Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Was fällt mir zu Deutschland ein ?

Ein Land, das zwei Kanzler regieren wollen? Wähler, die nicht genau wissen, was sie wollen?
Aber da hat die Verfassung für dieses Deutschland eine Weiche gestellt.
Die Staatsgewalt geht vom Deutschen Volke aus, aber diese Gewalt wird dann weitergeleitet an andere, die sie ausüben. ( Artikel 20 Abs. 2 GG ). Und wie sie ausgeübt wird, dabei muß das Staatsvolk, das seine Staatsgewalt an diese anderen Organe abgegeben hat, dann zusehen.
Warum teilen wir das Land nicht in zwei Teile auf, dann kann jeder der beiden Kandidaten für das Kanzleramt eine Hälfte des Landes regieren. Wer es besser macht, der bekommt dann das Ganze.

Oder das Lied der Deutschen ?
„Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt, ... “
So wie es nach der jüngsten Vergangenheit dieses Landes mißverstanden wird, so werden wir es nicht mehr singen wollen. Es ist auch nicht immer so gesungen worden. Es gab da einige Versionen, in denen es ganz anders gesungen worden ist. Das Lied, das die Deutschen heute singen, das hat August Heinrich Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland am 26. August 1841 geschrieben. Heute singen die Deutschen nur noch seine 3. Strophe als ihr offizelles Deutschland-Lied. Und das auch erst seit 1991.

3. Strophe
Einigkeit und Recht und Freiheit für
das deutsche Vaterland,
danach laßt uns alle streben brüderlich mit
Herz und Hand.
Einigkeit und Recht und Freiheit sind
des Glückes Unterpfand.
Blüh' im Glanze dieses Glückes, blühe
deutsches Vaterland!

Ja, blühen sollte es. Dieses Blühen sollte aber bald wieder geschehen, denn es hat viel von seinem Blühen eingebüßt.
Trotzdem öffnen sich da neue Blüten und wachsen - und daneben am selben Strauch - fallen andere Blütenblätter in sich zusammen und verwelken.

Maschinenbau erwartet Rekordjahr - Hoffnungen auf neue Arbeitsplätze enttäuscht
2005 wird für die deutschen Anlagen- und Maschinenbauer mit einem Produktionswert von 144 Milliarden Euro ein Rekordjahr. Doch trotz der von 3 auf 4 v.H. angehobenen Wachstumsprognose und positiver Aussichten für das kommende Jahr schreckt der Industriezweig vor Neueinstellungen zurück.

Die neue Armenspeisung
Der Bundesverband "Deutsche Tafel e.V." hat die fünfhundertste "Tafel-Gründung" in Deutschland gefeiert. Die "Tafeln" sammeln seit 1993 von Supermärkten und anderen Handelsunternehmen überschüssige Lebensmittel ein - "Jeder gibt, was er kann" - und verteilen sie an bedürftige Menschen. Inzwischen gibt es bundesweit über 1.200 Ausgabestellen. 25.000 Bürger engagieren sich heute ehrenamtlich als Tafelhelfere, um "das Leben in unserer Gesellschaft wärmer zu gestalten". Gegenwärtig müssen 500 000 Menschen mit Lebensmittelspenden versorgt werden.
“Wir können vor der wachsenden Armut nicht mehr die Augen verschließen."

Doch zurück zum Gesang der Deutschen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es gar keine deutsche, vor allem keine einheitliche Nationalhymne. Unvereint und zerstritten mit sich selbst sang jedes deutsche Land eine eigene Hymne.
Die Preußen waren da mehr siegeszuversichtlich: "Heil dir im Siegerkranz!", die Bayern dagegen mehr königstreu: "Heil unserm König, heil, Langleben sei sein Teil!" und selbst die Thüringer im kleinen Weimarer Großherzogtum sangen auf ihren Fürsten: "Möge Gott dich stets erhalten, Weimars edles Fürstenhaus".
Als deutsche Nationalhymne galt vor 1866 das Lied "Was ist des Deutschen Vaterland", gedichtet 1813 von Ernst Moritz Arndt und 1825 komponiert von Gustav Reichardt.
Die "Wacht am Rhein" wurde 1840 von Max Schneckenburger geschrieben.
Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 wurde die "Wacht am Rhein" wieder zur deutschen Volkshymne. Wenn auch die "Wacht am Rhein" heute vergessen ist, damals erfreute sie sich einer großen Popularität. Doch wirkte der deutsche Nationalstolz in ihr eher blaß gegenüber der heute noch leidenschaftlich gesungenen französischen Nationalhymne "Marseillaise".

