Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
Startseite / EREIGNISSE / Shoah Manie Sarkozy
Shoah-Manie à la Sarkozy
Shoah Manie Sarkozy

Die Shoah-Manie des Sarkozy




Frankreich hat seinen Bush


Zitat:
»Mit Beginn des Schuljahrs 2008
sollen alle zehn- bis elfjährigen Grundschüler
die Patenschaft für eines der rund 11.000 jüdischen Kinder aus Frankreich übernehmen,
die in den Vernichtungslagern der Nazis umgebracht wurden.«
( * )

Das kündigte Staatspräsident Nicolas Sarkozy in seiner Rede beim traditionellen jährlichen Abendessens der französischen jüdischen Dachorganisation CRIF (Conseil répresentatif des institutions juives de France) an.

Die Rektorin einer Pariser Grundschule stellt die Frage.

Zitat:
»Wie sich diese Vergangenheit Kindern vermitteln ließe,
deren Familien aus Nordafrika stammen und
die eine ganz andere Leidensgeschichte haben.«
( * )

In dieser Kette von verursachender und sich bedingender Entmenschtheiten sind die Palästinenser mit ihrem Schicksal offensichtlich an letzter Stelle eingeordnet. Jedenfalls wird an eine Patenschaft für die hungernden Kinder in den Besetzten Gebieten Palästinas nicht gedacht.

Zu bedenken ist auch die Tatsache, die Entwicklung der Persönlichkeit bei Kindern im Alter von 10 Jahren ist zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht abgeschlossen. Um die Tragweite der ihren Patenschaften zugrundeliegenden Geschehens zu erfassen, sind sie noch viel zu jung.

Die regierungsnahe Tageszeitung »Le Figaro« druckte die Kritik des Philosophen Pascal Bruckner.

Zitat:
»"Die jungen Menschen werden schon seit Jahren mit der Erinnerung an die Schoah überfüttert und das hat dennoch nicht das Anwachsen des Antisemitismus in den Vorstädten verhindert".
Damit liefe man im Übrigen nur Gefahr, das genaue Gegenteil zu provozieren.«
( * )

Um Verantwortung für das Leben eines jungen Menschen zu lernen, stehen ausreichend Kinder in Palästina in ihrem bedrohten Leben für "Patenschaften" zur Verfügung. Sie müssen an der Grenze ihres Daseins ihr junges Leben erfahren.
Das ist dem Gedanken aus der Shoah, für die Lebenden zu lernen, bedeutend näher.

Tote werden weder mit dem angestrengtesten Gedächtnis noch durch "Patenschaften" wieder "lebendig". Das ist kein Zynismus. Aber die Lebendigen stehen vor ihrem Tod durch die Bedrohung mit Gewalt. Da ist es dem Zynismus näher, sich für Patenschaften von Toten zu verschwenden und die Lebenden - mit Vorsatz - in den Hunger zu treiben.

Dieser Vorsatz durchbricht für seine Ziele jedes Völkerrecht, das aus dieser Entmenschtheit des Völkermordes an sechs Millionen Juden in Europa geschrieben worden ist.

Da meldet sich der neue Präsident Frankreichs mit dem selben Tempo seiner Scheidung und Verheiratung von der Gegenwart in ein Geschehen vor sechs Jahrzehnten ab.
Ignoranter und unbelehrbarer kann sich politische Verantwortung von gegenwärtig verursachter Schuld nicht abwenden.

Erregt melden sich Lehrer und Elternverbände mit Protest.

Zitat:
»Ein Vertreter einer Grundschullehrer-Gewerkschaft
befürchtet erhebliche "psychische Störungen" bei den Schulkindern,
die sich für das schreckliche Schicksal eines Gleichaltrigen schuldig fühlen müssten,
für das sie keinerlei Verantwortung trügen.«
( * )

Es grenzt an verwegene Unverantwortung des neuen Präsidenten der Franzosen, sich selbst aus der Verpflichtung zu drücken und sie auf so junge Schultern legen zu wollen. Seine "Machtvollkommenheit" an der Spitze eines Staates läßt ihn erblinden, wie er "seine" Kinder mit der auf sie gerichtete Projektion einer fremden Verschuldung vor sechs Jahrzehnten vergewaltigt.
Teile einer Generation von Eltern haben sich ihrer Verantwortung an der Verfolgung der Juden in Europa nur ungenügend gestellt. Ein hitzköpfiger Präsident will sie auf die jüngsten Schultern seiner Nation bürden.

Die schärfste Kritik formulierte der Historiker Henry Rousso.

Zitat:
»Für ihn ist Sarkozys Initiative lediglich ein "marketing mémoriel".
( ... )
Die Vergangenheit sei unterdessen zu einer Vorratsscheune von politischen und identitätsstiftenden Themen geworden,
"aus der sich jeder nach Belieben bedienen könne, wenn dies seinen Interessen von Nutzen sei".«
( * )

Die Lebenden lernen von den Toten, doch das Gelernte kann nur den Lebendigen nützen.
Wie gedenkt Sarkozy diese "Patenschaften für die Toten" auf die Lebenden nutzbringend anzuwenden?

Davon war jedoch nichts zu hören.
Oder haben das die Stimmen des Protestes bereits übertönt?

Was wird seine neue Gattin dazu denken?
Sie singt in ihrem Chanson "Quelqu' un m' a dit!"

Zitat:
»On dit que le destin se moque bien de nous
Qu' il ne nous donne rien, et qu' il nous promet tout ... «



10 Adar 5768 * 16. Februar 2008 © Heinz Kobald


______________________________________

( * ) Quelle:
Süddeutsche Zeitung, Nr. 40, 16. Februar 2008, Seite 13
Emotionaler Elektroschock
Nicolas Sarkozy fordert Patenschaft von Schoah-Opfern
wms