Zitat aus SZ Nr. 170/2005:
» ( ... ) Der Westen habe zwar eine Nato,
aber dem Verteidigungsbündnis fehle der Feind.
Deswegen müsse Europa
eine eigene Sicherheitsarchitektur gegen den Terror schaffen.
Peres schlug vor,
einen gemeinsamen europäischen Nachrichtendienst und
eine Anti-Terror-Einheit einzurichten.
“Siedlungsbau war Fehler“
Zur Entwicklung in Israel sagte Peres,
der Abzug aus dem Gaza-Streifen werde schneller als geplant vollzogen.
Der Evakuierung würden
weitere Siedlungsauflösungen im Westjordanland folgen.
Ungewohnt offen räumte Peres ein,
er bedauere den Bau jüdischer Siedlungen generell:
“Das Ausmaß des Siedlungsprojektes und die Wahl der Orte,
an denen sie errichtet wurden, sind Fehler gewesen.“ ( ... )«
Das "christliche" Europa hat seinerseits übersehen, Israels Besatzung in Palästina zu verhindern.
Wenn davon auszugehen ist, daß die Unruhen im Nahen-Osten mit der illegalen Einwanderung jüdischer Siedler in Palästina während des britischen Mandats bis 1948 begonnen hat, durch die Gründung des Staates Israel auf arabischem Boden – dem Terrorakte der jüdischen Untergrundorganisationen vorausgegangen sind - fortgesetzt worden ist und besonders durch die Besatzung und Besiedlung des arabischen Landes außerhalb der Staatsgrenzen Israel entgegen dem Völkerrecht - die IV. Genfer Konvention erlaubt keine Besiedlung durch den Besetzer eines fremden Landes - nach 1967 zur weiteren Steigerung dieser Unruhen geführt haben, dann kann man nicht nur, sondern muß die einzige Quelle für diese unaufhörlichen Unruhen nur in der Art der Gründung des jüdischen Staates und seiner folgenden Politik erkennen.
Soweit würde Peres in seinem Ursachen-Denken nicht zurück gehen.
Doch schien ihn etwas dazu zu bewegen, bei der Suche nach Verbündeten im Kampf gegen den Terrorismus, für die Quelle des Terrorismus in Palästina eine ursächliche Verantwortung für Israel nicht in vollem Umfange leugnen zu wollen.
Es wäre ein Grundfehler, sich mit dem Erzfeind der Arabischen Welt zu verbünden.
Aufgrund der Folgen der Juden-Vernichtung in Europa hat sich Israel durch die Belastung des Gewissens der Europäer mit dem Holocaust bereits zu einem vermeintlichen Verbündeten der USA entwickelt. Jedoch offensichtlich im zunehmenden Maße auch gegen deren eigene Interessen gehandelt.
Israel wirkt bereits jetzt schon als der große Spalter der Welten.
Israel geht es dabei nur um seine eigenen Sicherheitsinteressen, für die es mit seinen selbst zu vertretenden Handlungen - Verletzung der Menschenrechte und Verstöße gegen das Völkerrecht - allein verantwortlich ist.
Eine Verbündung mit Israel würde keine Veränderung in der Politik Israels bewirken.
Israel würde seine Verletzungen der Menschenrechte und seine Verstöße gegen das Völkerrecht keineswegs beenden.
Im Gegenteil, die Interessen Israels würden die Politik Europas und der USA zunehmend bestimmen.
Im Konflikt um den Suez-Kanal hat sich Israel 1956 bereits als freiwilliger Mitkämpfer an die Seite der Mächte Frankreich und England gestellt, um deren koloniale Herrschaft über den Suez-Kanal gegen die Verstaatlichung durch Ägypten zurück zu gewinnen.
Israels Ziel war damals schon keineswegs das der noch Kolonialen Mächte.
Es suchte vielmehr damals schon einen Beistand für seinen Kampf gegen sein arabisches Umfeld.
Das Ende der Jüdischen Siedlungen in Palästina ist weltpolitisch die einzige Möglichkeit, diese Wunde im Arabischen Fleisch zu schließen. Das ist keine "antisemitische" Forderung, sondern die seit vier Jahrzehnten geleugnete Forderung des Völkerrechts.