Schließlich ist dieses Deutschland auch kein Staat ohne Vergangenheit. Nur in seiner jetzigen Gestalt ist er ein sehr junges Staatsgebilde. Außerdem hat er einen Teil davon wieder bekommen, der mehr als vierzig Jahre lang unter anderen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen regiert worden ist.
Diese Wiedereinverleibung verursacht noch heute enorme Verdauungsschwierigkeiten. Trafen da doch Millionen von Menschen aufeinander, die in völlig verschiedenen Gesellschaftsordnungen erwachsen geworden waren. Aber der heute so viel gelobte Kanzler der Wiedervereinigung hat die Deutschen darauf nicht nur nicht vorbereitet sondern sie ganz schlicht und einfach belogen. Und dieses ehemalige andere Deutschland hatte auch eine Nationalhymne! Sie begann jedoch an einem Nullpunkt in der Geschichte Deutschlands.

1. Auferstanden aus Ruinen
Und der Zukunft zugewandt,
Laß uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
Und wir zwingen sie vereint,
Denn es muß uns doch gelingen,
Daß die Sonne schön wie nie
|: Über Deutschland scheint. :|

Auch in ihr wurde gesungen "Deutschland, einig Vaterland".
"Denn es muß uns doch gelingen ... Sonne ... über Deutschland scheint."
Da war sie doch, die Gemeinsamkeit der Deutschen: In dem einen Lied das Blühen, in dem anderen Lied die Sonne. Und beides gehört zusammen. Doch die, die vom Blühen sangen, hatten die Sonne vergessen. Und die, die die Sonne besangen, für die reichte die Sonne nicht für das Blühen.
Darin scheint sich mir auch die Tragik in der Seele der Deutschen zu verstecken: Nach der Vollkommenheit streben, aber dann doch das Lebensnotwendige vergessen.

Doch waren das nicht die Worte von Ernst Moritz Arndt, die er 1813 gedichtet hatte.
Dieses Lied hatte Johannes R. Becher auf Anregung von Wilhelm Pieck geschrieben und war am 12. 10. 1949 fertiggestellt. Die erste Melodie hatte Ottmar Gerster dafür schon am 23.10.1949 fertig komponiert. Eisler und Becher waren befreundet und so spielte Eisler für das Neue Lied der Deutschen seinem Freund Becher ebenfalls eine Melodie vor. So kam es, dass das Politbüro und der Ministerrat des anderen Deutschlands die Hymne Eisler/Becher auswählten.

Was ist nun das Vaterland der Deutschen? Jetzt gab es zwei Antworten auf diese Frage.
Doch als Ernst Moritz Arndt sein Lied 1813 für das Vaterland der Deutschen gedichtet hatte, da dachte er nur an eines. Die Musik komponierte 1825 Gustav Reichardt dazu.
Vor 1866 war es das Lied der Deutschen – und es begann mit einer Frage "Was ist des Deutschen Vaterland"

1. Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Preußenland? Ist's Schwabenland?
Ist's wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist's wo am Belt die Möwe zieht?
|: O nein, o nein, o nein, o nein!
Sein Vaterland muß größer sein! :|

Dieser frühere Gedanke von einem größeren Vaterland scheint in der Jetzt-Zeit nicht besonders gepflegt zu werden. Denn nach der Aufhebung der letzten Teilung wünschen sich sogar einige das kleinere Deutschland wieder. Aber welchen von den beiden Teilen wünschen sie sich wirklich?
Viele sprechen da noch von einer Mauer, die tatsächlich in diesen vierzig Jahren für eine Zeit die beiden Teile getrennt hat. Diese Mauer aber ginge nach ihrem Fall jetzt noch durch die Köpfe der Menschen.

Und wenn wir beim Gesang der Deutschen stehen geblieben sind, dann bleibt noch die Frage nach der Sprache der Deutschen. Sprechen die Deutschen wirklich Deutsch? Und woher kommt ihre Sprache?

Was ist unter dem Begriff "Deutsch" zu verstehen ?

Der Begriff "deutsch" geht auf Karl den Großen (747-814) zurück.
In den lateinisch geschriebenen Urkunden seiner Zeit ist von einer "lingua theodisca" oder "theudisca" die Rede, die als "Volkssprache" der "lingua Romana" gegenübergestellt wird, der Sprache Roms, in der das Reich verwaltet, die christliche Botschaft verkündigt und Recht gesprochen wurde.
Der Wunsch Karls des Großen, dem Volk (gotisch: thiuda, germanisch: theuda) das Recht, das Gesetz und den Glauben in seiner eigenen Sprache zu lehren, steht am Anfang der Entwicklung einer deutschen Sprache, die als Hochsprache über den Dialekten der überregionalen Verständigung dienen sollte.

