Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Gottfried Benn
aus seinen Gedichten

Gottfried Benn

- aus seinen Gedichten -


Wir tragen in uns Keime aller Götter,
das Gen des Todes und das Gen der Lust -
wer trennte sie: die Qualen und die Statt,
auf der sie enden, Holz mit Tränenbächen,
für kurze Stunden ein erbärmlich Heim.

aus »Kann keine Trauer sein«


Ein Land, ein dunkles Meer,
und dann ein Reich, das endet
so fern, daß nie sich wendet
ein Strahl hierher.
Die nur durch Tränen sahn
das tägliche Vernichten,
doch auch die Frein, die Lichten:
sie spähn, sie nahn.

aus »Ein Land«


Wer Wiederkehr in Träumen weiß,
den dämmt kein sterbliches Gefüge,
dem aufersteht der alte Kreis,
die Sphinxallee, die Sagenzüge.
Wer sich begrenzt, vollendet seine Spur,
wer trägt, damit sich nicht das Sein verletze,
verzögernd sich, den sammelt die Natur,
den Schweigenden erhalten die Gesetze.

aus »Wer Wiederkehr in Träumen weiß«