Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Israel als Opfer des Terrorismus ?
Süddeutsche Zeitung, Nr.170, Dienstag, den 26. Juli 2005 , Seite 7
Israel protestiert gegen Papst-Botschaft

» Rom (KNA) - Israel hat offiziell dagegen protestiert, dass Papst Benedikt XVI. in seiner jüngsten Verurteilung der Terroranschläge in aller Welt Israel nicht unter den betroffenen Ländern erwähnt hat.
Der Apostolische Nuntius in Israel wurde am Montag ins Jerusalemer Außenministerium einbestellt, wo der Protest zum Ausdruck gebracht wurde, heißt es in einer Mitteilung der israelischen Vatikanbotschaft vom Montag. Beim Angelusgebet am Sonntag habe der Papst zwar Ägypten, die Türkei, den Irak und Großbritannien genannt, nicht aber Israel.
Das Außenministerium teilte mit, bei einer Verurteilung des Terrors müsse der Papst auch Israel nennen, das eines der “Hauptopfer des islamischen Terrorismus“ sei.
Eine solche Erwähnung wäre “gerecht und wünschenswert“. «



Kommentar:

Eine solche Erwähnung ist weder gerecht noch wünschenswert.




Israel würde sich darin nur in der von sich selbst in den Medien verbreiteten Opferrolle bestärkt fühlen, was jedoch keineswegs einer unbedingten Wirklichkeit entspricht.

Soweit der internationalen Presse zu entnehmen ist, hat Papst Benedikt XVI auch die Palästinenser nicht als Opfer des Terrorismus erwähnt. Eine dahinter stehende Begründung für diese Auslassungen kann nur vermutet werden. Es liegt jedoch die Tatsache nahe, daß von beiden Parteien in diesem Krieg um das Land der verurteilungswürdige Terrorismus ausgeht.
Es widerspricht allen Gesetzen der Vernunft und der Logik, einen Mit-Verursacher des Terrorismus nur als sein ausschließliches Opfer zu sehen.

Israel verstößt mit seiner Besatzungs- und Siedlungspolitik beständig gegen die Menschenrechte, das Völkerrecht und erklärt die völkerrechtliche Beurteilung seines Mauerbaues vom höchsten internationalen Gericht von 2004 für sich nicht bindend. Dazu äußerte sich sogar der Finanzminister Netanjahu aus dem Kabinett Sharon sehr abfällig über diese Entscheidung. Die Welt müßte verstehen, daß sich Israel mit diesem Zaun nur gegen “wilde Tiere“ schützt.

Unbestritten werden durch Israels Armee die Forderungen an eine Besatzung bei der Behandlung der Zivilbevölkerung nach der IV. Genfer Konvention nicht erfüllt.

» Israel hatte sich nach der Besetzung des Westjordanlandes und des Gazastreifens im Sechstagekrieg 1967 geweigert, die Genfer Konvention im Umgang mit den Palästinensern anzuwenden. « ( NZZ Online, 24. August 2004 )

Aus diesen Gründen kann Israel nicht als unschuldiges Opfer des Terrorismus angesehen werden. Wenn man die israelischen Soldaten bei den Kontrollen der Palästinenser erlebt, dann hört man nicht selten ihre freimütig geäußerte Einstellung zur nichtjüdischen Bevölkerung “Das sind alles Tiere.“
Von Israel selbst geht der Terrorismus aus, der auf dem politischen Parkett als Staats-Terrorismus benannt wird.

Es ist daher eine ungeheuer anmaßende politische Unanständigkeit, den Apostolischen Nuntius in Israel vor das Außenministerium Israels zu zitieren. Die Regierung Sharon zeigt dadurch wieder einmal, daß sie jegliches Maß für politischen Anstand verloren hat.


26. Juli 2005 © Heinz Kobald


Die Opferrolle, die Israel unter dem Terrorismus erleiden muß,
wird in zwei Auszügen Abriegelung und Verhör aus dem Buch GAZA von Amira Hass beschrieben.


Amira Hass, Tochter osteuropäischer Holocaust-Überlebender, ist Korrespondentin der israelischen Zeitung Haaretz und lebt seit über vier Jahren als erste und einzige israelische Journalistin in Gaza und der Westbank, derzeit in Ramallah.
Sie gilt mittlerweile als intimste Kennerin des palästinensischen Lebens.
Für ihre ungewöhnlichen und mutigen Reportagen aus dem Gazastreifen wurde sie
1999 mit dem »World Press Hero Award« ausgezeichnet.
2002 erhielt sie den »Prince Claus Award« (NL)
sowie den »Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte« (A).
»Gaza - Tage und Nächte in einem besetzten Land« ist ihr erstes Buch.


Der Heilige Stuhl gibt eine deutliche AntwortVatikanAntwort