Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Die Rosine im Gärenden Teig
Leserbrief der Israel Lobby

Der Leser Brief der Israel Lobby



Aber wie stimmt das Habit des Autors dazu?
Wenn ein Prof. Dr. das so sagt, dann sollte es stimmen.
Denkt der Leser! Verlangt der Leser!

Zitat:
»Die Mandatsmächte haben
diesem neuen Staat Land zugewiesen
(und garantiert)«
( 1 )

Doch so stimmt es nicht. Sollte Herr Brake das nicht besser wissen müssen?
Hat die SZ-Redaktion über den Leserbrief "zu schnell" hinweg gelesen?
Für die Verteidiger Israels eine gelungene Platzierung.
»Dem neuen Staat wurde Land zugewiesen. Sogar mit Garantie!«

Mitteilungen dieser Art verstreut die Israel-Lobby mit Vorliebe in der Öffentlichkeit, um das Herausfinden der Wahrheit bewußt zu beirren.
Wieder einmal eine subtile Botschaft, die den Anspruch Israels auf das Land "beweisen" soll.
Es wird schon was hängen bleiben an den Lesern!
Eine Vielzahl von Falsch-Meldungen erzeugt beim Betrachter dann einen dubiosen Wissensstand über eine nicht vorhandene Wahrheit.

Verschwiegen wird auch hier wieder der vollständige Inhalt des Briefes des Außenministers Balfour Ihrer Majestät. Der sprach keineswegs von einem "neuen Staat".
Dazu ganz wichtig die UN-Resolution 181.
Mit ihr wurde einem »jungen Staat kein Land zugewiesen«, sondern das Land im Mandatsgebiet Palästina zwischen den zionistischen Einwanderern und der arabischen Bevölkerung aufgeteilt.
Aber diese UN-Resolution hat Herr Prof. Dr. Brake in Berlin ganz offensichtlich auch nicht gelesen.
Vielleicht fehlt ihm sogar das Wissen über ihre Existenz. Na, gut, man kann ja nicht alles wissen.

Die Wahrheit aber ist, es gab keinen Staat, dem Land zugewiesen worden ist.

Schon gar nicht mit der Garantie von mehreren Mandatsmächten.
Die gab es auch nicht.
England allein verwaltete das Mandatsgebiet Palästina.
Als Durchgangsland für seine Ölquellen im Irak nach der Aufteilung des Osmanischen Reichs zwischen Frankreich und England.

Die andere Frage, wie konnte das an den Augen der SZ-Redaktion "vorbei schlüpfen"?

Zitat:
»Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion.
Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.«
( 2 )

Könnte ein Nicht-Kürzen evtl. doch als Meinungsäußerung verstanden werden?
Noch dazu, wenn diese vertretene Meinung so offensichtlich nichts von der Wahrheit der Geschichte widerspiegelt? Muß sich die SZ-Redaktion dabei nicht doch den Vorwurf einer "gewissen Nachlässigkeit" gefallen lassen?
Vielleicht sogar Beihilfe zur Verbreitung von Falsch-Meinungen?

Dazu in einer fatalen Verpackung, auf der durchaus eine Kritik am Verhalten des Staates Israel in Palästina auszumachen ist. Wir wollen doch die Kritiker besänftigen, dafür schieben wir eine andere Botschaft dazwischen.
Doch, doch, den Anspruch auf das Land hat Israel, garantiert.
Eine derart gelungene Untermischung der Rosine Wahrheit in einen gärenden Teig ist mir bisher noch nicht begegnet. Die Rosine schmeckt falsch! Der Bäcker wird seine Kunden mit diesem Gebäck nicht erfreuen.

Zumal die Redaktion beteuert
»Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion«,
und sie auch Texte kürzen kann.
Warum dann nicht diese offensichtliche Fake-Behauptung?


20. Mai 2017 © Heinz Kobald


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( 1 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, 16. Mai 2017, Seite 15
Lehren aus der Geschichte
Die Geschichte des israelisch-palästinensischen Verhältnisses
setzt bereits vor dem Krieg 1948 ein und prägt es nachhaltig.
Prof. Klaus Brake, Berlin

( 2 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, 16. Mai 2017, Seite 15
Forum
Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion.
Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.
Außerdem behalten wir uns vor,
Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung
und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen.
forum@sueddeutsche.de


Um Herrn Prof. Dr. Brake, Berlin, gerecht zu werden.
Hier der volle Wortlaut des abgedruckten Leserbriefes:

»Lehren aus der Geschichte
Die Geschichte des israelisch-palästinensischen Verhältnisses setzt bereits vor dem Krieg 1948 ein und prägt es nachhaltig. Zuvor wurde Israel ja sozusagen "Gast" in Palästina:
Die Mandatsmächte haben diesem neuen Staat Land zugewiesen (und garantiert) ohne eine Agreement mit den dort längst Ansässigen.
In einem solchen Fall sollte ein neuer "Mitbewohner" alles daran setzen, eine gedeihliche Nachbarschaft zu entwickeln. Das ist so nicht geschehen. Seitdem zerfrisst Unzufriedenheit diese Region.
Diese Seite fortwährender Konflikte und Meinungsverschiedenheiten wird gemeinhin nicht thematisiert.
Das ist fatal. Denn damit erscheinen aktuelle Konflikte/Bedrohungen zum Teil voraussetzungslos, und wohlmeinende Ratschläge an Israel können kurzerhand als antisemitisch klassifiziert werden.
So aber kommen wir nicht weiter.
Dieses Problem muss produktiv angegangen statt verdrängt werden; anderenfalls ist das Wohnrecht der Juden dort nicht langfristig zu sichern.
Es liegt in unser aller – aber vor allem auch Israels – Interesse, damit voranzukommen.
Prof. Klaus Brake, Berlin«