Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Israelische Siedlungen verletzen
die Menschenrechte der Palästinenser
Die Herren des Landes, Idith Zertal


Out of bounds für Palästinenser




Text-Teil aus DIE ZEIT:

"Wer jemals eine jüdische Siedlung in den besetzten palästinensischen Gebieten besucht hat, weiß, dass »Siedlung« eine Verniedlichung ist – meist handelt es sich um kleinere oder größere Städte mit vollständiger Infrastruktur.
Und wer das Westjordanland in den vergangenen zehn Jahren häufiger gesehen hat, konnte beobachten, wie radikal die Landschaft sich verändert hat – besiedelt, zerschnitten von Straßen, geteilt in Zonen und Kantone.
Die Siedlungen und ihr eigenes Straßennetz, out of bounds für Palästinenser, sind in Beton gegossene Fakten, die das Entstehen eines palästinensischen Staates immer unwahrscheinlicher werden lassen.

Der »geistige Vater« des Siedlungsprojekts heißt Ariel Scharon,
und obwohl er seit bald zwei Jahren im Koma liegt,
arbeitet sein »Masterplan«, wie die Autoren dieses Buches sagen, weiter:
möglichst viel Land gewinnen und die Palästinenser dominieren.

Es wäre verfehlt zu glauben,
der ehemalige Ministerpräsident Israels
habe die Siedler im Gaza-Streifen 2005 zum Abzug gezwungen,

weil er einsichtig geworden sei
– schließlich ist es nach internationalem Recht
»einer Besatzungsmacht untersagt,
eigene Bevölkerungsanteile
auf das okkupierte Territorium zu verlegen«.

Dieses »schmerzhafte Zugeständnis« entsprach vielmehr einem durchgängigen Muster:
Hier ein paar Opfer bringen,
um anderswo die Landgewinnung zu forcieren.

Die Mauer, die Israelis und Palästinenser trennen soll
– sie hat mittlerweile eine Länge von über 400 Kilometer erreicht –,
dient diesem Zweck:
Sie schlängelt sich tief durch palästinensisches Territorium und verlagert große jüdische Siedlungen auf die israelische Seite des Zauns – quasi eine Annexion.

Die Historikerin Idith Zertal und der Journalist Akiva Eldar,
namhafte israelische Intellektuelle,
haben ein beeindruckendes Standardwerk über die Siedlerbewegung vorgelegt,
die erste umfassende Untersuchung überhaupt.

Sie haben sich an ein heißes Eisen gewagt, denn kein Thema ist im Israel-Palästina-Konflikt so umstritten und politisch aufgeladen wie dieses.

Die Siedlungen stehen einem Frieden im Nahen Osten im Wege,
verletzen die Menschenrechte der Palästinenser und
belasten die israelische Demokratie.
Streng wissenschaftlich und faktisch unangefochten,
dabei glänzend geschrieben und aus dem Englischen ausgezeichnet übersetzt,
stellen die Autoren die Geschichte der Siedlungen
sowie die Ideologie der Siedler dar.
Sie zeigen, welch gravierenden Beitrag
alle staatlichen Institutionen geleistet haben,
um dieses Projekt zu einem Monster zu machen,
das Israel mittlerweile selbst gefährdet."


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Quelle:
DIE ZEIT, 18.10.2007 Nr. 43
Wilder Westen im Heiligen Land
Zwei israelische Autoren kritisieren die jüdische Siedlerbewegung
Von Alexandra Senfft


eingetragen am 13. Dezember 2007 von Heinz Kobald