Weltpolitisch - auch kulturpolitisch - hat der sog. "christliche Westen" in seinem Verhalten gegenüber der muslimischen arabischen Welt grundsätzlich versagt.
Wenn die arabischen Staaten in ihrer Entwicklung noch nicht so weit sind, daß sie aus sich selbst zu einer demokratischen Staatsform finden - Israel gelingt das übrigens auch nicht, entgegen allen Beteuerungen Israels ! - dann darf sich der sog. demokratische und christliche Westen nicht als Hegemon seiner eigenen Machtinteressen in diese Staaten hineindrängen - schon gar nicht mit Militärischer Gewalt. Mit der Fortsetzung einer Kolonialen Politik durch die Vereinigten Staaten im Nahen Osten ist die Abwehrhaltung der Muslimischen Welt gegen den Einfluß des Westens nur gesteigert worden.
Eine Demokratisierung wird mit dieser Gewalt nicht erreicht, sondern die antiwestliche - besonders antiamerikanische Einstellung - siehe besonders das Beispiel Iran, in dem 1953 der CIA - durch Mord - den demokratisch gewählten Ministerpäsidenten Mohammed Mossadegh "abgesetzt" hat, weil er sich den Ölinteressen der USA nicht gebeugt hat - nur weiter gefördert.
Als Folge wurde Shah Reza Pahlevi zur amerikanischen Marionette.
Insoweit sind die entstandenen Ansätze zu einer demokratischen Entwicklung in arabischen Ländern durch die Machtinteressen der USA - bedeutungsvoll hier im Iran - in den Anfängen vernichtet worden.
Dagegen wurden un-demokratische Staatsentwicklungen unterstützt, weil die USA davon ausgingen, sie würden ihren Machtinteressen in diesem geopolitischen Feld dienen.
Die Unterstützung der Taliban in Afghanistan durch die USA hat sich dann aber doch gegen die USA selbst gerichtet.
Welch verheerende Folgen diese falsche Politik des Westens - einschließlich Europas - in den muslimischen Ländern angerichtet hat, ist jetzt in Pakistan zu beobachten.
Pakistan ist ein vom Westen und besonders von den USA gefördertes un-demokratisches Staatswesen, das dazu noch - vom Westen unterstützt und ungehindert - zur Atommacht aufgestiegen ist.
Gerade dorthin führen jetzt die Spuren von Terroristen. Das bewirkt jedoch keineswegs eine Änderung der Politik der USA - auch nicht des handlungsunfähigen Europa - die weiterhin im politischen Verbund mit undemokratischen Staaten versuchen, ihre Machtinteressen in der Muslimischen Welt mit Gewalt zu verfolgen.
Shimon Peres vermittelt keineswegs den Eindruck als hätte er ein friedliches Vorgehen als Gegenmittel für die Bewältigung des Terrorismus anzubieten. Aus der nicht zu leugnenden gewaltsamen Geschichte in der Entwicklung des Staates Israel auf seinen zionistischen Grundlagen ist dies auch nicht anzunehmen.
Die so einsichtig klingenden Äußerungen des Vizepremier von Israel über die Siedlungspolitik als Fehler sind nur als begleitende Kosmetik zu seinem Versuch einzustufen, die Europäer in einen gemeinsamen Kampf gegen den von Israel verursachten Terrorismus einzubinden.
Europa sollte nicht der Versuchung erliegen, sich der Praktiken Israels in seinem Kampf um die Erhaltung des völkerrechtswidrig besiedelten arabischen Landes zu bedienen.
Als Folge davon sähe sich die gesamte zivilisierte Welt in einem globalisierten palästinensischen Konflikt wieder.
15 Tammuz 5765 © 26. Juli 2005 Heinz Kobald
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Süddeutsche Zeitung, Nr. 170, 26. Juli 2005, Seite 1
SZ-Interview mit Schimon Peres
“Europa braucht eigene Anti-Terror-Truppe“
Israels Vize-Ministerpräsident:
Der Westen hat es versäumt, sich zu schützen -
Ägypten fahndet nach Pakistanern
Von Stefan Kornelius und Thorsten Schmitz
Presse-Quellen zu den beiden folgenden Themen:
Spuren des Terrorismus nach Pakistan ?
Ist der Bau von Siedlungen ein Fehler oder Terror ?