem Holz Gekreuzigte? Er verhöhnt die, die ihn an das Kreuz geschlagen haben?
Dazu muss ich in den Fürbitten hören, sie bitten für die, "die den Wortvorgaben der Kirche nicht folgen wollen"! Gleichzeitig bitten sie auch für die, denen das Seelenheil der Gläubigen anvertraut ist. Da wird mein Geist plötzlich zu der Frage entführt, für wen bitte ich aufrichtiger? Sind die mit den Worten der Kirche Unzufriedenen schon der Verdammnis verfallen? Oder steckt hinter der Bitte für sie zu viel nicht nachdenkender Gehorsam? Oder sollte "die Kirche" über ihre "Wortvorgaben" auch gründlicher nachdenken?

Von was wollen die Verneiner einer Änderung überzeugen?
Allein von der angeblich zutreffenden Übersetzung aus dem Griechisches?
Sonst haben sie keine Aufgabe zu erfüllen?
Wie aber ist diese Bitte in der Deutschen Sprache zu verstehen?
Vor allem, wie trägt sie den Sinn der Worte Jesu in die Deutsche Bitte?
Ganz besonders beantworten sie nicht diese Frage, ob die Übertragung aus dem Aramäischen in das Griechische den Sinn der Worte Jesu sinngerecht weitergibt?

Wenn Wissenschaftler ihr Wissen aufblättern, um am Schluß zu verkünden "es stimmt alles, es wird nichts verändert", da zögere ich, aus Glaubensüberzeugung, nur den verwirrenden Worten ohne den einsehbaren Sinn zu folgen.

Warum betet das Spanische "lass uns nicht in Versuchung fallen", das Deutsche "führe uns nicht in Versuchung", das Französische vor der Änderung "unterwirf uns nicht in der Versuchung".
Selbst auf der Insel des Brexit beten die Gläubigen um den "Schutz vor der Zeit der Bedrängnis".
Allein aus diesen verschiedenen Übertragungen in nur vier Sprachen liegt die Vermutung nahe, wie fehlerhaft der Sinn der Worte Jesu im Deutschen widergegeben sein könnte, weil er etwas ganz anderes aussagt. Obwohl sich alle vier Variationen auf den selben Wortlaut im Griechischen beziehen. Ist das Griechische so mehrdeutig?

Oder sind die Deutschen Theologen mit Ernst der Auffassung, sie allein haben das "richtige" Vaterunser?

Verführung und Unterwerfung

Im französischen Sprachraum hat man die früher arg martialische Version "Unterwerfe uns nicht der Versuchung"
( Ne nous soumets pas à la tentation ) geändert in:
"Lass uns nicht in Versuchung geraten"
( Et ne nous laisse pas entrer en tentation ).

So ist das Wort Gottes in den Sprachen der Menschen falsch verstanden worden.

Söding widerspricht diesem falschen Verständnis nicht wirklich.
"Die Jünger sind auf Hilfe angewiesen. Sie haben die Kraft Jesu nicht.
Sie werden aber wie er mit Anfeindungen zu kämpfen haben, die ihnen zur Anfechtung werden - mehr von innen als von außen. Sie müssen bitten, dass Gott sie rettet.
Deshalb haben alle recht, die sagen, das Vaterunser umschließe die Hoffnung, von Gott "vor" der Versuchung bewahrt zu werden.
Das will die neue französische Version zum Ausdruck bringen.
Falsch ist sie nicht - aber eine Übersetzung ist sie auch nicht.
Sie verharmlost das Vaterunser. Sie zieht dem Gebet einen Stachel.
Sie schafft auch ein neues Problem:
Wer ist denn für die Versuchung und das in ihr lauernde Böse verantwortlich, wenn Gott nur vor ihm bewahren soll?"
( ** )

Wer will ernsthaft darauf bestehen, die Worte aus dem Griechischen sind in ihrem richtigen Sinn in die Deutsche Sprache übertragen worden, wenn selbst in der Hochsprache des Französischen, daraus eine Unterwerfung geschah?
In der einen Sprache wurde aus den griechischen Worten eine Unterwerfung und in der anderen eine Verführung. Wer will sich davon abwenden, wenn die Unterwerfung korrigiert wird, ob nicht auch die Verführung korrigiert werden müßte?