Der Volksname

Der Name für die Deutschen entsprang dem Namen für die gemeinsame Sprache der germanischen Stämme.
Diese Entwicklung begann mit dem 786 erstmals geschriebenen lateinischen Wort THEODISCUS, das abgeleitet von theoda "Volk" bedeutet. LINGUA THEODISCA benannte die "Volkssprache”, die im Unterschied zum Lateinischen gesprochen wurde.
Dieses Wort geht auf Karl den Großen zurück, der seine Sprache weder als "lingua vulgaris” noch als "lingua barbara" oder gar als "lingua gentilis” (heidnisch) verstand. Im "Capitulare Italicum" Karls des Großen von 801 bezeichnete LINGUA THEODISCA die "Sprache des nichtromanischen Volkes".
Ein ethnischer Begriff war damit noch nicht geschaffen, es war eine reine Sprachbezeichnung. Doch war LINGUA THEODISCA zu der Zeit in jedem Siedlungsgebiet noch eine andere, z.B. Alemannisch, Alt-Sächsisch, Baierisch oder Ostfränkisch. Deutsch als überregionale Verkehrssprache gab es lange Zeit östlich des Rheins nicht.

Doch woher kommen die Deutschen selbst?

Deutschland ist zum Einwanderungsland geworden. Sogar für diejenigen, die in ihrem Stammbaum Deutsche Vorfahren nachweisen können. Sie glauben, sie kommen in das Land ihrer Väter zurück. Doch sie kommen als Fremde.
Sie müssen sich unter den 82 Millionen, die da heute wohnen, auch noch einen Platz suchen.
Auf dem gesamten Staatsgebiet von 357.031 qkm leben jetzt 231 Einwohner auf einem qkm.

Einwanderungsland war das heutige Deutschland schon für die frühen germanischen Stämme.
Die Völkerfamilie der Germanen hatte sich seit 2000 v.Chr. aus ihrer Urheimat in Südskandinavien und Schleswig-Holstein über Mittel-, West- und Osteuropa ausgebreitet und war in drei große Gruppen mit wiederum zahlreichen Stämmen zerfallen. Während die Nordgermanen weiterhin in Skandinavien siedelten, gingen aus den Ost- und den Westgermanen jene Völker hervor, die die deutschen Stämme bildeten.
Die Römer kannten diese Germanen, die seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. ihre Grenzen bedrohten, aber der Versuch, die Stämme östlich des Rheins zu unterwerfen endete mit einer schweren Niederlage. Im Jahre 9 n.Chr. vernichten die Cherusker unter der Führung des Arminius in der Schlacht im Teutoburger Wald drei römische Legionen.
Für kurze Zeit war es Arminius - so nannten ihn nur die Römer - gelungen, unter der Bedrohung durch die Legionen Roms, die germanischen Stämme zwischen Rhein und Weser zu einigen. Zur gleichen Zeit schuf der Markomannenkönig Marbod in Böhmen ein erstes germanisches Reich.
Uneinigkeit und Zwietracht, die alten Wesenszüge der Germanen, zerstörten schon nach wenigen Jahren die Einigungsversuche Armins und Marbods. Der eine fiel im Kampf gegen seine Feinde, der andere flüchtete zu den Römern und starb im Exil.
Der römische Geschichtsschreiber P. Cornelius Tacitus ( 54 bis 120 n.Chr.) sammelte Nachrichten über die Germanen, wie sie ihm römische Offiziere und Händler von ihren Reisen in die Gebiete östlich des Rheins mitbrachten, und faßte die Ergebnisse in der "Germania" zusammen.
Auch für die nächsten vierhundert Jahre nach Tacitus läßt sich eine gemeinsame feste Ordnung nicht finden, in der Sachsen, Alemannen, Franken, Vandalen und Goten u.a. zusammen leben.

Welcher "Wohlstand" erwartet sie hier?

