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Kritische Hilfe für Pakistan Im Nachhinein stößt die Hilfe für die Opfer des Tsunami manchem Spender bitter auf. Wohl zum ersten Mal war die Hilfe größer als die Not. Es wäre aber eine Verheerung, wenn derartiger Unsinn oder das verunsichernde Gefühl, zur Jahreswende zu viel des Guten getan zu haben, jetzt zur Abstinenz führte. Doch ist es keineswegs so, dass aus dem überwältigenden Echo, das der Tsunami weltweit auslöste, nichts zu lernen wäre. Politisch engagierte Helfer beklagen zu Recht, dass über die Soforthilfe die Prüfung von Ursachen und Konsequenzen einer Katastrophe völlig vernachlässigt würde. Thomas Gebauer, der Geschäftsführer von medico international, prangert die Wiederaufbauhilfe in Sri Lanka an. ( Interview Ende November im Kursbuch ) Unter dem Vorwand, man wolle sie vor der Gefahr aus dem Meer schützen, siedelt die Regierung Kleinfischer ins Landesinnere um, zum Nutzen der kapitalintensiven Fischerei und großer Hotelbetriebe. Angesichts derZustände in Pakistan kann einen der Zorn packen. Dort herrscht General Pervez Musharraf, ein Diktator, der seit dem 11. September 2001 vom Westen hofiert wird. Jahr für Jahr steckt er Unsummen in die Rüstung, das arme Land leistet sich ein eigenes Atomprogramm. Aber zur Bergung der Erdbebenopfer fehlen ihm die Mittel. Das Problem ist nur: All die Einwände nützen den betroffenen Menschen nichts. Und ohne private Spenden wird es für viele tausend Opfer in Pakistan keine Rettung geben. Im Norden Pakistans und im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Indien droht eine humanitäre Katastrophe noch größeren Ausmaßes als nach der Todeswelle in Südostasien. Es ist eine Gegend, in die sich allenfalls Extremkletterer verirren und auch Hilfsorganisationen und Reporter nur unter Mühen vordringen. Hier sind etwa 3,5 Millionen Menschen obdachlos geworden. Der Winter ist angebrochen und diese Menschen werden ohne Hilfe von außen erfrieren. 550 Millionen Dollar sind nötig, um das Unglück noch abzuwenden. Es gibt staatliche Zusagen, die etwa ein Fünftel des Bedarfs abdecken würden. Private Spenden gehen nur tröpfelnd ein. Es reicht beileibe nicht, aber Frost und Kälte nehmen darauf keine Rücksicht. Eine wissenschaftliche Untersuchung unter Spendern des Malteser Hilfsdienstes hat ergeben, dass die Bürger mehr spenden, wenn sie gut über die Zustände informiert werden, und nicht, wenn heftig auf die Tränendrüse gedrückt oder ans Verantwortungsgefühl appelliert wird. Die Fakten sind leicht zu beziffert: Am dringendsten werden in Pakistan winterfeste Zelte gebraucht. In ein Zelt passen sieben Menschen. Ein Zelt kostet 250 Euro. Benötigt werden bis zu einer halben Million dieser Notunterkünfte. Macht 125 Millionen Euro. Lassen Sie uns bitte einen Beitrag leisten. Quelle: DIE ZEIT- 47/2005 - 17.11.2005 Zelte für Kaschmir - Bedroht von Kälte und Diktatur: Pakistans Erdbebenopfer brauchen unsere Hilfe, Von Giovanni di Lorenzo 17. November 2005 * Heinz Kobald |