Doch Gott unterwirft nicht und Gott verführt nicht.
Das Wort Gottes hat zum Ziel, in jeder Sprache auf dieser Erde richtig verstanden zu werden.

So betet ein Christ in Indien nicht um das Tägliche Brot, wie es ein Christ in Europa tut, sondern er bittet um die Tägliche Nahrung.
Weil im Verständnis Indiens das Brot nicht den Symbol-Wert für die Errettung vor dem Hungertod besitzt.
Durch den Austausch der Worte "Nahrung" gegen "Brot" ist der Sinn des Gebetes nicht verändert worden.

Wenn ich aber in der Deutschen Sprache Gott bitte, mich nicht in Versuchung zu führen, dann beleidige ich ihn mit dieser Bitte und mache ihn in der Bedeutung dieser Worte in der Deutschen Sprache zum Verführer. Um dieses Verstehen müssen wir uns bemühen. Nicht um die hilfesuchenden Erklärungen, die Gottes Wirken in unserem Beten verfälscht. Gott spricht keine Sprache, die theologisches Wissen für die Exegese erfordert. Gottes Wort muss so verstanden werden können, dass es sofort das Herz des Gläubigen erreicht. Ohne theologischen Souffleur.

Da kann Prof. Dr. Söding in seiner akademisch gespaltenen Exegese ruhig unbeweglich verharren. Er wird den Lebendigen Glauben an den Lebendigen Gott nicht zurückhalten können.

Auch nicht mit seinen Weg weisenden Worten.
"Manche versuchen, mit Verweis auf die aramäische Muttersprache Jesu
das Griechische als Fehlübersetzung zu disqualifizieren.
Aber das ist ein Fehlschluss.
Tatsächlich ist es im Aramäischen möglich, dass nicht, wie im Griechischen,
von einem aktiven Handeln Gottes die Rede gewesen ist,
das Gott bitte unterlassen möge, sondern von einem Zulassen,
zu dem es bitte nicht kommen solle."
( ** )

Da erscheint doch im Aramäischen etwas möglich zu sein, was in das Griechische ganz anders übertragen worden ist. Demnach hätte Jesus zum Beten angehalten, damit ihr nicht in Versuchung fallet, die deutliche Bitte, laß uns nicht in Versuchung fallen.
Mit den griechischen Worten macht daraus der Betende Gott zum Verführer, den er darum bittet, führe mich nicht in Versuchung.
Sollen sich die Gläubigen im Vertrauen auf Gott so in ihm täuschen?

Weitere Hilfe kommt von Herrn Söding:
"Gerade diese letztgenannte Bitte löst die meisten Fragen aus.
Führt Gott etwa in Versuchung? Im Jakobusbrief steht:
"Niemand, der in Versuchung gerät, sage: Ich werde von Gott versucht;
denn Gott kann nicht vom Bösen versucht werden
und führt auch niemanden in Versuchung" (Jak 1,13).
Ist dieses Wort ein Widerspruch zum Vaterunser?
Oder ein Ausdruck der Glaubensüberzeugung, dass die Bitte erhört wird?"
( ** )

Wozu sollte der Gläubige aber Gott bitten, von ihm nicht in Versuchung geführt zu werden, wenn Jakobus doch sagt, Gott tut das nicht. Vermutlich ist das aber gerade der Denkraum, in den der einfache Gläubige nicht vermag, einzudringen.

Wenn aber das Vaterunser eine Bitte ausspricht, zu der wegen ihrer Formulierung umfangreiche und hochdenkende Erklärungen erforderlich sind, dann bedrängt mich schon die Frage, hat Jesus wirklich mit so undeutlichen Worten das Beten gelehrt?
Er hat nicht.
Denn Herr Söding bestätigt die Unzulänglichkeit in der Sprache der Menschen, nicht in den Worten Jesu.

"Es gibt keine eindeutige Übertragung; es gibt immer mehrere Möglichkeiten."( ** )

Herr Söding, so unbedacht Sie dem Papst widersprechen, so überzeugt gelingt es mir, Ihnen und ihrer Beharrung zu begegnen. Sie tragen nicht den Glauben an das Wahre Wort Gottes in sich. Darum können Sie es auch nicht verkünden. Hätte Jesus mit Ihrer Übersetzer-Zunge zu den Menschen geredet, sie hätten ihm nicht zugehört und wären an ihm vorbei gegangen. Bleiben Sie ruhig stehen, wo sie stehen, der Lebendige Gott geht mit seinen Gläubigen weiter.Vielleicht haben Sie auch schon die Worte vergessen:

"Ecclesia semper reformanda."

