Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Brief an die Bischöfe

Brief an die BischöfeAllerheiligen 2017

Brief an die Deutschen Bischöfe

Ich bin in einem Alter, in dem ich den Mut habe, einem Kardinal zu sagen, was ich denke.

Es ist für mich nicht einfach, zu verstehen.
Ein Mann mit Ihrem Verstand, Ihrem Wissen und Ihrer Bildung, würde diese Bitte im Vaterunser nicht als eine Beleidigung für den so Gebetenen empfinden.

Die Übersetzung aus dem aramäischen Urtext ist in der Deutschen Sprache völlig unübereinstimmend mit dem ursprünglichen Sinn dieser Bitte angekommen.
Seit einigen Hundert Jahren wird in diesem zentralen Gebet der Christenheit Gott als der Verführer darum gebeten, die an ihn Glaubenden nicht in Versuchung zu führen.

Mich selbst verwundert es nicht mehr, es nicht schon früher erkannt zu haben.
Ich habe über diese Bitte einfach nicht nachgedacht.
Ich habe es gedankenlos nachgeplappert. Vermutlich habe ich es auch nicht wirklich gebetet.
Dann las ich im Brief vom Jakobus,
"niemand soll sagen, er werde von Gott in Versuchung geführt".
Demnach kann diese Bitte im Vaterunser nicht richtig sein.

Aus dem Verstehen der Bedeutung eines Wortes in der Deutschen Sprache ergeben sich folgende Beispiele:

Bitte ich einen Mann, mich nicht zu schlagen,
dann erwarte ich, von ihm geschlagen zu werden.

Bitte ich einen Mann, mich bei einem Geschäft nicht zu betrügen,
dann unterstelle ich ihm, er wird mich betrügen.

Bitte ich einen Mann, mich nicht zu töten,
dann besteht die Gefahr, er wird mich töten.

Wenn ich Gott-Vater bitte, führe mich nicht in Versuchung, dann denke ich von ihm, er wird mich in Versuchung führen.

Diese Bitte kann ich seit vielen Jahren so nicht mehr mit Ernst an Gott richten.
Diese Beleidigung für Gott kann ich nicht mehr mit diesen Worten "beten"!

Ebenso wenig kann ich der Aufforderung des Priesters folgen, wenn er die Gläubigen in der Feier der Eucharistie mit den Worten anspricht
"Wie der Herr uns zu beten gelehrt hat."
Ganz gewiss hat Jesus dieses Gebet nicht so gelehrt, seinen Vater zu bitten, er solle uns nicht in Versuchung führen.
Jakobus spricht in seinem Brief ganz eindeutige Worte.

Es ist an der Zeit, in dem zentralen Gebet der Christenheit, diese Gott beleidigende Bitte, nicht mehr mit diesen Worten auszusprechen.

Mit diesem Brief spreche ich Sie als Nachfolger der Apostel an und hoffe, der Purpur im Gewand hat den Geist der Apostel nicht verweltlicht.
Die Glaubwürdigkeit der Kirche für ihre Gläubigen und die ihr Fernstehenden liegt auf der Waage.

Mit Achtung für Ihre Apostelnachfolge

Ihr

Heinz Kobald