Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Deutsche Bischöfe werden
auf ihrer Reise in Palästina
zu "Antisemiten"
Das 11. Gebot: Zeichnung Horsch, SZ




11. Gebot: Du sollst keine falschen Vergleiche ziehen
Zeichnung: Horsch,SZ


Auf der Suche nach dem Antisemitismus
bei Katholischen Bischöfen



Die Worte der Bischöfe

Zitat Bischof Hanke in Bethlehem:
"Morgens in Jad Vaschem die Fotos vom unmenschlichen Warschauer Ghetto, abends fahren wir ins Ghetto in Ramallah. Da geht einem der Deckel hoch." ( 1 )

Zitat Augsburger Bischof Walter Mixa:
»Der Augsburger Bischof Walter Mixa hatte von einer "ghettoartigen Situation" gesprochen, in der die Palästinenser lebten und erklärt, dies sei "fast schon Rassismus".« ( 1 )


Der Vorwurf des Antisemitismus

Zitate der Vorwürfe:
»Der Zentralrat der Juden in Deutschland warf dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke Antisemitismus vor.« ( 1 )

»Der israelische Botschafter in Deutschland, Schimon Stein, zeigte sich "entsetzt und empört".« ( 1 )

Da sind sie wieder, die Schmerzen, die nicht vergehen sollen ...
Ja, es gibt ihn noch, in unverändert Alter Denkweise!
Trotzdem will mir der Vorwurf des Antisemitismus an die Adresse der Deutschen Bischöfe wie der Steinwurf desjenigen erscheinen, der selbst im Glashaus sitzt.
Es wäre auch zu kritisieren, erinnerten sich die Bischöfe aus Deutschland beim Anblick dieser riesigen Sperranlagen und dem erbärmlichen Leben dahinter nicht an die schrecklichen Bilder über das Wirken der Nationalsozialisten in der Vergangenheit Deutschlands.
Gerade diese Bilder sind die beständige Mahnung daran "NIE WIEDER".
Nie wieder die Würde des Menschen so mit Füßen treten.

Die Worte über das Nicht-Vergessen dieser Erinnerung haben nichts mit Antisemitismus zu tun.
Die Schwierigkeit im richtigen Verstehen dieser Worte der Bischöfe liegt nur in der Richtung, in der sie sich bewegen. Sie treffen auf die gegenwärtigen Handlungen der Nachfahren der früheren Opfer des Antisemitismus.

Mit den Inhalten des klassischen Antisemitismus hat die Aussage der Bischofsworte in Palästina nichts gemein.

1. Logo of the US Campaign to End the Israeli Occupation ( Links )

Bischof Desmond Tutu aus Südafrika

Schon Bischof Desmond Tutu aus Südafrika - und er ist unbestreitbar ein Kenner der Apartheid - wunderte sich bei seinem Besuch vor einigen Jahren über die Zustände in Palästina unter der Besatzung der Israelis, die ihn deswegen so erschreckten, weil die Juden das, was sie bei ihren Verfolgungen erduldet haben, jetzt einem von ihnen unterdrückten Volk antun.
Ob den Bischof aus Südafrika damals der gleiche Vorwurf traf wie jetzt die Deutschen Bischöfe ist mir leider nicht bekannt.

Zitat Bischof Desmond Tutu:
»Aus all diesen Gründen verstehe er nicht, wie Israel nun einem anderen Volk antut, was es selbst in seiner Geschichte erfahren musste. Die Lage der Palästinenser sei ähnlich der Situation der Schwarzen in Südafrika unter der Apartheid-Regierung.
"Mein Besuch im Heiligen Land hat mich tief erschüttert", weil es ihn "so stark an das erinnert, was mit uns Schwarzen in Südafrika geschehen ist.
Ich habe die Demütigung der Palästinenser an den Kontrollpunkten und den Straßenblockaden erlebt - sie litten wie wir, wenn junge weiße Polizisten uns daran hinderten, uns von einem Ort zum andern zu bewegen." « ( 2 )


Expedition in den "Hinterhof" Israels

Diese Bezeichnung - von wem sie in dem Bericht ursprünglich gebraucht wird ist nicht nachzuvollziehen - ist anmaßend, diskriminierend und völkerrechtlich nicht haltbar. ( 3 )

Sollte sie Herr Schmitz in seinem Bericht so übernommen haben, dokumentiert er damit ein weiteres Mal seinen Unwillen zu einem "sauberen" Journalismus.
Denn der Begriff "Hinterhof" benennt jenen Teil eines Wohngrundstücks, der den Bewohnern des Hauses zur jeweilig bestimmten Nutzung gemeinsam zur Verfügung steht. Wobei es in die Hand der Hausbewohner gegeben ist, diesen "Hinterhof" als einen angenehmen Lebensraum für die Wohngemeinschaft zu gestalten.