Die Christen und ihr Gebet zu ihrem Vater

Sind sie so verunsichert, dass sie nicht mehr die richtigen Worte in ihrem Gebet finden? Die einen denken sich am Sinn der Worte vorbei, um sich nicht daran zu stoßen. Die anderen beharren auf den "überlieferten" Worten, die in der Sprache des einen Landes von einer Verführung durch Gott sprechen und in der Sprache des Landes daneben beten sie von einer Unterwerfung unter eine Versuchung.
Beides leitet sich von ein und der selben "Überlieferung" ab und kommt doch in der anderen Sprache mit ganz unterschiedlichen Worten und verändertem Sinn heraus.

Da haben sich die Überträger, die Übersetzer, wohl nicht nach dem Sinn des Wortes und seiner Wirkung gefragt, was sie in den jeweiligen Sprachen zum Ausdruck bringen sollen.
Wollen haben sie sich schon getraut, nur gelingen hat es ihnen nicht dürfen.
Eine Richtigstellung des Sinnes in diesen Worten ist keine Korrektur am Wort Gottes, sondern an seiner unzutreffenden Übertragung in das Verstehen einer anderen Sprache. Babel lässt grüßen!

Warum spüren so viele Betende seit langer Zeit, was sie mit diesen Worten nicht sagen wollen. Sie erkennen es. Sprechen anstatt von einer Verführung, in die er sie nicht führen soll, von einer Führung durch die Versuchung. Sie wollen doch alle nicht in diese Versuchung geraten.
Ganz besonders nicht von ihrem Gott hinein geführt werden.
Anstatt den Worten, an denen der Verstand anstößt, ihren wahren Sinn zu geben, versuchen sie sich in gewundenen Erklärungsspiralen, die dem Betenden keinen Weg zu seinem Gott weisen. Sie geben ihnen nur Krücken. Die Betenden stolpern weiter auf diesem Weg.
Die Nachfolger der Apostel, die sie auf diesem Weg zu Gott mit den erklärenden Worten führen sollen, beharren jedoch auf diesen nach Erklärung fordernden Worten, bei denen die Gläubigen straucheln - und sich selbst schon Umwege bauen. Aber führen die dann zu dem Gott, zu dem sie beten?

Bei ihm aber wollen sie alle ankommen! Ich denke, auch die Bischöfe und Kardinäle. Die nicht nur die Führenden der Herde sind, sondern auch die nach dem Rechten Weg Suchenden. Oder haben sie nur die Macht der Führung im Sinn und nicht das Suchen nach der Richtigkeit.

Wie fehlerbelastet auch das Vaterunser in Deutsch ist. Es muss in jeder Sprache das selbe "Wort Jesu" erscheinen, das Jesus gesprochen haben, das Matthäus aufgeschrieben haben soll. Seine allgemein gültige Wahrheit muss in jeder Sprache mit dem selben Sinn in seinem sprachlichen Ausdruck erkennbar sein. Nicht in jeder Sprache mit einem andern Sinn.

Von Gerd Häfner, Professor für Biblische Einleitungswissenschaft an der Katholi-schen-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München kommt das Verstehen zu den Gläubigen.
Wie sollen Gläubige diese Bitte verstehen ? "...und führe uns nicht in Versuchung":

Gerd Häfner fragt sehr provozierend:
"Und müssen Gläubige die sechste Bitte überhaupt sofort verstehen?" ( ** )

Sie müssen also gar nicht verstehen, was sie beten?
Will der Professor die Gläubigen zu unmündigen Betern erklären?

Wohin führen die Zweifel der KNA am Verstand der Gläubigen?
"Verstehen die Gläubigen heute noch, was sie da im Vaterunser eigentlich beten?" ( ** )

Was hat das zu bedeuten, wenn diese Fragen in Katholischen Medien auftauchen?
Was geschieht mit dieser sich selbst "heilig" nennenden Kirche?
Offensichtlich sehen sich die Bischöfe und die Sprachwissenschaftler allein als die Kirche.
Sind sie mehr von sich selbst überzeugt als vom Wirken Gottes?

