4. November 1995:
Israels Ministerpräsident Izchak Rabin wird im Alter von 73 Jahren
bei einer Friedenskundgebung in Tel Aviv
von einem 27 Jahre alten jüdischen Rechtsextremisten Jigal Amir erschossen.
Die Kugeln trafen Rabin in seinem glücklichsten Moment
Um 21:45 Uhr Ortszeit (20.45 Uhr MEZ) hatte Izchak Rabin noch den 100.000 Teilnehmern einer Demonstration für den Frieden auf dem Platz der Könige in Tel Aviv zugerufen:
"Daß ihr hier steht, beweist es: Was alle wirklich wollen, ist Frieden und ein Ende der Gewalt."
Simon Peres, der neben ihm auf der Bühne stand:
"Er sang mit uns das Friedenslied. Es war das erste Mal, daß er zustimmte, mit uns gemeinsam zu singen. Er sagte immer, er könne nicht singen.
Vielleicht war dies der glücklichste Augenblick seines Lebens."
Als das Lied verklungen war, wandten sich Rabin und Peres, wegen Morddrohungen von 700 Polizisten geschützt, zum Gehen.
Der Attentäter, der rechtsextreme Student Jigal Amir (27), lauerte am Fuße der Tribüne.
Als Rabin um 21:50 Uhr auf dem Weg zu seinem Auto die unterste Treppenstufe erreichte, zog sein Mörder eine 9-Millimeter-Armeepistole Marke Beretta mit Dum-Dum-Geschossen, die besonders große Wunden reißen.
Er feuerte dreimal.
Eine Kugel traf den 73jährigen in der Nähe des Herzens, eine in die Wirbelsäule, eine in die Milz.
Rabin brach wie gefällt zusammen.
Der Schütze wurde blitzschnell überwältigt, bevor er die Waffe auch noch auf Peres richten konnte.
Sicherheitsbeamte brachten Rabin ins Ichilow-Krankenhaus - Notoperation. Ein hochrangiges Ärzteteam versuchte alles, um den Ministerpräsidenten zu retten - vergebens. Der Blutverlust war zu groß.
Um 23:10 Uhr starb Rabin auf dem OP-Tisch.
Um 23:32 Uhr erklärte Kabinettschef Eytan Haber: "Die israelische Regierung teilt mit tiefer Trauer und tief schockiert mit, daß Ministerpräsident Rabin am Abend in Tel Aviv getötet wurde."
Quelle: Berliner Zeitung: 06.11.1995
Man muss den Friedensprozess verfolgen,
als ob es keinen Terrorismus gäbe,
und man muss den Terrorismus bekämpfen,
als ob es keinen Friedensprozess gäbe.
Das Schlimmste wäre,
den Dialog aufzugeben.
Izchak Rabin
Die Welt ist tief betroffen über den Tod Izchak Rabins.
Die Regierungschefs vieler Länder sandten gestern ihre Beileids-Botschaften nach Israel.
Menschen legten Blumen vor die israelischen Botschaften, zündeten Kerzen an und knieten nieder.
Wut und Trauer überall.
US-Präsident Bill Clinton zeigte sich tief erschüttert: "Die Welt hat einen ihrer größten Männer verloren - einen Krieger für die Freiheit seiner Nation. " Und mit tränenerstickter Stimme fügte er hinzu: "Schalom, auf Wiedersehen, mein Freund." Der Präsident wird voraussichtlich mit den Amtsvorgängern George Bush, Jimmy Carter und Gerald Ford am Begräbnis in Jerusalem teilnehmen.
Sein russischer Kollege Boris Jelzin würdigte Rabin: "Er war ein herausragender Staatsmann, der in die Geschichte eingehen wird."
Auch Rabins ehemalige politischen Gegner waren schockiert.
Jordaniens König Hussein erklärte sichtlich gerührt: "Ich habe einen wahren Freund verloren und die Welt einen wahren Vorkämpfer des Friedens. "
PLO-Chef Jassir Arafat sagte: "Ich bin sehr traurig und betroffen."
In Deutschland würdigte Bundeskanzler Helmut Kohl den Staatsmann: "Rabin war ein großer Patriot. Er hat im Kampf für den Frieden sein Leben gelassen. "
Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen erklärte: "Die Welt hat einen großen Politiker verloren ."