Die Zahl der Erwerbstätigen nahm 2005 um 36.000 zu, ohne Berücksichtigung von zeitbedingten Umständen stieg diese Zahl sogar um 65.000 auf 113.000. Insgesamt lag im August die Erwerbstätigenzahl bei 38,84 Millionen. In Deutschland arbeitet also weniger als die Hälfte der Bevölkerung.
Auch die Stellenangebote sind weiter gestiegen, saisonbereinigt lagen die gemeldetet Stellen um 25.000 höher als im Monat zuvor. Ob dadurch Platz für neue Arbeitskräfte von außerhalb Deutschlands im Inland wird, wenn hier noch 4,65 Millionen keine Arbeit haben? Die Zahl der Arbeitslosen ist im September um 79.000 auf 4,65 Millionen gesunken.
Von statistischen Sondereffekten bereinigt sank sie sogar um 147.000. Das ist mehr als für diese Jahreszeit üblich.
Die Arbeitslosenquote vom September lag bundesweit bei 11,2 Prozent. Im August waren noch 11,4 Prozent arbeitslos. In den alten Bundesländern sank die Arbeitslosenquote auf 9,5 Prozent, in den neuen Bundesländern auf 17,6 Prozent.
( Bundesagentur für Arbeit (BA), vom 29. September 2005 )

Die Bruttoinlandsproduktion (BIP) steigerte sich 2004 um 1,7 v.H. auf 2.178,20 Mrd. Euro
Für jeden Einwohner ( arbeitende und nichtarbeitende Bevölkerung, alte Menschen und Kinder ) sind das 26. 400 Euro.
Die Dienstleistungen stellen einen Anteil am BIP mit 69,8 v.H., die Industrie und das Baugewerbe zusammen 29 v.H. und die Landwirtschaft nur noch 1,2 v.H.
Die wichtigen Exportgüter Deutschlands sind Autos und Autoteile, Maschinen und chemische Erzeugnisse.
Der Wert der Exporte 2004 betrug 731,0 Mrd. Euro; der der Importe 575,4 Mrd. Euro. Eine mehr als ausgeglichene Handelsbilanz gegenüber den USA.
Das Bruttonationaleinkommen in 2004 betrug 2.168,82 Mrd. Euro. Davon müssen 82,5 Millionen Menschen leben.

Und in welches Land kommen sie?

Wenn sie sich hier ein Auto kaufen dann können sie 230.800 km lang fahren. Davon 11. 800 km auf Autobahnen und 41.200 km auf Bundesstraßen. Automobile sind das wichtigste Produkt im Export Deutschlands.
Wogegen diejenigen, die mit dem Zug durch Deutschland fahren wollen, das nur auf einem Schienenstrang in einer Länge von 44.400 km tun können.
Beinahe ebenso viele Kilometer hat der vor sich, der auf Fahrradwegen dahin strampeln will, nämlich 40.000 km.
Wer sich auf Wasserwegen der Binnenschifffahrt anvertraut, muß nach 7.500 km wieder am Ufer aussteigen.
Wer mit dem Flugzeug nach Deutschland kommt, der kann auf 18 Flughäfen landen. Der größte ist in Frankfurt a.M.

Aber in Deutschland werden nicht nur Landfahrzeuge hergestellt.
Ein deutscher Werftenverband baut das zurzeit modernste nichtatomar betriebene U-Boot, das U 212. Sein neuer Antrieb, die Brennstoffzelle, befähigt es zu langen Tauchfahrten. Eine neue Technik schützt es unter Wasser vor dem Aufspüren.
Dieses U-Boot wurde schon an Israel geliefert. Als Geschenk. Doch es wird jetzt auch an die arabischen Nachbarn von Israel verkauft. Deutsche Waffen in eine Krisenregion!
Ob von diesem Waffenhandel das Gewissen Deutschlands auf die Dauer unberührt bleiben kann, wird die Zukunft zeigen.
»Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.« ( Artikel 26 Abs. 1 GG )
Mit welcher Absicht dieser Waffenhandel durchgeführt wird, das kann ich offensichtlich nicht mehr beeinflussen, denn diese Kontrollgewalt habe ich ja abgegeben.

In der Luft schlagen sich die Deutschen auch nicht schlecht. Diesmal allerdings in der Zivilen Luftfahrt.
Airbus erreicht voraussichtlich in diesem Jahr für seinen A 380 einen Marktanteil von zehn Prozent.
Airbus hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2005 bereits 271 Maschinen ausgeliefert. Im Vorjahr waren es 224. Im Gesamtjahr 2005 erwartet Airbus die Auslieferung von 360 bis 370 Maschinen. In 2006 sollen es mehr als 400 sein.
Boeing will in diesem Jahr 320 und im nächsten Jahr 400 Maschinen ausliefern. 2005 haben die Kunden aufgrund eines Streikes erst 217 Flugzeuge erhalten. Damit hinkt Boeing dem Rivalen Airbus hinterher.
Danach gehört der deutsche Markt nach Großbritannien zu dem wichtigsten in Europa. Airbus geht davon aus, dass in den nächsten 20 Jahren 989 Flugzeuge in Deutschland verkauft werden für 96,6 Milliarden Dollar.

