Bombeneinschlag im Gaza 2009, Foto: Reuters
Freundschaft und Mitschuld
Die Feinde des Friedens
Zitat:
»Zu den Berliner Pflichten zählt es auf der anderen Seite,
sich innerhalb der EU gegen anti-israelische Stimmungen zu stemmen.
Wenn skandinavische und andere Regierungen die Zeit für gekommen halten,
Israel an den Pranger zu stellen,
muss die Bundesregierung daran erinnern,
dass der Frieden in Nahost Feinde kennt namens Hamas und Hisbollah.« ( 1 )
Zur Beleuchtung dieser "Berliner Pflicht" gehört die Entstehungsgeschichte dieses Feindbildes über die beiden genannten Organisationen. Der schlichte Hinweis des Kommentators, Hamas und Hisbollah sind die Feinde eines Friedens in Nahost, ist einer unaufgeklärten Demagogie zuzuordnen.
Die Schaffung des Staates Israel hat den politischen Willen in der Arabischen Welt erst aus seinem Schlummer heraus gerissen.
Zitat:
»Politisch hatten die Schiiten lange keine Rolle gespielt.
Erst Ende der 1960er-Jahre begannen die Schiiten sich zu organisieren.
Der aus dem Iran entsandte Mufti Moussa a-Sadr gründete 1974 die Amal-Miliz ("Hoffnung"), aus der schrittweise eine politische Partei wurde, mit der die Schiiten aber immer unzufriedener wurden.« ( 3 )
Zu der Zeit begann die Besatzung und Besiedlung des Landes durch Tel Aviv, das die UN den Palästinensern für ihren eigenen Staat zugeteilt hatte. An den Geburtswehen der Hisbollah hat sich die Verteidigungs-Armee Israels handgreiflich beteiligt.
Zitat:
»Als Israel im Juni 1982 im Libanon einmarschierte,
war die Geburtsstunde von Hisbollah gekommen:
Auf Betreiben des Iran wurde eine neue Miliz gegründet,
die bei Baalbek in der Beqa-Ebene Ausbildungslager aufbaute und
die vom Iran auf dem Weg über Syrien
großzügig mit Waffen und Geld unterstützt wurde.« ( 3 )
Die undifferenzierte Nebeneinanderstellung von Hamas und Hisbollah suggeriert zudem eine ständig bestehende Aktionsbereitschaft von ihrem Beginn an. Ebenso wie ihre Entstehung hat der um seine Sicherheit und Existenz sich sorgende Verursacher sie auch noch durch eigenes Handeln miteinander verknüpft.
Zitat:
»Direkte Kontakte gab es erst,
als Israel 1992 über 400 Hamas-Aktivisten
aus dem Gazastreifen in den Libanon deportierte.« ( 3 )
Die Nennung von Hamas und Hisbollah in einem Atemzug täuscht zudem noch eine nicht vorhandene Gleichheit vor.
Zitat:
»Während die palästinensische Hamas
aus der sunnitischen Moslembruderschaft Ägyptens hervorgegangen ist,
handelt es sich bei Hisbollah - der "Partei Gottes" -
um eine schiitische Bewegung, die ihre Stärke daraus ableitet,
dass die Schiiten mit rund 30 Prozent der libanesischen Bevölkerung
die größte muslimische Gruppe dort darstellen.« ( 3 )
Nicht nur ihre politische Motivierung ist unterschiedlich, vielmehr trennen sie religiöse Abgründe.
Zitat:
»Sonst verbindet beide nicht viel.
Zumal gerade unter sunnitischen und schiitischen Islamisten eher Abneigung und Hass als Zuneigung und Verbrüderung angesagt sind.
Die sunnitischen Moslembrüder zum Beispiel
betrachten die Schiiten insgesamt als Abtrünnige vom wahren Glauben und
das lässt nicht mehr als eine zweckgebundene Allianz zu.« ( 3 )
Um eigene Machtansprüche zu verschleiern war es immer schon nützlich, die Gegenseite in ein unmenschliches Bild zu setzen, um die Hemmschwelle für die eigenen Verbrechen nicht nur herabzusetzen, sondern sie geradezu noch moralisch zu rechtfertigen.
Zitat:
»Auch aus einem anderen Grund dürfte Hamas kaum damit rechnen können,
dass Hisbollah in Solidarität eine zweite Front gegenüber Israel eröffnet:
Hisbollah ist es nach jahrelangem innerlibanesischem Streit gelungen,
wieder Einzug zu halten in die Beiruter Regierungskoalition und diese Regierung fühlt sich an die Abkommen gebunden, die 2006 den letzten Libanonkrieg beendeten.
Darin heißt es unter anderem,
dass keine Angriffe mehr auf Israel durchgeführt werden dürfen.« ( 3 )
Der Betrachter stößt durchaus auf die Frage, welcher Feind hat hier sein Schreibwerkzeug mißbraucht?
Der Feind des Friedens oder der Feind der Wahrheit?
Zitat:
»Heute, über zwanzig Jahre nach ihrer Gründung,
haben Hisbollah und Hamas Wahlen gewonnen und
stellen in ihren Ländern Minister.
»Doch ihre riesige Popularität in der islamischen Welt
verdanken sie nicht ihrer Regierungsarbeit«, sagt Atrissi.
Sondern Israel.« ( 4 )
Anhand der zeitgeschichtlichen Spuren sind wohl eher als Eltern dieser beiden ungeratenen Kinder die völkerrechtswidrige Besatzung und der menschenverachtende Landraub, der sog. "Besiedlung" durch Tel Aviv, auszumachen,
die die arabische Bevölkerung
in dem im Krieg 1967 eroberten Land entrechtet,
ihr das Land stiehlt und unmenschlich unterdrückt.
Daher sollte sich der mahnende Zeigefinger aus Deutschland nicht allzu hoch empor recken, um vor den Kindern dieses Besatzungsterrors aus Tel Aviv zu warnen.
Deutschlands Regierung geräte hier allzu unbesonnen
in das Fahrwasser ihrer eigenen Unglaubwürdigkeit.
Auch hier gilt der Kanzlerin Wort:
Nicht die Wirkung mit der Ursache verwechseln.
Ganz besonders deswegen, weil die so wahren Worte der Kanzlerin immer noch vom Wind aus dem Spreewald am Land der Palästinenser vorbei in die Wüste geweht werden.
4 Av 5769 * 25. Juli 2009 © Heinz Kobald
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