Netanjahu und Liebermann
brauchen die Hamas
Herr Schmitz beweist in einem weiteren Kurz-Kommentar zur Aktuellen Politischen Lage im Nahen-Osten erneut seine Schlagfertigkeit.
Zitat:
»Netanjahu wird den Konflikt verwalten, nicht lösen.
Er und Lieberman sind die Totengräber des Nahost-Friedensprozesses.
Sie wollen die Besatzung aufrechterhalten und jüdische Siedlungen ausbauen.«
Soweit wiederholt Schmitz nur die allgemeinen Feststellungen in allen Medien.
Wobei noch keinem Jorunalisten die Tatsache in das Auge gestoßen ist,
daß eine Demokratie sich mit einer Wahl zum Parlament für eine Politik entschieden hat, die gegen die Grundsätze des Völkerrechts verstößt.
Selbst gegen die Abkommen, die Israels Regierungen mit unterzeichnet haben.
Und dann gelingt Schmitz der Quantensprung der Logik.
Zitat:
»All das käme der radikal-islamischen Hamas sehr gelegen.
Sie braucht keinen Friedensstifter in Jerusalem,
sondern einen wie Netanjahu,
der ihre Herrschaft im Gaza-Streifen mit Gewalt beenden will.
Hamas braucht Netanjahu,
denn die Konfrontation mit Israel legitimiert ihre Existenz.«
Diese Schlußfolgerung ist von Ihnen im Grundsätzlichen umgedreht worden, Herr Schmitz.
Aber für mich ist Ihre "Verkehrung" nicht überraschend.
Die kann Ihrem umfassenden Wissen als Journalist über die Hintergründe des Geschehens jedoch nicht entsprechen.
Israel ist die Nation, die ihre Existenz auf Krieg aufgebaut hat - und alle Generäle, die Ministerpräsidenten waren, - begonnen mit Ben Gurion, der Israel darauf einschwor "auf dem Schwert zu leben" - haben alles getan, um den Hass der Palästinenser auf Israel anzustacheln, und sind dann mit Vergeltungsaktionen für die Sicherheit der Existenz des Zionistenstaates in den Kampf zogen, eine Gesellschaft von unmündig gehaltenen - und belogenen - Israelis mit sich reißend.
N.b.: Die Hamas ist erst 1987 ! - nach 20 Jahren einer menschenverachtenden und völkerrechtswidrigen Besatzung und Besiedlung durch Israel während einer Intifada als Antwort darauf entstanden.
Schmitz hat wiederholt süffisant die Hamas als die Partei der Suppenküchen bezeichnet. Da hat er schon was richtig gesehen.
Doch beißt er sich mit seinem Zynismus selbst in die Wade.
Weil die Besatzungsmacht ihre Pflicht zur Versorgung der Bevölkerung in den von ihr besetzten Gebieten nach der Genfer Konvention - mit Vorsatz - nicht erfüllt hat, begann die Hamas, sich um die sozialen Nöte der Bevölkerung zu kümmern.
Es gelingt Herrn Schmitz als ausgezeichneten Journalisten, diesen Bruch des Völkerrechts vor sich selbst zu verbergen.
Insofern hat die Hamas tatsächlich ihr Entstehen der Unmenschlichkeit der Besatzungsmacht zu verdanken.
Nicht die Hamas braucht Netanjahu und Liebermann.
Die beiden "Totengräber Israels" brauchen die Hamas!
Ohne die Hamas wären sie nicht dort, wo sie heute sind.
Worauf bauen Netanjahu und Liebermann ihr politisches Programm auf?
Die Zerstörung der Hamas ist ihr Ziel.
Selbst Umfragen israelischer Medien haben ergeben, daß die Zustimmung in der Bevölkerung Palästinas zur Hamas selbst im West-Jordanland zunimmt.
Sollte das die Herren Netanjahu und Liebermann bekümmern, wäre das eine erstaunliche Erkenntnis.
Bei einem Journalisten in Deutschland sollte das schon einen Eindruck hinterlassen.
Oder ist für Herrn Schmitz in Tel Aviv diese Einstellung der Palästinenser unerreichbar?
Das wären anerkennenswerte Schlußfolgerungen für einen Journalisten, der sich schon so lange mit Israel beschäftigt - und sich selbst auch in dem Land umgesehen hat.
Schmitz schreibt offensichtliche seinen Journalismus auch mit einem Boxhandschuh.
Viellieicht schlägt er noch das Blaue Auge ein und stellt die Frage:
Ob sich eine Demokratie überhaupt gegen das Völkerrecht entscheiden darf?
Wer schlägt auf den Gong zur 1. Runde ?
21 Adar 5769 * 17. März 2009 © Heinz Kobald
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Quelle: SZ, 16.03.2009 , 14:01
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