Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Gastarbeiter in der EU
Entwicklungshelfer ihrer Heimatländer
Die Weltbank veröffentlichte am 16. November 2005 eine Studie.
Rund 200 Millionen Menschen arbeiten außerhalb ihrer Heimatländer.
In den USA und Deutschland wurden in 20 Jahren 70 v.H. der Zuwanderer in allen Industriestaaten aufgenommen.

Ausländische Beschäftigte in reichen Industriestaaten lindern die extreme Armut in den Entwicklungsländern.
In 2005 werden die Arbeiter in der Fremde rund 232 Milliarden $ in ihre Heimat überweisen.
Davon werden rund 167 Milliarden $ in Entwicklungsländern erwartet.

Entwicklungsländer überleben mit den Überweisungen ihrer Gastarbeiter in Europa:
nach Indien flossen 21,7 Milliarden $,
nach China: 21,3 Milliarden $,
nach Mexiko: 18,1 Milliarden $ und
auf die Philippinen: 11,6 Milliarden $.

In 10 Jahren sind die Überweisungen der Arbeitskräfte aus den Entwicklungsländern in ihre Heimat schnell gestiegen:
In 2001 waren es noch 96,5 Milliarden $. Im Jahr 2005 könnten es nach Berechnungen der Weltbank 167 Milliarden $ werden.
Diese Geldströme sind für viele Volkswirtschaften eine wachsende Einnahmequelle an ausländischen Devisen:
In 2004 betrug ihr Anteil 6,7 v.H. am Import der Entwicklungsländer und 7,5 v.H. an den heimischen Investitionen .

Industriestaaten erhalten einen Kapitalzufluß aus der Arbeit ihrer Bürger im Ausland.
In den Zahlungsbilanzen der wirtschaftlich kränkelnden Industriestaaten werden sie mit Freude eingesetzt.
Im Jahr 2004 überwiesen im Ausland tätige Franzosen 12,7 Milliarden $, die Spanier 6,9 Milliarden $, die Belgier 6,8 Milliarden $ und die Deutschen 6,5 Milliarden $.
Diese Summen stammen aus den Einkünfte von Diplomaten, EU-Beamten, Managern und gut entlohnten Beratern in der Internationalen Entwicklungshilfe.
Mit einem bitteren Lächeln sehe ich in der Hilfe zur Entwicklung in anderen Ländern eine willkommene notwendige Hilfe in den Geberländern.

Unter Hinweis auf den sich in Deutschland auflösenden sog. Generationen-Vertrag betont die Weltbank, die meist jungen Zuwanderer leisten einen bedeutenden Beitrag zur Zahlungsfähigkeit der Rentenversicherung.

Die Geldsumme von 232 Milliarden $ aus den Verdiensten der meist ungelernten Arbeitskräfte ist mehr als das Zweifache der weltweiten Entwicklungshilfe .
Darin nicht enthalten ist eine Summe von mindestens 80 Milliarden $, die jedes Jahr auf anderen Wegen, über Verwandte und Freunde, die ärmsten Länder erreichen.

Die Weltbank ermahnt die Gastländer, neben der sozialen Stellung der Zuwanderer in den sie aufnehmenden Gesellschaften auch die Bedingungen für die internationalen Geldüberweisungen zu verbessern.
Dem geringen Betrag der einzelnen Überweisung steht die überhöhte Gebühr von 10 v.H. bis 15 v.H. in einem ungerechtfertigten Maße gegenüber.

Sieben Zehntel der weltweit jährlich erfassten Überweisungen in Heimatländer gehen auf die Konten in armen Staaten.

In kleinen Entwicklungsländern füllen diese Verdienste ihrer Gastarbeiter einen sehr großen Anteil am Bruttoinlandsprodukt auf.
Der Inselstaat Tonga im Südpazifik erreicht mit 31,1 v.H. die Spitze, in Moldawien erreicht dieser Anteil 27,1 v.H., in Lesotho 25,8 v.H. und in Haiti 24,8 v.H.
In Bosnien-Herzegowina bestreiten die Zahlungen von Landsleuten aus den ehemaligen jugoslawischen Nachbarländern und aus Westeuropa mit 22,8 v.H. mehr als ein Fünftel der heimischen Wirtschaftskraft.

In ihrem Bericht streicht die Weltbank besonders heraus:
Mit den Überweisungen aus Lohneinkünften aus dem Ausland wird das Elend in den Bevölkerungen der ärmsten Staaten zurückgedrängt.
Dadurch ist die Zahl der Armen in Uganda um 11 v.H. zurück gegangen, in Bangladesch um 6 v.H. und in Ghana um 5 v.H.
Mit dem Geld fördern die Familien die Ausbildung ihrer Kinder oder gründen Kleinunternehmen in der Heimat.

Quelle der Zahlenangaben: Süddeutsche Zeitung, Nr. 265, 17. November 2005, Seite 20
Verdienste für die Heimat - Gastarbeiter lindern die Armut in ihren Herkunftsländern, von Christian Wernicke


Die jetzigen Industrienationen stehen davor, eine Verpflichtung erfüllen zu müssen, die sie als Kolonialmächte schändlich versäumt haben.
Jetzt müssen sie den Arbeitskräften aus den in die Freiheit entlassenen, von ihnen ausgebeuteten Ländern, die Möglichkeit anbieten, das in ihren Ländern aufzubauen, was die Kolonialmächte zerstört hinterlassen haben - aus den Verdiensten ihrer Arbeiter in der Fremde.

Oder wir gehen den gewaltsamen Auseinandersetzungen eines unbarmherzigen Neo-Kolonialismus - mit den Waffen unserer Zeit - entgegen.



18. November 2005 © Heinz Kobald