Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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11. November 2004: Jassir Arafat stirbt in einem Pariser Krankenhaus
11. November 2005

Erster Jahrestag in Ramallah



Am Grab von Jassir Arafat in Ramallah nimmt die Ehrengarde Haltung an, wenn sich Besucher nähern.
Keines seiner Fotos ist an seiner letzten Ruhestätte zu sehen.
Zersplittertes Glas liegt auf dem Boden, die Marmorplatten bröckeln, eine Inschrift fehlt.
Ein Jahr nach dem Tod des ersten gewählten Präsidenten der Palästinenser verstärkt der alte Plastikkranz eines britischen Gewerkschaftsverbandes die Trostlosigkeit dieses Ortes.

Nur wenige Schritte entfernte steht die Mukata. Sein einstiger zerbombter Amtssitz, sein Befehlsbunker, der Ort seines Hausarrests, ist ohne viel Aufwand renoviert.
Ein Nationales Komitee hat sich über die Gestaltung der Gedenkfeiern zum ersten Todestag beinahe zerstritten.
Präsident Arafat soll ein Mausoleum bekommen, neben einer Moschee und einem Museum, in dem die Stationen seines Lebens beschrieben werden.

Nach dem Mittagsgebet ist ein Straßenumzug vorgesehen. Auf Reden wird verzichtet.
Der erste Todestag des PLO-Vorsitzenden und ersten Präsidenten der Palästinenser fällt nicht so aus, wie es vor einem Jahr geschehen war. In Ramallah ließ die Masse der Trauernden für die Landung des Hubschraubers mit dem Leichnam beinahe keinen Platz frei.

Jassir Arafat war noch im Tod ein Politikum:
Er starb in Paris und wollte in Jerusalem begraben werden. Israel lehnte das ab.
So nahm die Welt der Politik bei einer Trauerfeier auf dem Flughafen in Kairo von ihm Abschied. Dann wurde der Leichnam nach Ramallah ins Gebiet der Palästinenser geflogen.
Beigesetzt wurde er in der Erde, die aus Jerusalem hierher gebracht worden ist.

Wo die Millionen geblieben sind, die durch Arafats Hände flossen, ist noch ungeklärt.
Fest steht wohl: Dem palästinensischen Volk werden sie nicht mehr zu Gute kommen.
Die Gerüchte, Mythen, Legenden um das Ableben des 75-Jährigen, den manche als Revolutionsführer mit Friedens-Nobelpreis in Erinnerung haben, nehmen mit dem Abstand zum Tode zu.

Arafats Nachfolger, der im Januar gewählte Mahmoud Abbas, hat ein schweres Erbe übernommen.
Die alten Kämpfer aus Arafats Exiljahren in Tunesien hat er in Pension geschickt.
Am 25. Januar 2006 sollen die Palästinenser an der Wahlurne entscheiden, wer sie repräsentiert.
Die Hoffnung der Palästinenser, daß Korruption und Krieg, Anschläge und Luftangriffe mehr als Leid sind, ruht nur noch auf den Wahlen zu einem neuen Parlament.


Quelle: Trostlosigkeit an Arafats Todestag, Streit um Grabstätte und Suche nach Millionen,
von Karin Storch, ZDF, 11.11.2005
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,1872,2395349,00.html