Das Gebet gehört nicht den Theologen, nicht den Professoren, nicht den Neu-Testamentlern und auch nicht den Bischöfen.
Es gehört den Gläubigen. Jesus hat es ihnen gegeben. Sie beten es.
Ihr Beten soll nicht durch Worte gestört werden, die sie nicht verstehen. Die sie in ihrem Verstehen ihrer Sprache nicht einordnen können.
Jesus hat in einfachen und für alle verstehbaren Worte gesprochen.
Die Gläubigen in dieser Zeit können kein Gebet beten, dessen Unstimmigkeiten erst Sprachwissenschaftler erklären müssen.
Zudem können offensichtlich die Gläubigen zwischen Prüfung und Verführung deutlicher unterscheiden als Sprachwissenschaftler, die bald mit diesem und bald mit jenem Wort das Verstehen weiter verwirren.
Welches Bild haben diese Sprachwissenschaftler von Gott, den sie den Gläubigen erklären wollen?

Claudia Keller schreibt in ihrem Artikel über das "Sperrige und Verunsichernde im Glauben":
"Viele Theologen verzetteln sich in abständigen Detailfragen
und verharren in "besserwisserischer Ignoranz"."

Weiter schreibt sie zu "Christliche Exegese und Weltdeutung":
"Seit Jahren koppelt sich die Theologie von den Bedürfnissen der Kirchengemeinden ab."

Darum sind sie keine Hilfe für das aufrichtige Beten der Gläubigen.

Dr. theol. Thomas Söding, Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum bietet in CIG 33/2017 den Betenden seine besondere Hilfe an.
"Gewiss ist die Sprache der Kirche nicht sklavisch an den Wortlaut der Bibel gebunden. Niemand darf zu einem bestimmten Gebet gezwungen werden.
Aber wer im Gottesdienst hört: "Lasst uns beten, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat", sollte zu sprechen bereit sein: "Führe uns nicht in Versuchung.""


Da ist sie, die Ohrfeige am Schluss der Predigt.
Diese unverstehbare Bitte macht Gott wieder zum Verführer.
Diese Worte soll Jesus tatsächlich den Menschen seiner Zeit gelehrt haben?

Das Studium des Verstehens

"Wir wissen heute wieder,
daß Bildung des Menschen
nicht gleichbedeutend ist mit Fachwissen."

Romano Guardini

Die Studierenden haben sich mit ihrem Studium der Theologie einen Denkraum geschaffen, in den der Heilige Geist scheinbar keinen Zutritt mehr erhält. Das Studium ist abgeschlossen, da verändert sich nichts mehr. Sie haben jetzt das Wissen.
Sie haben sich ein Tarnkleid zugelegt, auf dem sie die Schriftzeichen gesetzt haben, das Wort Gottes darf nicht korrigiert werden.
Doch die Bitte, führe uns nicht in Versuchung, ist bereits das "korrigierte" Wort Gottes.
Dieses Erkennen aber liegt außerhalb dieses "abgeschlossenen" Denkraumes.
Sie verstehen selbst die Bedeutung der Worte in der Deutschen Sprache nicht mehr.
Wenn ich einen Menschen bitte, führe mich nicht in Versuchung, dann spreche ich ihn als den potentiellen Verführer an, der mich verführen könnte.

"Es ist für mich nicht einfach, zu verstehen. Ein Bischof würde mit seinem Verstand, seinem Wissen und seiner Bildung, diese Bitte im Vaterunser nicht als eine Beleidigung für den so Gebetenen empfinden.
Die Übersetzung aus dem aramäischen Urtext ist in der Deutschen Sprache völlig unübereinstimmend mit dem ursprünglichen Sinn dieser Bitte angekommen.
Seit einigen Hundert Jahren wird in diesem zentralen Gebet der Christenheit Gott als der Verführer darum gebeten, die von ihm Erlösung Erhoffenden nicht in Versuchung zu führen.
Mich selbst verwundert es nicht mehr, es nicht schon früher erkannt zu haben.
Ich habe über dieses Gebet einfach nicht nachgedacht.
Ich habe es gedankenlos nachgeplappert. Vermutlich habe ich es auch nicht wirklich gebetet.
Dann las ich im Brief vom Jakobus,
"niemand soll sagen, er werde von Gott in Versuchung geführt".
Demnach kann diese Bitte im Deutschen Vaterunser nicht richtig sein.
Aus dem Verstehen der Bedeutung eines Wortes in der Deutschen Sprache ergeben sich noch andere Beispiele:

Bitte ich einen Mann, mich nicht zu schlagen,
dann erwarte ich, von ihm geschlagen zu werden.