Durch das von Herrn Schmitz gezeigte fehlende Nachdenken über den Begriff "Hinterhof" wird bewirkt, im Unterbewußtsein des Lesers die "Tatsache" abzulegen, dieses Land, das als der "Hinterhof Israels" bezeichnet wird, sei in Wirklichkeit schon ein Teil des Staatsgebietes von Israel.
Die Verwendung des Begriffes "Hinterhof" ist eine nach dem Völkerrecht unzulässige "verbale" Okkupation.

Auszüge aus dem Reisebericht von Herrn Thorsten Schmitz:

Bethlehem, 23. April - Die Reise in die andere Welt beginnt im Osten Jerusalems, wo 200.000 Palästinenser leben. In der Regel betreten Juden den Osten Jerusalems nicht.
Die Teilnehmer der Reise kommen aus den USA und waren noch nie in ihrem Leben im Osten Jerusalems.
Von ihren Eltern und ihren Rabbinern haben sie gelernt, Jerusalem dürfe nicht geteilt werden.

Der 21 Jahre alte Joshua Gensler-Steinberg aus New York gibt zu, "Den Osten Jerusalems haben meine Eltern noch nie besucht".
Die beiden Reiseführerinnen Dunja Alwan und Hanah Mermelstein sind Jüdinnen aus den USA. Sie leiten die alternativen Studientour mit dem Namen "Birthright unplugged".
Diesen Namen haben sie sich im Gegensatz zu "Birthright Israel" gegeben und ihr Reiseprogramm der Nahost-Realität angepasst.

Seit sieben Jahren führt die Organisation "Birthright Israel" jedes Jahr 12.000 junge amerikanische Juden nach Israel, um ihnen Israel von der schönen Seite zu zeigen.
Zu den auch von der israelischen Regierung gesponserten Touren melden sich jedes Jahr mehr Jugendliche an als Plätze zur Verfügung stehen.
Die Zehn-Tage-Trips in klimatisierten High-Tech-Bussen nach Jerusalem, ans Tote Meer und in die Party-Hauptstadt Tel Aviv sind deshalb attraktiv, weil sie die Teilnehmer keinen Cent kosten. Dafür bekommen sie ein sauberes Israel präsentiert, das nicht in den Nachrichten auftaucht. Es ist ein Israel ohne Nahost-Konflikt, also ohne Palästinenser.

"Birthright unplugged" dagegen ist das bewusstseinserweiternde Gegenprogramm.
Die Sechs-Tage-Tour mit Dunja Alwan und Hanah Mermelstein kostet 350 US-Dollar, inklusive Logis und warmen Mahlzeiten. Sie ist nicht ganz ungefährlich, und von Spaß kann keine Rede sein.
Im Winter und im Sommer führen die beiden Menschrechtsaktivistinnen junge Juden aus Amerika an jene Orte, in denen Juden nicht gemocht oder gehasst werden:
in die Palästinensergebiete.

Ihre Reisen führen nach Bethlehem und in das palästinensische Flüchtlingslager Daheische, nach Hebron und Ramallah, an Plätze jenseits der grünen Grenze.
Sie fahren mit palästinensischen Sammeltaxis über holprige Landstraßen, übernachten bei palästinensischen Großfamilien, führen Gespräche mit palästinensischen Muslimen.
"Birthright unplugged" zeigt den Hinterhof Israels: die Besatzung und ihre Folgen.
Dunja Alwan sagt: "Man kann nicht in Israel sein und nur ständig Party feiern.
Wir wollen die Augen öffnen und das andere Israel zeigen."

