Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Nachrichten über Palästina
Vergleichendes Zeitung-Lesen einer Nachricht



»Extremisten hatten ( ... ) aus einem fahrenden Auto heraus das Feuer auf eine Bushaltestelle an der belebten Kreuzung Gush Etsion südlich von Jerusalem eröffnet.
Dabei wurden drei Israeli getötet und vier weitere verletzt.«
Quelle: NZZ Online, 17. Oktober 2005, 15:46


Die SZ:
»Jerusalem (AFP) - Nach der Ermordung von drei Israelis im Westjordanland hat Israel am Montag alle Kontakte zu den Palästinensern abgebrochen.
Die Autonomiebehörde unternehme nichts, um die Gewalt zu beenden, sagte Verteidigungsminister Seev Boim. Straßensperren im Westjordanland wurden wieder aufgebaut.
Palästinensern soll außerdem verboten werden, mit Privatautos zwischen Städten im Autonomiegebiet zu verkehren, nachdem am Sonntag drei Israelis aus einem palästinensischen Privatwagen heraus erschossen worden waren. «
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr.240, 18. Oktober 2005 , Seite 7


Die taz:
» ( ... ) Israelische Soldaten töteten unterdessen bei einem Feuergefecht in der Nähe von Dschenin im nördlichen Westjordanland ein Mitglied der radikalen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad, ( ... )
Das palästinensische Innenministerium hatte zuvor mitgeteilt, seit dem israelischen Abzug aus dem Gaza-Streifen vor einem Monat hätten palästinensische Sicherheitskräfte 17 Angriffe militanter Palästinenser auf Israel verhindert. «
Quelle: taz Nr. 7795, 17.10.2005, Seite 9, 32 Zeilen (Agentur)


Die NZZ:
»Israel setzt die meisten Kontakte mit den Palästinensern aus ( ... )
Israel hat ( ... ) die meisten Kontakte mit der palästinensischen Übergangsregierung teilweise ausgesetzt. Die Massnahmen seien vorübergehend. ( ... )
Die Städte Hebron und Bethlehem wurden abgeriegelt, Privatautos von Palästinensern dürfen die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im Westjordanland nicht mehr befahren.
Weiter sei geplant, die Hauptstrassen für israelische Autofahrer zu reservieren, während Palästinenser auf Nebenstrassen ausweichen müssten, hiess es aus Sicherheitskreisen. «
Quelle: NZZ Online, 17. Oktober 2005, 15:46


Die Welt:
»Ein Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde ( ... ) offiziell:
"Damit soll der US-Besuch von Abbas sabotiert werden."
Er gab auch bekannt, allein im letzten Monat habe die PA 17 schwere Anschläge gegen Israel verhindert. ( ... )
In Israel sehen nicht alle die neuen Behinderungen im palästinensischen Alltag als Lösung.
"Es sind doch Schritte, die letztlich den gewaltbereiten Palästinensern entgegenkommen", mahnte der Oppositionspolitiker Jossi Beilin.
Nicht nur die palästinensische Autonomiebehörde (PA), auch Israel komme Forderungen des internationalen Friedensplanes nicht nach, so Beilin: "Abwarten bis zum völligen Anti-Terrorerfolg der PA, das ist eine von Israel allein erfundene Vorstufe des Friedensfahrplans. ( ... )
Giora Eiland, Ex-General und Sicherheitsberater von Israels Premier Scharon hatte noch kurz vor den Anschlägen dringend Erleichterungen für die palästinensische Zivilbevölkerung angemahnt. Er sah dies als Wahlkampfhilfe für Abbas. ( ... ) Die neuen Behinderungen des palästinensischen Alltags bringen die Palästinensische Autonomie in endgültige Absturzgefahr. ( ... ) «
Quelle: Die Welt, 18. Oktober 2005


Dazu noch ein Urteil zum Mauerbau
» ( ... ) Der Oberste Gerichtshof in Jerusalem billigte derweil, daß der umstrittene Grenzwall im Nordosten Jerusalems palästinensische Grundstücke zerschneiden darf. ( ... )
Dem Obersten Gerichtshof zufolge darf der umstrittene Grenzzaun in der dicht besiedelten Ortschaft Dahijat al Barid nordöstlich von Jerusalem durch palästinensischen Grundbesitz verlaufen.
Dies sei wegen des hohen Sicherheitsbedürfnisses der Israelis in dieser Gegend gerechtfertigt. In zwei ähnlich gelagerten Fällen hatte das Gericht eine Änderung des geplanten Verlaufs verlangt, um die Grundrechte der Palästinenser zu schützen. Diesmal stellten sich die Richter jedoch auf die Seite der israelischen Regierung. «
Quelle: Die Welt, 17. Oktober 2005


Journalistische Meinungs-Bildung


Die SZ berichtet darüber sehr geschmälert - auf Seite 7. Die SZ zählt nur die toten Israelis.
Dazu fehlt vor allem der Hinweis auf die Verhinderung von Attentaten durch die Polizei der Autonomen Verwaltung. Die taz und Die Welt haben diese Nachricht !
Die Meldung erscheint einen Tag später als in anderen Zeitungen und ohne weitere Angaben über die damit zusammenhängenden Nachrichten.
Die SZ spricht vom Abbruch a l l e r Kontakte und nennt keinen Zeitraum für die Dauer. In der SZ werden dann nur noch die Straßensperren errichtet.

Über den Verfasser dieser Berichterstattung gibt nicht einmal ein Namenskürzel einen Hinweis !
Bei der SZ scheint es keinen Journalisten mehr für die Meldungen aus Palästina und Israel zu geben.
Jetzt erscheint ein völlig lustloser Journalismus, der – weiterhin - die positiven Tatsachen ausläßt, dass von der Polizei der Autonomen Verwaltung der Palästinenser in einem Monat 17 Anschläge verhindert worden sind.
Diese Meldung stand immerhin in zwei anderen Zeitungen.
Ebenso findet die SZ kein großes Interesse an dem geteilten Wegerecht für Jüdische Siedler und Palästinenser im West-Jordanland und schon gar nicht für Urteile des Obersten Gerichtshofes in Jerusalem.

Dazu stellt das Urteil des Obersten Gerichtshofes in Jerusalem den Abbruch der Kontakte zur Autonomen Verwaltung der Palästinenser durch die Israelischen Regierung in das entsprechende Licht.
Aber nicht einmal dieser trübe Schein fällt durch die Fenster in die Redaktion der SZ.

Auch hier ist das Sicherheitsbedürfnis Israels – sprich: der jüdischen Siedler auf dem durch den Krieg 1967 eroberten und seitdem besetzten Land der Palästinenser - durch den Bruch der Genfer Konvention bedingt, den Israel seit 38 Jahren aufrecht erhält.

Am 19. Oktober 2005 in der SZ – nichts.
Sollten meine Ansichten die SZ unangenehm berühren, dann kann ich die SZ zu diesem Gefühl nur beglückwünschen.



16 Tishrei 5766 * 19. Oktober 2005 © Heinz Kobald