Bitte ich einen Mann, mich bei einem Geschäft nicht zu betrügen,
dann vermute ich, er wird mich betrügen.

Bitte ich einen Mann, mich nicht zu töten,
dann besteht die Gefahr, er wird mich töten.

Wenn ich Gott-Vater bitte, führe mich nicht in Versuchung,
dann denke ich von ihm, er kann mich in Versuchung führen.

Diese Bitte kann ich seit vielen Jahren so nicht mehr mit Ernst an Gott richten.
Diese Beleidigung für Gott kann ich nicht mehr mit diesen Worten "beten"!
Ebenso wenig kann ich der Aufforderung des Priesters folgen, wenn er die Gläubigen in der Feier der Eucharistie mit den Worten anspricht "Wie der Herr uns zu beten gelehrt hat."
Ganz gewiss hat Gott uns dieses Gebet nicht so gelehrt, ihn zu bitten, er solle uns nicht in Versuchung führen. Jakobus spricht in seinem Brief ganz eindeutige Worte.

Es ist an der Zeit, in dem zentralen Gebet der Christenheit, diese Gott beleidigende Bitte, nicht mehr mit diesen Deutschen Worten auszusprechen.
Ich hoffe auf die Nachfolger der Apostel, der Purpur in ihrem Gewand hat den Geist der Apostel nicht verweltlicht. Ich hoffe auch, Dienstmann Aloisius erreicht mit dem Brief die Deutsche Bischofskonferenz.
Die Glaubwürdigkeit der Kirche für ihre Gläubigen und die ihr noch Fernstehenden liegt auf der Waage."
( * )

Hier steht nicht die Korrektur der Worte Gottes auf der Zielscheibe, sondern nur die Korrektur der Sprache. Die Sprache ist in einer von Gottes Wort abirrenden Sinngebung angewandt worden. Sie muss wieder mit dem richtigen Wort Gottes zu den Gläubigen zurück gebracht werden.

"Gott und Sprache hängen aufs Engste zusammen. Es ist das Wort, das die Wirklichkeit schafft. Von den Worten der Kirche werden immer weniger Menschen angesprochen. Somit ist weniger Gott in der Welt. Gerade die Amtsträger müssen eine Sprache finden, die aufgeklärte Menschen existenziell ergreift. Eine Sprache zugleich, die eine breite Basis hat und ebenso von Menschen außerhalb des kirchlichen Milieus verstanden werden kann. Die Kirche muss dazu zur Meisterin der Übersetzung werden. Sie muss ihre Tradition so gut verstehen, dass sie diese nicht nur ohne Bedeutungsverlust, sondern mit einem Bedeutungsgewinn in unserer Zeit neu sagen kann." Quelle: CIG Nr.44,2017,Seite 483

Das wird durch die Aufforderung von Augustinus noch verstärkt.
"Die Kirche muss sich ständig an Haupt und Gliedern reformieren."

Was Söding zur "Versuchung" im Vaterunser in der Welt am 08.12.2017 sagt:

"An der Sache mit der Versuchung hat es in der Vergangenheit immer wieder Unbehagen gegeben. So sehr, dass sich sogar der Katechismus, das verbindliche Glaubenslehrbuch für Katholiken weltweit, Anfang der 1990er-Jahre vorsichtig davon distanziert hat.
Es ist nicht einfach, den griechischen Ausdruck,
der so viel bedeutet wie "lass uns nicht in Versuchung geraten"
oder "lass uns ihr nicht erliegen",
in einem Wort wiederzugeben.
"Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun,
und er führt auch selbst niemanden in Versuchung" (Jak 1,13);
er will uns vielmehr davon befreien."


