Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Plädoyer für das Reden mit der Hamas
Olmert zu Besuch, Foto: AP  Plädoyer für das Reden mit der Hamas




Olmert zu Besuch, Foto: AP

Ein Mutiges Plädoyer
für das Reden mit der Hamas







von Christiane Schlötzer


Wieso freut sich ein Mensch, wenn ein anderer leidet?
Psychologen finden dafür andere Erklärungen als Politiker.
Die einen sprechen von Traumata, die anderen von menschenverachtenden Triumphgesten.
( 1 )

Im israelisch-palästinensischen Konflikt lassen sich Emotion und Politik schon lange nicht mehr trennen.
Deshalb ist es so einfach, alle Verhandlungen über den Frieden zur Farce zu machen.
( 1 )

Als der Attentäter von Jerusalem die Schulbibliothek stürmte,
da hatten sich nur wenige Stunden zuvor
auf dem Sinai Vertreter der radikalen Hamas
mit ägyptischen Unterhändlern getroffen,
um Chancen für eine Waffenruhe mit Israel auszuloten.
Ob der Schülermörder daher wirklich im Auftrag der Hamas handelte,
oder ob der junge Araber sich selbst den Befehl zum Töten gab,
ist fraglich.
( 1 )

( ... ) und sie zur Vergeltung für die mehr als 120 Todesopfer
israelischer Angriffe im Gazastreifen verklären werden.
( 1 )

Ein Akt palästinensischer Rache war in Israel geradezu erwartet worden.
Für Verwunderung sorgte nur,
welch symbolträchtiges Ziel der Attentäter gewählt hatte:
eine Bastion der orthodoxen Siedlerbewegung,
die ihre Schüler lehrt,
keinen Quadratmeter heiligen Landes aufzugeben.
( 1 )

Wer die Spirale der Gewalt brechen will,
der muss -
auch wenn dies wie eine scheinbar sinnlose Wiederholung
des immer Gleichen klingt -
weiter über den Frieden verhandeln.
( 1 )

( ... )

Seit ein Bruderkrieg die Palästinenser gegeneinander treibt,
ist aus dem Nahostkonflikt ein Krieg im Dreieck geworden.
Aber Israel kann darüber nicht erleichtert sein.
Denn jede Hoffnung,
dass sich der innere Zwist der Palästinenser
zum Vorteil Israels auswirken würde,
hat sich bislang als trügerisch erwiesen.
( 1 )

Die Hamas hat aus allem, was sie klein machen sollte,
nur Stärke gewonnen -
selbst aus der Isolation des Gaza-Streifens,
weil sie für die erbärmliche Lage dort stets Israel verantwortlich machen kann.
( 1 )

Die Hamas profitiert auch davon,
dass ihr Erzrivale, die Fatah von Palästinenserpräsident Machmud Abbas,
bislang von Israel nichts bekommen hat.
Weder wurden illegale Siedlungen im Westjordanland geräumt,
noch die Bewegungsfreiheit der Palästinenser wirklich verbessert.
( 1 )

Wer der Hamas den Propagandavorteil nehmen will,
muss wohl oder übel
auch die Islamisten in den Verhandlungsprozess einbeziehen.
( 1 )

Drei ehemalige israelische Geheimdienstchefs haben dies nun empfohlen.
( 1 )

( ... )

Die alten Männer haben wohl nicht vergessen,
dass auch die einst radikale Fatah zum pragmatischen Wandel fähig war.

( 1 )

Einen israelischen Strategiewechsel aber wird es nicht geben,
solange nicht auch die Regierung in Washington umdenkt.
( 1 )


--- Ende der Auszüge aus dem Text ---


Auf der Suche nach
einem Opferlamm für die Erlösung







Diese Worte von Frau Christiane Schlötzer sind so zutreffend,
ihnen habe ich nur einen Gedanken hinzuzufügen:

Es ist an der Zeit, daß die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland ihre Verpflichtungen aus Art. 25 ihres Grundgesetzes und Art. 1 der Genfer Konvention von 1949 in greifbare Taten umsetzt.

Überraschend hat vor nicht langer Zeit selbst der US-Präsident George Walker Bush es mit deutlichen Worten gesagt.
Israel muß die Besatzung beenden.
Obwohl gerade er dem früheren Ministerpräsidenten in Tel Aviv, Ariel Sharon, versprochen hat, das den Palästinensern völkerrechtswidrig geraubte Land in einem den "geschaffenen Tatsachen" entprechenden Umfang behalten zu dürfen.

