Orthodoxe Gastfreundschaft
Seit mehreren Hundert Jahren wird in den getrennten Christlichen Kirchen dafür gebetet.
Doch ohne sichtbaren Willen zur Tat und ohne Willen zur Veränderung.
Wer mag das noch glauben und beten und darauf hoffen,
dass diese Einheit und dieser herbei gesehnte Frieden Wirklichkeit wird.
Doch dann ist plötzlich etwas möglich, was dem Heiligen Geist niemand mehr zugetraut hätte.
Es wird eine Mahl-Gemeinschaft herbeigeführt. Die angeblichen Verschiedenheiten verschwinden.
Zitat:
"Nicht-orthodoxe Christen,
die mit einem Orthodoxen sakramental verheiratet sind,
dürfen die Kommunion in der Göttlichen Liturgie der Schwesterkirche empfangen."
Ein Mysterion hat plötzlich die Verschiedenen an einem Tisch zusammen geführt.
Aus welchem Grund sollten die angeblich Verschiedenen nicht gemeinsam die Erinnerung
an den letzten gemeinsamen Abend von Jesus mit den Jüngern feiern,
wenn sie beide daran glauben und die Feier aus demselben Grund zur Erinnerung behalten haben.
Zitat:
"Wer mit der Ehe bereits ein Sakrament - Mysterion -
der orthodoxen Kirche empfangen habe,
sei damit sakramental ebenso für das eucharistische Sakrament befähigt."
Warum erscheint diese Brücke über eine Verbindung in einer Ehe als wenig überzeugend?
Beide Ehegatten glauben an denselben Gott und beten ihn an.
Das hat sich durch die Schließung einer Ehe nicht verändert.
Zitat:
"Gemäß der neuen Regelung ist Katholiken wie Evangelischen,
die mit einem orthodoxen Partner verheiratet sind,
offiziell eucharistische Gastfreundschaft gewährt."
Eine Gastfreundschaft am gemeinsamen Mahl zur Feier an dieselbe Erinnerung.
Nur eine Gastfreundschaft? Sonst keine Gleichheit?
Eine mutige Entscheidung, aber noch kein Frieden und keine Einheit.
Sie sind nur für eine kurze Zeit Gäste. Aber ein Herz und ein Fleisch dürfen sie sein.
Immerhin sind die Katholiken und Protestanten Gäste bei den Orthodoxen.
Sind die Orthodoxen jetzt auch Gäste am gemeinsamen Mahl mit den Katholiken und den Protestanten?
Davon habe ich noch nichts gehört.
Sie teilen den einen Gott immer noch unter sich auf.
Trotzdem beten sie weiter um Frieden und Einheit.
An was denken die Betenden bei diesen Worten wirklich?
Christi Himmelfahrt 2020
© Heinz Kobald
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Quelle:
Eucharistische Gastfreundschaft orthodox
Von Johannes Röser, 22.3.2020, CIG 12/2020, Seite 132
Johannes Röser
nach Studium der Theologie in Freiburg und Tübingen Journalist,
seit 1981 bei CHRIST IN DER GEGENWART,
seit 1995 Chefredakteur.
Verfasser und Herausgeber zahlreicher Bücher.