Es ist also nicht so einfach, das Griechische zu übersetzen, und dann läge doch in den Griechischen Worten - wie im Aramäischen auch - die ganz andere Bedeutung, "von nicht in Versuchung geraten" entgegen dem "nicht in Versuchung führen"? Unverstehbar ist, mit welchen theologischen Bällen da die Wissenschaft jongliert. Nur, Klarheit schafft sie damit nicht. Wohl aber trotzdem einen Widerwillen bei den Bischöfen in Deutschland, diese Worte und ihren Sinn im Vaterunser richtig zu stellen. Doch gerade mit diesen Worten gibt Herr Söding den Bischöfen keine Begründung dafür.

Was sagt Kardinal Reinhard Marx aus München gegen die Vaterunser-Änderung?
( Quelle: Sven Hoppe / dpa )

"Die katholische Kirche in Deutschland will an der vom Papst kritisierten Übersetzung des Vaterunser-Gebets festhalten. Dies machte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, im Presseclub München deutlich.
Der Papst habe aber mit Recht darauf hingewiesen,
dass die Gebetsbitte "Führe uns nicht in Versuchung"
von manchen missverstanden werde."


Der Verneiner der Änderung gibt dem Papst Recht, aber der Kardinal will nichts ändern.
Auch wenn diese Bitte im Vaterunser tatsächlich zum Missverstehen führt.
Die eingestandene Verwirrung der gläubigen Beter ficht den Kardinal nicht an.
Wer will das verstehen? Offensichtlich auch nicht die Bischöfe und Theologen.
Geschieht das aus purer Opposition gegen den Papst?

Und wer ist "die Kirche"?
Offensichtlich in Deutschland nur die Bischöfe, Kardinäle und die Theologen?

Prof. Dr. Häfner hat für die Deutschen Beter einen recht zweifelhaften Trost anzubieten.
"Und müssen Gläubige die sechste Bitte überhaupt sofort verstehen?" ( ** )
Ja, wann dann? Erst am Ende eines Lebens vielleicht?
Eine außerordentliche, professionelle Glaubensferne.
Für keinen Gläubigen akzeptabel und schon gar nicht in ein Gebet aufnehmbar.

Die Sprache der Betenden

Christian Lehnert sagt u.a. im Interview zu
"Glaube lässt sich nicht in Dogmen verfestigen":
"Vor dem Verstehen liegt das Abenteuer des Gebets.
Viele Christen haben heute in religiös pluralistischen Zeiten, wo wir andauernd mit widersprüchlichen religiösen Vorstellungswelten konfrontiert werden, dafür auch wieder ein waches Gespür. Theologische Aussagen klingen vorläufig und verweisen auf etwas, das auch verborgen bleibt."

Im selben Interview sagt Lehnert auch:
"Wer im Angesicht Gottes nicht nach Worten ringt, hat nichts begriffen oder ist ein Scharlatan. Religiöses Sprechen ist eine Suche nach Worten."

Beim Beten geht es auch um die Sprache der Betenden. Sie reden in ihrer Sprache mit Gott. Jesus hat unbestritten nicht Deutsch gesprochen. Hätte er in Deutsch das Vaterunser zu ihnen gebracht, er hätte ihnen diese Bitte nicht so aufgegeben, sie sollen ihn bitten, er soll sie nicht in Versuchung führen. Diese Worte hätten sie nur verwirrt und sie hätten nicht verstanden, aus welchem Grund sie ihn bitten müssen, er soll sie nicht in Versuchung führen.
Darum ist es von Bedeutung, wie Gottes Worte aus der Sprache seiner Zeit in die Sprache der Betenden mit dem richtigen Sinn ankommen. Gottes Wort wird nicht verfälscht, wenn es in andere Sprachen übertragen wird. Der Sinn, der in den Worten liegt, darf nicht verfälscht werden. Sie verbieten die Korrektur am Wort Gottes und gebrauchen die Sprachen der Menschen sinnverändert. Womit wird dem Wort Gottes Gewalt angetan? Nicht am Wort, wohl aber an seinem Geist.

Stefanie Heinrichs erklärt das auf katholisch.de in verschiedenen Sprachen:
Im Französischen: beteten sie - vor der Änderung - von der Unterwerfung.
Im Deutschen: beten sie von der Verführung.
Im Spanischen: nicht in Versuchung fallen lassen.
Im Englischen: schütze uns vor der Zeit der Bedrängnis.