Als einen "Diener seines Landes" hat Papst Johannes Paul II. Rabin gewürdigt. "Die Kugeln des Attentäters haben das Herz aller Menschen guten Willens getroffen."
Schlimm: In Sidon (Libanon) wurden Freudenschüsse abgegeben. Menschen strömten aus ihren Häusern, tanzten auf den Straßen und verteilten Blumen und Süßigkeiten.
Quelle: Berliner Zeitung: 06.11.1995
Unterricht beim Geheimdienst
Telegramm TEL AVIV - Der Mörder des israelischen Premiers Izchak Rabin, Jigal Amir hat vor drei Jahren Schießunterricht beim Inlandsgeheimdienst Schin Bet erhalten. Er hatte Rabin am 4. November in Tel Aviv erschossen. Inzwischen wurden 8 seiner Gesinnungsgenossen verhaftet.
Berliner Zeitung, 21.11.1995
Rabin-Mord von Rabbinern angestiftet?
TEL AVIV - Israels Justiz hat zwei Rabbiner vernommen, die zur Ennordung von Premier Izchak Rabin aufgerufen haben sollen. Radikale orthodoxe Juden veröffentlichten gestern einen Mordaufruf gegen Erziehungsminister Rubinstein.
Berliner Zeitung, 27.11.1995
Rabbiner verhört
Tel Aviv (dpa) - Die israelische Justiz hat gestern zwei Rabbiner vernommen, die verdächtigt werden, den Mord an Regierungschef Izchak Rabin bereits im voraus gutgeheißen zu haben. Sie sollen eine religiös begründete Rechtfertigung für den Mord verfaßt und dem späteren Attentäter Jigal Amir übermittelt haben.
taz Aktuelles, 27.11.1995 11 Zeilen, S. 2
Rabin-Mörder angeklagt
TEL AVIV - Gegen Jigal Amir, den Mörder des israelischen Ministerpräsidenten Izchak Rabin, wurde gestern offiziell Anklage erhoben. Der Prozeß soll am 19. Dezember beginnen.
Berliner Zeitung, 07.12.1995
Israelischer Politiker, Ministerpräsident 1974 bis 1977 und 1992 bis 1995,
Friedensnobelpreisträger 1994.
Rabin wurde am 1. März 1922 in Jerusalem geboren,
trat 1940 der jüdischen Selbstschutzorganisation "Palmach", dem Vorläufer der israelischen Armee, bei. Als stellvertretender Oberbefehlshaber der Palmach kämpfte er gegen die britische Verwaltung. 1946 wurde er von den Briten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, Anfang 1947 aber wieder freigelassen.
Im 1. Arabisch-israelischen Krieg (1947-1949) kommandierte Rabin eine Brigade.
Von 1964 bis 1968 war er Generalstabschef der israelischen Armee und am Sieg im Sechs-Tage-Krieg (Juni 1967) nicht unerheblich beteiligt.
Rabin war dann bis 1973 Botschafter in den USA und von 1974 bis 1977 Ministerpräsident sowie Vorsitzender der Mapai-Partei.
Von 1984 bis 1990 übernahm er das Verteidigungsministerium und wurde im Februar 1992 Vorsitzender der nun mit der Mapai-Partei vereinigten Israelischen Arbeitspartei.
Ab Juli 1992 war er wieder Ministerpräsident.
Rabin schuf mit dem Gaza-Jericho-Grundlagenabkommen vom 13. September 1993 die Voraussetzungen für die gegenseitige Anerkennung zwischen Israel und der PLO. Das Abkommen sah auch eine schrittweise palästinensische Autonomie in einigen Bereichen der zivilen Verwaltung im Westjordanland vor.
Im Juni 1994 beendeten Rabin und König Hussein II. von Jordanien in der Washingtoner Erklärung offiziell den seit vier Jahrzehnten bestehenden Kriegszustand zwischen beiden Ländern.
Zusammen mit Shimon Peres und Jasir Arafat erhielt er 1994 den Friedensnobelpreis.
Im Anschluss an eine Friedensdemonstration in Tel Aviv am 4. November 1995 wurde Rabin von einem extremistischen israelischen Gegner seiner Verständigungspolitik ermordet. Das Amt des Ministerpräsidenten übernahm daraufhin Shimon Peres.
Quelle:
http://www.discovery.de/de/pub/specials/nahostkonflikt/personen/rabin.htm
2 Cheshvan 5766 * 4. November 2005 * Heinz Kobald