Mit wachem Blick bleiben die sechs Juden aus Amerika dicht beisammen und erreichen das hektische Zentrum von Ost-Jerusalem. Dort steigen sie in ein Sammeltaxi.
Vorbei an jüdischen Siedlungen und Kontrollpunkten der israelischen Armee rast das Taxi ins Westjordanland.
Am Eingang von Bethlehem hält es. Die Gruppe der jungen Amerikaner verstummt.
Der Anblick der Mauer verschlägt ihnen die Sprache.
Acht Meter hohe Betonquader versperren den Blick auf Bethlehem.
Der Kontrollpunkt der israelischen Armee steht da wie ein internationaler Grenzübergang.
Die Passagen verlaufen wie auf einem Flughafen, sagt Alisa Klein aus Northampton, Massachusetts, die nicht zum ersten Mal in Israel ist, aber zum ersten Mal auf Palästinensergebiet.
Taschen und Mäntel werden durchleuchtet, Pässe werden zur Überprüfung verlangt, der Weg führt durch mehrere Schleusen und Drehtüren, bis die Reisenden aus Amerika auf der anderen Seite des Walls stehen.
Auf der Seite der Palästinenser.

Die Gruppe wird Zeuge.
Eine junge Palästinenserin weint und stampft mit den Schuhen auf den Asphalt.
Sie schreit die israelischen Soldaten auf Hebräisch an, sie müsse nach Israel, ins Krankenhaus. Sie zeigt ein Formular.
Die Soldaten verziehen keine Miene, rauchen, schauen einander an und an der Frau vorbei.
Die Frau brüllt noch ein paar Minuten, dann läuft sie im Eilschritt an ihnen vorbei.
Einer warnt die Grenzsoldaten über ein Walkie-Talkie vor der aufgeregten Palästinenserin: "Passt auf!"

Noa Mandel machte sich von dem Drama Fotos und Notizen.
Sie ist ständig dabei, die Reise in die fremde Welt auf den Chip ihrer Digitalkamera zu speichern. Sie fotografiert die Mauer aus allen Einstellungen, die Wachtürme, und auch den palästinensischen Taxifahrer.
"Mein Israel-Bild", sagt die 20-jährige Studentin aus Sacramento, Kalifornien, "bestand bislang aus Besuchen an der Klagemauer, Pessach feiern und an den Strand gehen in Tel Aviv."
Sie steht jetzt zum ersten Mal in ihrem Leben auf palästinensischem Boden. Das verdankt sie ihrem Vater.

In Sacramento leitet Noa eine Jugendgruppe in der jüdischen Gemeinde. Ihre Fotos will sie in ein Album kleben und herumreichen.
"Die sollen mal sehen, wie es hinter der Mauer aussieht."
Über den Alltag jenseits von Israel erfahren die jüdischen Amerikaner in den sechs Tagen mehr, als sie verarbeiten können.

Noa notiert sich ihre Eindrücke.
"Ich hatte ja keine Ahnung! Ich bin ganz klassisch jüdisch aufgewachsen.
Mit Geschichten von Israel, aber ohne die Palästinenser."


Auch Joshua fotografiert viel.
Nach zwei Tagen in den Palästinensergebieten ist er noch nicht zu einer Einschätzung der Eindrücke fähig: "Ich bin noch am Verarbeiten."

Die wissensdurstigen Touristen überfallen den Palästinenser Dschihad Ramada mit ihren Fragen.
Ramada ist 23 Jahre alt, gelt sein Haar zurück und trägt eine Kette mit Che Guevaras Konterfei. Sie sitzen in dem Kulturzentrum im Flüchtlingslager von Daheische, nahe Bethlehem, zusammen. Ramad soll die sechs Juden aus Amerika auf den Spaziergang durch die engen Gassen im Lager der Palästinenser vorbereiten.

Ramada berichtet vom trostlosen Alltag der geflüchtet Palästinenser, von der Stärke der Hamas und wie sie sich mit Suppenküchen und Gratis-Kindergärten um die arme Bevölkerung sorgt.
Er spricht von der "Katastrophe" im Mai 1948 als der Staat Israel gegründet wurde. Der Bogen seiner Schilderungen endet mit einer Entschuldigung an die Gäste aus den Vereinigten Staaten:
"Sorry, aber mit euren Steuergeldern wird die israelische Armee mit finanziert - und auch die Mauer."