Welcher Genuß macht Deutschland so verlockend?

Doch Vorsicht, Genuß kostet. Genussmittel bringen in die Steuerkasse 18 Milliarden Euro
Im Jahr 2004 erbrachte der Konsum von Genussmitteln Einnahmen von insgesamt 18,1 Milliarden Euro aus den Verbrauchssteuern. Daran am ertragreichsten beteiligt waren die Tabaksteuer mit 13,6 Milliarden Euro und die Branntweinsteuer mit 2,2 Milliarden Euro. Auch der Kaffeegenuss brachte gut eine Milliarde Euro.
Nicht zu vergessen, die Biersteuer mit 800 Millionen Euro, die als einzige Verbrauchssteuer den Ländern zusteht, sowie die Steuern auf Schaumweine und ähnliche alkoholische Erzeugnisse mit 500 Millionen Euro.
In den letzten zehn Jahren ist die Tabaksteuer um 29,4% gestiegen.
Vor 1993 mußten die Verbraucher noch auf Tee, Zucker und Salz Steuern bezahlen.

Wie gesund ist Deutschland ?

Eine Untersuchung der Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) führte zu folgendem Ergebnis: die deutschen Kraftwerke gehören zu den klimaschädlichsten Anlagen in Europa. Unter den zehn schmutzigsten und ineffizientesten Kraftwerken sind fünf deutsche. Vier gehören zu dem Essener Energiekonzern RWE in Frimmersdorf, Weisweiler, Neurath und Niederaußem. Besonders klimaschädlich ist nach Angaben des WWF auch das Kraftwerk im brandenburgischen Jänschwalde, das von dem schwedischen Konzern Vattenfall betrieben wird.
«Deutschlands Kraftwerke sind Europas Top-Klimakiller», sagte WWF-Expertin Regine Günther.
Wegen ihres Kohlendioxidausstoßes tragen sie zur Erwärmung der Erdatmosphäre und zum Klimawandel bei.

Und was fällt mir persönlich noch zu Deutschland ein?

Daß ich im Alter von zwanzig Jahren in Istanbul im Hafen als Amerikaner von einem jungen Türken angesprochen wurde, der mich in einen Bus nach Ankara lotsen wollte?
Oder, daß ich in Belgrad an einer Bushaltestelle auf Serbisch gefragt worden bin, wann der nächste Bus kommt?
Bin ich nun ein Nationalitäten-Chamäleon? Ich schäme mich nur dann im Ausland als Deutscher, wenn sich andere Deutsche so verhalten, daß ich mich für sie schämen muß.
In Italien sah ich so eine langbeinige Deutsche, deren kurze Hotpants sehr knapp bis zum Anschlag der braunen nackten Beine reichten. Der Ladenbesitzer bediente sie mit einer zurückgehaltenen Aufmerksamkeit.
Mir bot er für meinen Einkauf sofort eine Zigarette aus seiner Hemdtasche an als ich mein bon giorno gesagt - und das prego dabei nicht vergessen hatte. Er erklärte mir, was ein echter Chianti ist, und woran ich das an dem Etikett auf der Flasche erkenne - während mir von seiner filterlosen starken Zigarette schwindlig wurde. Ich war damals kein Raucher - und bin es heute noch nicht.

Und damit trage auch ich zu einem hohen Staatsdefizit bei. Da haben wir sie wieder, die Gespaltenheit im Deutschen Wesen. Viel rauchen bringt viel Zigarettensteuer. Aber auf jede Packung Zigaretten sind unheilvolle Worte gedruckt:
„Der Bundesgesundheitsminister warnt: Rauchen schadet Ihrer Gesundheit.“ Für welchen Minister entscheide ich mich nun?
Doch das Deutsche Fernsehen hilft mir zu diesem Verständnis, wenn es mich in Werbespots so ganz persönlich anspricht „Du bist Deutschland.“ Da wächst er doch wieder, der Stolz in mir. Oder nicht? - Trotzdem weiß ich nicht so recht wieso.


12. Oktober 2005 © Heinz Kobald