Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Der Versuch der Versöhnung

PRESSEMITTEILUNGEN
DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ


20.09.2012
145b

Pastorales Schreiben
(an die aus der Kirche ausgetretene Person
unmittelbar nach Kenntnisnahme des Kirchenaustritts)

Sehr geehrte/r …

mit Bedauern habe ich erfahren, dass Sie vor der zuständigen zivilen Behörde
Ihren Austritt aus der katholischen Kirche erklärt haben.
Ihre Entscheidung ist mir, wie Sie verstehen werden, keineswegs gleichgültig.
Ich würde gerne mit Ihnen über die Gründe, die Sie zu Ihrem Schritt bewogen haben,
sprechen und habe als Seelsorger auch die Pflicht,
die Motivation Ihres Kirchenaustritts zu erfragen und eine entsprechende Einschätzung vorzunehmen.

Wer in der katholischen Kirche getauft oder in sie aufgenommenen wurde,
hat ja auf seine Weise Anteil an der Sendung des ganzen christlichen Volkes
in Kirche und Welt (vgl. Lumen Gentium 31).

Katholische Christen genießen alle Grundrechte zur aktiven Teilnahme am kirchlichen Leben,
doch sind diese untrennbar mit der Erfüllung der Grundpflichten in der kirchlichen Gemeinschaft verbunden.

Im Auftrag des Bischofs muss ich Sie mit diesem Brief allerdings auch
über die Wertung des Kirchenaustritts unterrichten und über die Folgen,
die dieser in kirchenrechtlicher Hinsicht nach sich zieht.

Die Erklärung des Kirchenaustritts vor der zuständigen zivilen Behörde
stellt als öffentlicher Akt eine willentliche und wissentliche Distanzierung
von der Kirche dar und ist eine schwere Verfehlung
gegenüber der kirchlichen Gemeinschaft.

Wer vor der zuständigen Behörde seinen Kirchenaustritt erklärt,
verstößt gegen die Pflicht, die Gemeinschaft mit der Kirche zu wahren
(c. 209 § 1 CIC) und seinen finanziellen Beitrag zu leisten,
dass die Kirche ihre Sendung erfüllen kann (c. 222 § 1 CIC i.V.m. 1263 CIC).

Die Erklärung des Kirchenaustritts zieht folgende Rechtsfolgen nach sich:

Als aus der Kirche ausgetretene Person

- dürfen Sie die Sakramente der Buße, Eucharistie, Firmung und
Krankensalbung - außer in Todesgefahr - nicht empfangen,

- können Sie keine kirchlichen Ämter bekleiden und keine Funktionen
in der Kirche wahrnehmen,

- können Sie nicht Taufpate und nicht Firmpate sein,

- können Sie nicht Mitglied in pfarrlichen und in diözesanen Räten sein
(z. B. Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand
bzw. Vermögensverwaltungsrat, Diözesanpastoralrat etc.),

- verlieren Sie das aktive und passive Wahlrecht in der Kirche,

- können Sie nicht Mitglied in öffentlichen kirchlichen Vereinen sein.

Wenn Sie eine kirchliche Ehe schließen möchten, muss zuvor
eine Erlaubnis zur Eheschließungsassistenz beim Ortsordinarius eingeholt werden.
Diese setzt Versprechen über die Bewahrung des Glaubens
und die katholische Kindererziehung voraus.

Ebenso kann Ihnen, falls Sie nicht vor dem Tod
irgendein Zeichen der Reue gezeigt haben,
das kirchliche Begräbnis verweigert werden.

Vielleicht haben Sie die Tragweite Ihrer Entscheidung nicht ermessen
und möchten diesen Schritt rückgängig machen.
Ich lade Sie ein, ein Gespräch zur Klärung mit mir
oder einem anderen katholischen Seelsorger Ihrer Wahl zu führen.

Aber auch dann, wenn Sie nicht an eine Änderung Ihres Entschlusses denken,
bin ich an einem Gespräch mit Ihnen interessiert
und würde mich disbezüglich über Ihre Rückmeldung freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer