"Jeder Standpunkt ist unerträglich,
aber gar keinen Standpunkt zu haben,
das ist noch unerträglicher."
Gottfried Benn ( 1866 - 1956 )
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So liest man dieses oder jenes und kämpft sich eine Weile durch die Welt der ewigen Probleme, deren jedes nie zu lösen, nur zu erleben ist, und am Ende wirft uns das Leben wieder an eine Stelle, wo wir das scheinbar Unmögliche neu probieren, das scheinbar Hoffnungslose mit neuer Begierde, mit neuem Eifer betreiben können.
Und bei dem alten, scheinbar wirklich so hoffnungslosen Spiel gibt es für den Denkenden immer den einen Trost:
daß alles Zeitliche überwindbar ist, daß die Zeit eine Illusion ist, dass alle Zustände, alle Ideale, alle Epochen des Lebens nicht nach dem Schulschema hintereinander verlaufen und kausal aneinander gebunden sind, sondern außerdem auch eine ewige, außerzeitliche Existenz haben ... oder jedes andere scheinbar in riesigen Zeitfernen projizierte Menschenideal in jedem Augenblick Erlebnis und Wirklichkeit werden kann.
Hermann Hesse
Rezensionen aus dem Nachlaß ( unveröffentlicht )
Aus »Lektüre für Minuten«, Suhrkamp Verlag, 1989