Die Übertragung einer Redewendung im Deutschen gebraucht für die Wiedergabe ihres Inhalts und ihrer Aussage im Englischen ganz andere Worte, und doch wird der Sinn nicht verändert. Das ist das Entscheidende bei der Weitergabe von einer Sprache in die andere.
Im Deutschen gebrauche ich die Formulierung "Auf den Arm nehmen", wenn ich den anderen "Hinters Licht führen" will.
Der Engländer zieht aber an den Beinen desjenigen, dem er einen "Bären aufbinden" will.

Durch den Gebrauch unterschiedlicher Worte in den beiden Sprachen ist dabei der Sinn des Gesagten nicht verändert worden. Das ist die Hohe Kunst einer Guten Übersetzung. Die Ergebnisse der Übersetzungen aus dem Griechischen in die verschiedenen Sprachen vermitteln dagegen kein Vertrauen.

Von Korrektur spreche ich auch. Aber nicht von der Korrektur am Wort Gottes, sondern von der Korrektur an den Worten der Menschen, die den Geist in den Worten Gottes nicht verstanden haben. Daraus erwachsen so viele unterschiedliche Übertragungen in die verschiedenen Sprachen.

Sprachwissenschaftler wissen, Worte in verschiedenen Sprachen, auch wenn sie für die selbe Sache in den zu übertragenden Sprachen stehen, können in der jeweiligen anderen Sprache durchaus wegen einer anderen Bedeutung und einem anderen Verstehen zu fehlerhaften Sinn-Übertragungen führen.

Warum wurde aus dem Aramäischen "lass uns nicht in Versuchung fallen" im Griechischen ein "nicht in Versuchung führen"? Diese Griechischen Worten kamen in weiteren Sprachen wieder mit Veränderungen in den jeweiligen Sprachen an.

Wer redet von einer unzulässigen Korrektur am Wort Gottes?
Haben sich die Sprach-Wissenschaftler bei ihrer Übertragungs-Arbeit nach dem Sinn in den Worten Gottes gefragt oder waren sie in der Wissenschaft von den Sprachen und ihren Worten verloren?

In einer Fastenpredigt hörte ich plötzlich ganz neue Worte.
Früher geschah das Glaubensleben von oben nach unten.
Erläutert wurde dieser Vorgang mit den Worten eines Bauern im Dorf, wenn es der Herr Pfarrer sagt, dann wird es schon so richtig sein. Der Pfarrer trug in diesem Sinne die Verantwortung für den Gläubigen.
Jetzt aber hat die Mutter Kirche ihre Kinder in eine Selbständigkeit geführt.
Vielmehr hat sie ihre Gläubigen dieser neuen Selbständigkeit überlassen.
Die Kirche hat ihre Gläubigen nicht auf diese Verantwortung jedes Einzelnen für seinen Glauben vorbereitet.

Das ist wieder an dem Verneinen einer Änderung durch die Bischöfe in Deutschland zu erkennen. Doch sollten sie ihr Amt nur als Besitzstandswahrung verstehen, dann werden das die aufmerksamen Gläubigen als solches erkennen. Die religiöse Mündigkeit der Gläubigen hat schon bei sehr vielen vor dieser Bitte im Deutschen für eine unverstehende Verwunderung gesorgt. Das Gespür für eine Unstimmigkeit kann nicht mit theologischen Einflüsterungen verscheucht werden.
Von 24 Bischöfen im Amt waren bisher nur die Bischöfe aus München, Regensburg, Eichstätt, Stuttgart, Bamberg, Freiburg, Köln und die beiden Theologen Häfner und Söding gegen eine Änderung zu hören. Das ist demokratisch gesehen keine Mehrheit. Durchaus erkannt ist, das Demokratische ist kein Wesenszug der Amts-Kirche.

Der Hinweis auf die lange Zeit der Überlieferung dieser Gebetsworte übersieht eine wesentliche Tatsache. In den sogenannten Früheren Zeiten konnten die Gläubigen das, was sie beteten gar nicht verstehen. Sie besaßen aus dem Grund auch nicht die Befähigung, darüber nachzudenken. Als sie begannen, über Glaubensdinge nachzudenken, wurde ihnen das verboten. Über diese Hürden sollte die Christenheit in dieser Zeit längst gestiegen sein. Es ist also eine durchaus wackelige Beweisführung, auf diese lange Zeit der Überlieferung hinzuweisen.