Wünsche für die Zukunft
Bei ihrer Tour durchs Lager kommen die Amerikaner an Häusern vorbei, die von israelischen Kampfflugzeugen zu Ruinen bombardiert wurden,
an Holzhütten, in denen Großfamilien mit ihren Ziegen und Hühnern leben.

Sie werden in einen Kindergarten geführt, in dem die Kinder ihre Winterjacken tragen, weil es dort keine Heizung gibt, und dürfen ein Theaterstück sehen, in dem jugendliche Palästinenser sich als israelische Soldaten verkleiden und die Intifada nachspielen.

Am Ende dieses Tages führt sie ein Sozialarbeiter in das Tiefgeschoss eines unfertigen Hauses in Daheische, das von Jugendlichen als Probenraum für ihren Zirkus genutzt wird.
Da sitzen die sechs Amerikaner auf einer Holzbank, es staubt und ist feucht und klamm, doch die Palästinenserkinder spielen und fahren Einrad, als ginge es um ihr Leben. Sie jonglieren und führen Zaubertricks vor, sie springen Saltos auf dem Betonfußboden und ziehen Grimassen.

Am Schluss ihrer Vorstellungen verbeugen sie sich artig und geben jedem Besucher die Hand.
Einem Jugendlichen stellt Noa Mandel die Frage:
"Was wünschst du dir für die Zukunft?"
Statt einer Antwort überrascht ihn die Gegenfrage: "Was glaubst du?" ( 3 )

Schmitz hat hier leichthändig einen wohlklingenden Eindruck vermittelt.
Aus welchem Grund er dabei nicht auf den Begriff des Hinterhofes verzichten wollte, ist nicht "einsehbar". Die hohe Mauer um den "Hinterhof" verhindert den "Durchblick". Jedenfalls genügt sein "Entsetzen" über das Vorgefundene nicht für einen Vorwurf des Antisemitismus.
Bewundernswert geschickt gemacht.
U.U. wären Journalisten von der Art eines Thorsten Schmitz an manchen Orten in der Welt doch die "Besseren Bischöfe".


Stimmen von Deutschen Politikern

Aber weil das selbe Erstaunen jetzt Deutsche Bischöfe ausdrücken, kann es wieder einmal nur "antisemitisch" sein - und das sogar für Grüne Politiker.

Zitat Claudia Roth:
»Die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth, sprach von einer "inakzeptablen Entgleisung" und forderte eine Entschuldigung.« ( 1 )

Da spricht wohl die Farbe der Partei für die Unreife dieser "inakzeptablen Entgleisung", eine Entschuldigung von den Bischöfen zu fordern.


Die Mahnung des Vergessens

Zitat Avi Primor:
»Avi Primor äußerte Verständnis dafür, dass das "Elend der Palästinenser" Menschen aufwühle.
Man dürfe aber mit Blick auf die Sperranlagen nicht vergessen, "woher das kommt".
Israel sei unbestreitbar vom Terror bedroht.« ( 1 )

Avi Primor überrascht mich sehr.
»Wir sollen nicht vergessen, woher das kommt.«
Nun gut, aber was sollen wir nicht vergessen?

Wenn doch auch die Deutsche Presse noch immer "vergißt", das Völkerrecht in ihren Berichten über das Geschehen in Palästina zu zitieren?
Oder unterläßt sie das aus Angst vor dem Vorwurf, das Zitieren des Völkerrechts ist dann auch Antisemitismus?

Es begann mit der Besatzung 1967 und mit der Besiedlung des im Krieg eroberten Landes der Palästinenser mit der eigenen Bevölkerung aus Israel. Damit begann die Unterdrückung der in den Besetzten Gebieten lebenden Palästinenser durch die Besatzungsmacht. Der Gedanke an "Staats-Terror" liegt sehr nahe.

Die Besiedlung von im Krieg eroberten Land mit der eigenen Bevölkerung ist der Besatzungsmacht durch das Völkerrecht verboten.

Das weiß auch die Deutsche Kanzlerin, doch auch sie sagt es nicht öffentlich.
Warum eigentlich nicht?

Verbieten die "Besonderen Beziehungen" zu Israel auf dem Geschichtlichen Hintergund der entmenschlichten Greueltaten im Deutschland der Nationalsozialisten das Zitieren des Völkerrechts, das eben wegen dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach dem Zweiten Weltkrieg niedergeschrieben worden ist?

