Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Ein Gebet für Juden
Kreuz in Allerheiligen, München Nordfriedhof, Zeichnung: Heinz KobaldEin Gebet für die Juden





Kreuz in Allerheiligen, München a.Nordfriedhof, Zeichnung: Heinz Kobald


Der "revisionistische Affront" spuckt
ständig in die ideologische Suppe


oder

Wie Glaubens-Interpreten zweier "Bruder"-Religionen sich den Weg zur Erlösung versperren


Ein Gebet für die Juden, die das Neue Evangelium, die Frohe Botschaft, ablehnen, ist durchaus kein Affront gegen die Juden.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat die Katholische Kirche eine beachtliche Hinwendung zu dem Verstehen des Glaubens der Juden getan.
Der Katholik Heinz versteht die sich daraus ergebenden Gebete für die Juden zu meinem Bedauern noch nicht in ihrer vollen Bedeutung.

Zitat:
»Dass damit aber auch der Dialog mit dem Judentum belastet werde,
davor hatte der "Gesprächskreis Juden und Christen"
des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)
schon im April 2007 gewarnt.«
( 1 )

Nur aus dem Grund, aus dem die Juden den Erlöser im Neuen Testament ablehnen, darf es den Christen, die an diese Erlösung glauben,
eben nicht verboten sein, für die Erlösung der Juden durch Christus zu beten.
Nicht mit dem Vorwurf der Verantwortung für den Tod Christi am Kreuz.
Nein, weil sie aus seinem Kreuzestod - der von Christus auch um der Juden willen gelitten worden ist - nicht die Erlösung für sich annehmen wollen.
Das ist der Unterschied, auf den dabei - zu meinem Bedauern - nicht geachtet wird.

Eine deutlichere Dokumentation der Glaubens-Tatsache, daß das Judentum vor der Frohen-Botschaft des Neuen-Testaments stehen geblieben ist, ist kaum noch denkbar.

Es ist paradox, daß diejenigen, die diese Erlösungstat für das Entstehen des Christentums vollbracht haben, ein Gebet für ihre eigene Erlösung ablehnen, darin sogar einen revisionistischen Affront erkennen wollen.
Die Frohe Botschaft des Neuen Testamentes, die Liebe, als "revisionistisch" darstellen zu müssen, ist äußerst vermessen.
Vom Christentum sind seit seinem Anbeginn gewiß viele "Verärgerungen" ausgegangen.
Zu ihr gibt auch hier die Frohe Botschaft im Neuen Testament den Anlass.
Doch die "Verärgerung" entsteht erst in der Interpretation durch einen Rabbiner.

Christen müssen im Heiligen oder Gelobten Land oft die Erfahrung durchstehen, von gläubigen Juden mit Nachdruck aufgefordert zu werden, sich den Wurzeln des Christentums bewußt zu werden.
Beinahe so als müssten die Christen zu den Wurzeln zurückkehren.
Nun versteht sich aber das Judentum grundsätzlich nicht als Bekehrungs-Religion.
Es hat sich keinen Auftrag zur Missionierung gegeben.
So ist der von Homolka erkannte Revisionismus durchaus nicht in der von ihm erspähten Richtung zu suchen.
Zu dieser Beurteilung "gehört schon was dazu", um es mit den Worten des Rabbiners Homolka oder des Theologen Heinz auszudrücken. Die Zuordnung dieser Worte ist im Text von Frau Maier-Albang nicht eindeutig erkennbar.

Zitat:
»"Der Papst hat den Text neu und wieder schlecht formuliert.
Da gehört schon was dazu."«
( 1 )

Bedauerlich ist es ebenso, daß wir nun nichts über die "Neuen Richtungen im Judentum" erfahren sollen.

Ebenso verwerflich ist es, damit gleichzeitig die Worte des Papstes in die Nähe der Progrome des Mittelalters zu rücken.

Zitat:
»Auf jüdischer Seite wecke dies Assoziationen ans düstere Mittelalter,
in dem Juden am Karfreitag Pogrome fürchten mussten und
ihre Häuser nicht verlassen durften, sagt Heinz.«
( 1 )

Da hat offensichtlich der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils niemanden im "Gesprächskreis Juden und Christen" des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ereilt.