Theologen suchen nach dem Bösen in Gott

Um die Verführung durch Gott zu erklären, verfallen Theologen in die Suche nach der Dunklen Seite in Gott. Das aber führt tatsächlich auf eine erschreckende Weise in die Finsternis.

In vielen gescheiten Kommentaren versuchen Theologen, die Versuchung und die Verführung auf jede nur denkbare Weise mit Gott in Verbindung zu bringen.
Woher soll sie kommen die Verführung und die Versuchung?
Von dem doch, der alles in seiner Hand hält.
Das mit der Versuchung ist viel komplexer in der großen Schöpfung eingewoben.

Da hat ein Engel für sich entschieden, er will sein wie Gott.
Dazu hat ihn aber der Schöpfer nicht angestiftet.

Was soll es bedeuten, was Jakobus schreibt.
Die Versuchung kommt auf uns zu, weil wir versucht werden können.
Das ist unsere "Vollkommenheit", uns zu entscheiden, gegen eine Versuchung, oder ihr zu folgen. Unser Wille ist in unserem Menschsein eine ganz besondere Eigenschaft. Welche "Gott ähnlichen" Geschöpfe wären das, die gar nicht anders können, als Gott anzubeten?
Auch aus diesem Grund "basteln" Wissenschaftler an einer Versuchung durch Gott herum.
Weswegen es doch bei der Bitte bleiben muss "führe uns nicht in Versuchung".
Gott soll nun doch ohne theologische Bedenken auch der Verführer sein?
Anstelle sich mit dem Sinn der Bitte und ihrer Richtigkeit ernsthaft zu beschäftigen, vertiefen sich einige Theologen in die archäologische Ausgrabung nach der "Dunklen Seite" Gottes.
Trotzdem soll dabei auf Gott kein Schatten von Dunkelheit fallen.
Welch ein irrsinniges Unterfangen.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer warnte dagegen vor einer "Verfälschung der Worte Jesu".
"Die Vaterunser-Bitte sei genau so bei den Evangelisten Matthäus und Lukas überliefert.
Es gehe nicht an, Jesus diesbezüglich zu korrigieren, sagte Voderholzer.
Man müsste diese Worte aber so erklären, "dass das Gottesbild nicht verdunkelt wird"."
( ** )

Wie aufschlussreich von Herrn Voderholzer. Er will also tatsächlich den "Verführer", den diese Bitte aus Gott-Vater macht, "wegwischen" - aber ohne Änderung der Bitte, aber dafür mit Erklärung - und ohne das Gottesbild zu "verdunkeln".
Aber es ist doch schon "verdunkelt"! Gott als Verführer erkennen zu wollen, ist doch schon mehr als eine "Verdunkelung" seiner Gestalt.
Das sieht aber Herr Voderholzer nicht so. Das ist auch verstehbar, bei so viel Dunkelheit.

Häfner:"Statt "Vater unser, der du bist im Himmel"
heißt es seit 1971 "Vater unser im Himmel".
Oder "erlöse uns von dem Bösen" anstelle von "erlöse uns von dem Übel".
Bei diesen Anpassungen ging es eher um das Sprachgefühl,
nicht um eine inhaltliche Änderung."
( ** )

Das ist eine ganz klare Ansage! Obwohl ich versucht bin zwischen dem "Übel" und dem "Bösen" einen beachtlichen Unterschied im Inhalt und in seinem Sinn zu erkennen.
Das "Sprachgefühl" darf das Vaterunser nicht verändern.
Wie wäre es mit dem richtigen Sprachenverstehen, die Worte Gottes in jede Sprache unmissverstehbar mit dem richtigen Sinn zu übertragen?

Das Wort ist das eine. Das ist bei Gott.
Die Schrift das andere. Sie ist das Werk der Menschen.
Und der Verstand wird vom Irrtum verführt.

Aus purer Opposition zum Papst wird der Verstand der Gläubigen mit einer Flut von verwirrenden Worten überschüttet, die zu einer Bitte anhalten wollen, die dem Sinn der Worte folgend Gott als Verführer anspricht.
Da stöhnt meine Seele "Versucht uns nicht, ihr Verführer!"


Zwischen Weihnachten und Sylvester 2017

© Heinz Kobald


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( * ) aus Briefen an die Bischöfe in Deutschland und an Papst Franziskus

( ** ) aus zahlreichen Zeitungsberichten - die sind für jeden Leser leicht auffindbar