Bedauerlich ist es doch!
Wir sollen es nicht vergessen. Wir werden aber zum Vergessen angelernt.
Mißtrauen gegenüber dem Vergessen des Völkerrechts.
Gegen vergessene Lehren kann nur Mißtrauen erwachsen.

Niemand stellt die Frage, ob dieser Vorwurf des Antisemitismus, nicht doch einen Zwillingsbruder hat?
Die "flach gehaltene" Berichterstattung in der Deutschen Presse ist auch bei diesem Vorfall für die rechtsstaatliche Demokratie in Deutschland zutiefst beschämend.


Die Instrumentalisierung des Holocaust

Der Fallschirmjäger der Israelischen Armee, Gideon Spiro,
schrieb im Mai 2002 über die israelische Besatzungspolitik:

» ( ... ) Die Unterdrückung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten durch die israelische Armee ist ein Akt von Staatsterror.
Dieser Terror schließt die militärische Belagerung von drei Millionen Menschen ein, die Tausende an den Rand des Verhungerns bringt.
Dieser Terror verhindert, dass schwangere Frauen rechtzeitig das Hospital erreichen, führt damit auch zum Tod von Neugeborenen.
Er verwehrt es auch Dialyse-Patienten, zu ihrer Behandlung zu kommen und verursacht ihren Tod.
Dies alles sind Ergebnisse von Maßnahmen der Scharon-Regierung. ( ... ) « ( 4 )


Über den Neuen Patriotismus für Deutschland

Frau Knobloch selbst hat den Deutschen mehr gesunden Patriotismus angeraten.

Im Saal der Evangelischen Akademie Tutzing sprach zum Jahresempfang die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Frau Charlotte Knobloch, über die "Frage eines neuen Patriotismus".
Die Präsidentin erfuhr viel Zustimmung für ihre Rede, in der sie über die Liebe zu diesem, ihrem Land spricht - eine Liebe trotz allem.

Zitat Charlotte Knobloch:
»Und in der sie einen neuen, positiven Patriotismus fordert.
Weil die Deutschen die Vaterlandsliebe nicht den Rechtsradikalen überlassen dürften.Es überrascht viele Gäste, was da eine jüdische Deutsche, Überlebende der Shoa, einforderte, was Jahrzehnte in Deutschland als Tabu galt: Die Liebe zum eigenen Land.
Die sei unter den Nationalsozialisten pervertiert worden und habe deshalb lange unter Generalverdacht gestanden.
Doch inzwischen hätten die Deutschen eine starke Demokratie aufgebaut. Grund genug, "stolz und dankbar" auf dieses Land zu sein, anstatt es abzuwerten oder lächerlich zu machen.« ( 5 )

Diese Worte von Frau Knobloch »anstatt es abzuwerten oder lächerlich zu machen«
erwecken in mir den Wunsch: Deutschland nicht lächerlich - machen zu lassen!

Zitat Dieter Graumann:
"Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr",
kommentierte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann. ( 1 )

Herr Graumann ist sich der Option einer Umkehrung seiner Worte nicht bewußt, die sie für die Bedeutung der Besonderen Beziehung für Deutschland zu Israel in sich bereit halten.

Der Wunsch der neuen Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland scheint weder zum Botschafter Israels in Deutschland noch zu ihrem Stellvertreter im Zentralrat vorgedrungen zu sein.

Beide letztgenannten Herren waren niemals zu Besuch in den Besetzten Gebieten, in denen die Palsätinenser unter menschenunwürdigen Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit sowie ihrer Erwerbs- und Lebensgestaltung wohnen müssen.

Diesen Besuch können die Deutschen Bischöfe für sich verbuchen und müssen sich deswegen nicht scheuen, Worte für ihr Erschrecken über das Gesehene gefunden zu haben.

Wobei auch nicht vergessen werden darf, alle von der Israelischen Besatzungsmacht vollzogenen Beschneidungen dieses Lebensraumes stellen grobe Verstöße gegen das Geltende Völkerrecht dar.
Sie dienen auch nicht der Sicherung des "Existenzrechtes des Staates Israel", sondern nur dem Erhalt der gegen das Verbot im Völkerrecht aufrechterhaltenen Jüdischen Besiedlung.