Zitat:
»Denn die Kirche glaubt,
daß Christus, unser Friede,
Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und
beide in sich vereinigt hat.« ( 2 )

Es ist jedoch nur schlüssige Theologie, im Sinne der Frohen Botschaft der Liebe im Neuen Testament, auch für die zu beten, die den Weg nicht erkennen, auf dem sie zu ihrer Erlösung gelangen.
Es ist gerade in diesem Augenblick der nicht beachtete "Fortschritt" bei den Christen, für die Juden zu beten - anstatt sie mit Progromen - zu verfolgen.
Offensichtlich hat der Heilige Geist den emeritierte Augsburger Theologieprofessor Hanspeter Heinz mit diesem Gedanken nicht erreicht.

Aber nein, das Gebet könnte ja der Anfang für ein neues Progrom sein.
Kann es das wirklich?

Zitat:
»In der lateinischen Fassung von 1962 wird für die "Bekehrung der Juden" gebetet; das jüdische Volk wandelt dort "in Finsternis".« ( 1 )

»Das Zweite Vatikanische Konzil hatte diese Kränkung vermieden:
"Lasst uns auch beten für die Juden,
zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat",
heißt es im ordentlichen Ritus.« ( 1 )

»Auf Proteste hin ließ Papst Benedikt XVI. die anstößige Bitte überarbeiten
und präsentierte ( ... ) eine Neufassung,
in der nur "für die Juden" gebetet wird.
Das Wort "Bekehrung" wird vermieden.« ( 1 )

»Denn die Bitte schließt mit den Worten:
"Auf dass Gott ihre Herzen erleuchte,
damit sie Jesus Christus erkennen."«
( 1 )

Doch der Rabbiner Homolka ist damit nicht zufrieden.

Zitat:
»Indirekt aber, kritisiert Homolka, bleibe der Anspruch bestehen,
dass das Heil für die Juden in der Anerkennung Christi als Heiland liegt.«
( 1 )

Diese Sicht ist wohl mehr als nur ein "revisionistischer Affront" gegen den Papst.
Der Rabbiner kann aber auch nicht anders, denn er vermag dieses Gebet nicht aus dem Geist des Neuen Testamentes und seiner Frohen Botschaft zu betrachten.

Zitat:
Gott, der "will,
daß alle Menschen gerettet werden und
zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen"
( 1 Tim 2, 4 ), ( 2 )

Und wie versteht Frau Monika Maier-Albang diesen Disput?
Von ihr ist kein Kommentar zu lesen.
Diese fehlende Tatsache ist zumindest die eine Bemerkung wert.
Das kann kein aufgeklärter Journalismus sein, der das verfasst hat.
Weniger Verärgerung hätte mir das Lesen ihres Textes gewiß bereitet, wenn, ja wenn, sie noch vor ihrem leeren Notizblock einmal durch das Zweite Vatikanische Konzil von 1965 geblättert wäre und sich von seinem Geist hätte "berühren" lassen.
Vielleicht hätte sie ja auch diesen Bericht an Herrn Dobrinksi weitergeben sollen. Denn die Spannweite dieses Themas geht weit über die Lokalgrenze Münchens hinaus.

Jedenfalls bin ich dankbar, für diesen Gedanken aufgeschlossen worden zu sein. Ich werde ihn in meine Gebete mit einschließen. Mit oder ohne Erlaubnis des Rabbiners Homolka.

Diese vom Rabbiner Homolka vorgetragene Verstocktheit, die dem Judentum gegenüber dem Neuen Testament innewohnt, ist hoffentlich nicht mehr auf das Christentum übertragbar.
Selbst dann nicht, wenn ein emeritierter katholischer Theologieprofessor davon überzeugt ist, sich zum Sprecher des Rabbiners aufstellen zu müssen.

