ging es zuletzt nur noch um Kardinal Woelki und das Erzbistum Köln.
Wie gehen andere Bistümer
mit Missbrauchsgutachten und Betroffenen um?
Die Empörung über den Umgang des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki mit Missbrauchsgutachten und Betroffenen hatte für die anderen katholischen Bischöfe zumindest einen Vorteil:
Kaum jemand interessierte sich in den vergangenen Monaten noch für das, was außerhalb des Erzbistums Köln in Sachen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch passierte oder auch nicht.
So geriet aus dem Blick, dass mancher Vorwurf an die Kölner Adresse vielen anderen Bischöfen schon deshalb erspart blieb, weil sie noch nicht so weit sind wie Woelki.
Weder haben sie Gutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in ihrem eigenen Bistum in Auftrag gegeben noch einen Betroffenenbeirat eingerichtet, wie es ihn auf Ebene der Bundesregierung seit 2015 und in Köln seit 2018 gibt.
Wie eine F.A.Z.-Umfrage ergeben hat, haben 15 der 27 deutschen Bistümer noch keine Missbrauchsstudie in Auftrag gegeben, die auch die Verantwortlichen für rechtswidriges Verhalten namhaft machen soll.
Betroffenenbeiräte gibt es erst in wenigen Bistümern.
Dabei sind mittlerweile zweieinhalb Jahre vergangen, seit im September 2018 die verheerenden Ergebnisse der Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz bekannt wurden.
Die sogenannte MHG-Studie, für welche die Wissenschaftler keinen Zugang zu den Akten hatten, sondern auf Erhebungen aus den Bistümern angewiesen waren, sollte nur ein "erster Schritt“ sein, wie oft versichert wurde.
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KIRCHE UND MISSBRAUCH - In Woelkis Schatten
VON DANIEL DECKERS UND THOMAS JANSEN
Daniel Deckers, in der politischen Redaktion verantwortlich für "Die Gegenwart“
Thomas Jansen, Redakteur in der Politik.
FAZ,22.04.2021