Christen in Palästina

Zitat Rheinischer Merkur vom 8. März 2007:
Von ihren christlichen Gesprächspartnern im Land erfahren die Bischöfe,
dass es den Israelis bei der Politik der Abriegelung nicht nur um Sicherheit gehe,
sondern auch um Infrastruktur für die jüdischen Siedlungen,
die sich wie riesige Festungen auf den Anhöhen im Westjordanland festgesetzt haben und
über ein nur für sie benutzbares Straßennetz verfügen.
Es geht auch um Wasser und um Land. ( 6 )

Zitat früherer Limburger Bischof Franz Kamphaus:
„Den Palästinensern geschieht Unrecht. So kann kein Friede wachsen.
Die Mauer blockiert die Straße für eine bessere Zukunft." ( 6 )

Dieser "Zustand" einer entrechteten Bevölkerung unter Besatzung währt ungehindert seit vier Jahrzehnten.
Der bewußt eingesetzte Vorwurf des Antisemitismus gegen jede Äußerung über die Lebensumstände der Palästineser in den Besetzten Gebieten soll nur von einer Tatsache ablenken, von den gravierenden Verstößen der Regierungen in Tel Aviv gegen das Völkerrecht.


19 Adar 5767 * 8. März 2007 © Heinz Kobald


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( 1 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 55, 07. März 2007, Seite 6
Empörung über katholische Bischöfe
Israels Botschafter und Zentralrat der Juden kritisieren
"antisemitische Äußerungen" bei Reise ins Heilige Land
ddp/dpa

( 2 ) Quelle: By Desmond Tutu, The Guardian, 2. Mai 2002
Apartheid im Heiligen Land - Apartheid in the Holy Land
Bischof Tutu in einem Kommentar für den "Guardian"

»Am 29. April veröffentlichte der britische "Guardian" einen Kommentar des bekannten südafrikanischen Bischofs und Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu.
Tutu gehörte zu den entschiedensten Gegnern des südafrikanischen weißen Apartheidregimes und unterstützte den Kampf seines Freundes Nelson Mandela und des ANC.
Weltweite Anerkennung wurde ihm schließlich auch zuteil durch seine Arbeit an der Spitze der "Wahrheits"- und "Versöhnungs"-Kommission".
Im Guardian-Artikel weist Tutu darauf hin, dass die jüdische Bevölkerung in Südafrika stets gegen das Apartheidregime gekämpft habe. Er selbst sei den Juden immer solidarisch verbunden gewesen und sei selbstverständlich immer für sichere Grenzen Israels eingetreten. Er ist außerdem Schirmherr eines südafrikanischen Holocaust-Zentrums.«

( 3 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 94, 24. April 2006, Seite 3
Expedition in den Hinterhof Israels - Erkenntnisse auf abgelegenen Pfaden:
Was eine Gruppe junger Menschen aus Amerika an jenen Orten erlebt,
an denen Juden gehasst werden
Von Thorsten Schmitz

( 4 ) Quelle: ND, 25. Mai 2002
"Es ist nicht erlaubt den Holocaust zu instrumentalisieren"
Von Gideon Spiro, Jerusalem, über Ariel Scharon und die israelische Besatzungspolitik
Der Beitrag erschien unter dem Titel "Scharons gefährliche Visitenkarte"
am 25. Mai 2002 im "Neuen Deutschland"

Der Autor, Gideon Spiro, 66,
wurde in Berlin geboren und emigrierte 1939 nach Palästina.
Als Fallschirmjäger der israelischen Armee nahm er an den Kriegen 1956, 1967 und 1973 teil, verließ die IDF 1982 aus Protest gegen den Einmarsch in den Libanon und wurde Mitbegründer der Organisation »Yesh Gvul«, Es gibt eine Grenze.

( 5 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 21, 26. Januar 2007, Seite 41
Die schwierige Liebe zu Deutschland
Charlotte Knobloch und Edmund Stoiber in der Evangelischen Akademie
von Monika Maier-Albang

( 6 ) Quelle: Rheinischer Merkur Nr. 10, 08.03.2007
HEILIGES LAND - Erschüttert im Schatten der Mauer
Die deutschen Bischöfe machen sich ein Bild von der Lage der Christen
Nach der Rückkehr: ein Streit um Zitate
VON RUDOLF ZEWELL, JERUSALEM