Die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland vermeidet es bisher standhaft, von Ministerpräsident Olmert zu verlangen, den Landraub zu beenden und das Land - ohne Bedingungen - den Palästinensern für ihren Staat zurück zu geben.

Dafür Auszeichnungen entgegen zu nehmen ist nur ein Eingeständnis dieses Vermeidens der Aufrichtigkeit.
Es hat ohne jeden Zweifel nichts damit zu tun, mit dem Staat Israel freundschaftliche Beziehungen zu pflegen.
Denn durch die schweigsame Duldung von groben Verletzungen der Menschenrechte und schwerwiegenden Verstößen gegen das Geltende Völkerrecht in Palästina entsteht für das Deutsche Volk nur eine neue tiefe Verschuldung in seiner Geschichte, mit der es seiner erdrückenden Historischen Belastung nicht gerecht werden kann.

Ist nicht im Amtseid der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland die Verpflichtung enthalten, Schaden vom Deutschen Volke abzuwenden?

Sind nicht die Steuergelder aus Deutschland schon seit Jahrzehnten nicht Schaden genug, die nach Palästina fließen, nur weil die Militärmacht Israel ihren Landraub nicht beendet und zurück gibt, sondern auch der dort lebenden Bevölkerung jede Alimentation, zu der sie sich nach der Genfer Konvention von 1949 durch Unterschrift verpflichtet hat, seit Jahrzehnten verweigert und dazu die Lebensgrundlagen dieser Bevölkerung durch ihren Landraub beständig weiter entzieht?
Dafür zahlen Deutschland und Europa, weil das Volk der Palästinenser von den Regierungen in Tel Aviv elementar daran gehindert wird, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen.
Die EU und ihre Steuerzahler übernehmen hiermit ohne eigene Verpflichtung eine Schuld ihres Freundes Israel für die neben dem geraubten Land der israelischen Besiedlung lebenden Palästinenser.

Was, wenn die neue Mittelmeer-Union den Staat Israel aufnähme und es noch keinen lebensfähigen Staat der Palästinenser gäbe.
Unvorstellbar wären die Folgen dieser Einseitigkeit.

In der Nähe dieser Unvorstellbarkeit liegt die Türkei, die seit Jahrzehnten eine Annäherung an die EU betreibt.

Sollte in der Mittelmeer-Union ein anderes Eisen in einem anderen Feuer geschmiedet werden?
Ankara scheitert an der EU u.a. auch mit seiner Behandlung der Kurden - für Tel Aviv aber wäre die Türe geöffnet, obwohl es weiterhin auf seinem Landraub bestehen bleibt und weiterhin ein anderes Volk in seinem Machtbereich weitaus mehr unterdrückt als es Ankara gerade mit den Kurden tut?

Zudem bestehen zwischen Tel Aviv und Ankara auf vielen gemeinsamen Interessen-Gebieten enge Verknüpfungen. U.a. besteht eine enge Zusammenarbeit in der Bekämpfung des Globalen Terrorismus. Eine nicht unbedeutende ist die Erlaubnis zu Übungsflügen über dem Staatsgebiet der Türkei für die Kampfflugzeuge der IDF.

Was, wenn die IDF diese Nähe zum Iran zu einem Seitensprung über die Atomreaktoren Teherans ausnützte?
Tel Avivs Luftangriff in Syrien ist wegen seiner Nicht-Beantwortung aus Damaskus noch einmal glimpflich abgelaufen. Was suchte Tel Aviv in Syrien? Die Bodenbilder über diesen Angriff sind nicht weiter "ausgewertet" worden.
Haben die Regierungen in Tel Aviv in der Vergangenheit nicht oft bewiesen, wie wenig sie sich um die Sicherheit ihrer "Partner" sorgen, wenn sie ausschließlich ihre "Sicherheits-Interessen" im Auge haben?

Unvorstellbar? Möge dieses Szenario nur vorstellbar bleiben!
Schwitzen wir also weiter nur die "Blutstropfen im Garten Gethsemane".
Doch wer wird dieses Mal das Opferlamm für die Erlösung sein?


8 Adar 5768 * 15. März 2008 © Heinz Kobald


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Die Auszüge sind dem Artikel von Christiane Schlötzer entnommen

Trauma und Triumph
Solange Israel den Dialog mit der Hamas verweigert,
wird sich der Nahost-Konflikt verschärfen

( 1 ) Quelle:
Süddeutsche Zeitung, Nr. 58, 08. März 2008, Seite 4