Zitat:
»Der Katholik Heinz kann den Ärger seiner jüdischen Gesprächspartner verstehen,« ( 1 )

»( ... ) forderte der Kreis Papst Benedikt XVI. auf,
die umstrittene Fürbitte wieder zurückzuziehen.
Für die jüdische Seite sei die Fürbitte ein Affront,
sagt der Sprecher des Kreises,
der emeritierte Augsburger Theologieprofessor Hanspeter Heinz.«
( 1 )

Die Bereitschaft des Katholikentages zum Dialog setzt Frau Maier-Albang in die Form des Konjuktivs.

Zitat:
»Der Katholikentag suche ja gerade den Dialog.« ( 1 )

Während sie Herrn Homolka davon "verschont" und ihn ein »Zeichen setzen« läßt:

Zitat:
»Homolka indes hält den Zeitpunkt für gekommen, Zeichen zu setzen:
"Wenn man uns ständig in die Suppe spuckt,
muss man irgendwann vom Tisch aufstehen."«
( 1 )

Was unmißverständlich mehr als ein Zeichen von Unhöflichkeit ist, sondern auch ein Zeichen für die auf eigenem Unverstehen gegründete Nichtachtung eines möglichen Gesprächspartners, von dem er sich »in die Suppe gespuckt« sieht, was in einer guten Kinderstube unzweifelhaft nicht geduldet ist.
Wobei Herr Homolka sich nicht zurückhält, indem er noch eins drauf setzt,
wenn er von einem »ständigen in die Suppe spucken« spricht.
Wie unappetitlich!

Aus demselben Grunde der Unhöflichkeit kreide ich Frau Maier-Albang diesen unterschiedlichen Gebrauch der Fromulierung sehr an.

Hier hat unmißverständlich der Vertreter der noch immer "verstimmten" Erst-Religion gesprochen, die durch eben diesen Kreuzestod "überwunden" worden ist. Es war ihre "Vorsehung", dieses Erlösungs-Geschehen vorzubereiten.
Aus diesem Heils-Grund hätte das Volk der Juden - zu keiner Zeit - von der Katholischen Kirche als "Christus-Mörder" verfolgt werden dürfen.
Was wäre wohl aus ihr geworden, hätte Gott-Vater das Flehen seines Sohnes erhört, nicht das Opfer-Lamm zu sein?

Doch angesichts dieses Streites, füreinander beten zu dürfen, drängen doch die Zweifel in die Gedanken, ob das Heil in diesem Opfer von den jetzt Streitenden um ein Gebet recht verstanden worden ist.

Trösten wir "Aufgeklärten" uns mit Galilei, dem der herrschende "Glaube" in seiner Zeit auch die Wahrheit über die Umlaufbahnen von Erde und Sonne einfach verboten hat. Was sind schon 60 oder 400 oder 2000 oder 5000 Jahre für die Fähigkeit des Menschen, sich selbst zu verstehen.


25 Adar 5768 * 2. März 2008 © Heinz Kobald


_____________________________________

( 1 ) Quelle:
Süddeutsche Zeitung, Nr. 52, 1. März 2008, Seite 6
Verärgert über den Papst
Juden sagen Teilnahme am Katholikentag ab
Monika Maier-Albang



Der Rabbiner Walter Homolka ( Foto: oh )
ist Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs an der Universität Potsdam
und Honorarprofessor der Philosophischen Fakultät.( * )

( 2 ) Aus der
»Erklärung über das Verhältnis der Kirche
zu den nichtchristlichen Religionen«

Nostra aetate
im 2. Vatikanischen Konzil, 11. Oktober 1962 - 8. Dezember 1965



( * ) ergänzt am 11. März 2008


Johannes, 8.37 - 8.43

Nachkommen Abrahams

"was geschrieben steht,
muss erfuellt werden"


Aus den
Evangelien der Apostel

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Angehörige einer Religion, die eine Erlösung als Bestandteil ihres Glaubens definiert, verurteilten sich selbst zur Diskriminierung anderer oder dem Rassismus, beteten sie nicht auch um die Erlösung derjenigen Menschen, die außerhalb ihrer Religion leben.

Eine Religion, deren Ziel die Erlösung der Menschen ist, unbewertet worin sie diese Erlösung erkennt, darf sich dem Gebet um die Erlösung aller Menschen nicht verweigern, wenn sie eine wahrhaftige Religion für die Menschen sein will.

© Heinz Kobald