Ärgerlich ist nicht das Nicht-Mitwachsen des Park-Raumes, sondern das Bewußtsein in der Gesellschaft, die sich durch die Ansprüche eines Teils unter ihnen in ihren Bedürfnissen zurückdrängen läßt.
Zitat:
»Autos werden immer länger und breiter.
Ärgerlich nur, dass die Stellplätze nicht mitwachsen.« ( * )
SUVs haben keinen Platz in dem öffentlichen Verkehrsraum, der für alle da ist.
Wenn sich einige mit ihrem Platzanspruch auf dem Platz für andere überdimensional breit machen, dann haben sie das Wort sozial nicht verstanden. Diese Sozial-Verpflichtung ist in unserer Verfassung verankert.
SUV-Fahrer verhalten sich überspitzt ausgedrückt, verfassungswidrig.
Sie beanspruchen mehr Raum für sich als ihnen nach den Regeln des Verkehrs zugestanden werden muß, um den Verkehrsraum für alle zu gewähren.
Sie zerstören vorhandenen Fahr- und Parkraum.
Zitat:
»Wenn die Räder von Monsterwagen auf oder gar über den weißen Grenzstreifen stehen,
kommt man auch mit schmächtigen Gefährten nicht in die Lücken.
Versucht man es,
endet das mit ebenso unschönen wie kostspieligen Kratzern und Dellen
am eigenen Auto, dem Nachbarfahrzeug
oder den schon jetzt mit Rissen und Striemen verunzierten Stützsäulen und Pollern.« ( * )
Eine zeitgemäße Vergrößerung des Parkangebots würde in Wirklichkeit eine Verringerung der Parkplätze um ein Drittel bedeuten. Das geschähe nur aus dem Grund, weil ein Teil dieser Verkehrs-Gesellschaft ihre überdimensionalen Personenkraftwagen auf die Straße in den Öffentlichen Verkehrsraum bringen. Dabei werden ein Drittel der übrigen Verkehrsteilnehmer aus dem öffentlichen Verkehrsraum hinaus gedrängt.
Zitat:
»In vielen Fällen mögen oder können Besitzer das Platzproblem nicht lösen.
Wandeln sie drei alte Buchten in zwei um, verlieren sie ein Drittel ihrer Einnahmen.« ( * )
Eigene Überdimensionierung, die auf das Zurückdrängen von anderen beruht, passt nicht in unseren Rechtsstaat. Es ist beängstigend, eine Journalistin zu sehen, die so eindimensional SUV denkt.
Zitat:
»Mancherorts finden Besitzer vergleichsweise bescheidener Mittelklassewagen
trotz Lücken keinen Platz in Großgaragen mehr.« ( * )
Weil das Sport Utility Vehicle ein aufplatzendes Geschwür in der Gesellschaft ist. Ein untrügliches Zeichen für die Zunahme der Rücksichtslosigkeit im Zusammenleben unserer Gesellschaft. In seinen Auswirkungen im Verkehrsraum ein Sozial Unverträgliches Vehikel.
Was Automobilclubs beklagen ist sträflicher Eigensinn und gesellschaftlich rücksichtslose Ellbogenmeinung.
Zitat:
»Alle Automobilklubs beklagen, dass Parkhäuser nicht mehr auf der Breite der Zeit sind.« ( * )
So wie der Lebensraum für die Bevölkerung innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik nicht beliebig vergrößert werden kann, so muß sich der mögliche Verkehrsraum für Automobile ebenfalls nach dem vorhandenen Raumangebot ausrichten und kann nicht mehr beanspruchen als geografisch zur Verfügung steht.
Zitat:
»Heutzutage sind die Autos deutlich stattlicher,
selbst ein VW Golf hat mit den Jahren nahezu 20 Zentimeter zugelegt,
von Luxuskarren und Familien-Panzern nicht zu reden.« ( * )
Staus auf den dicht befahrenen Verkehrsbahnen verlängern sich je Automobil um 30 cm. Selbst Unüberlegte Verursacher!
Die Bahnbreite auf den Straßen hat sich ebenfalls um dieses Maß verringert. Wer breit daher kommt, ist überzeugt davon, diesen Raum für sich beanspruchen zu dürfen. Allein diese Überdimension gäbe ihm das Recht dazu?
Muß sich die Gesellschaft dem Diktat der Autoindustrie beugen und Steuergelder aus den Öffentlichen Kassen für die Vergrößerung des Verkehrsraums ausgeben? Allein wegen des unsozialen Verhaltens eines Teiles der Gesellschaft?
Es ist eine bestechende Unvernunft, von einem SUV-Zeitalter zu sprechen.
Zitat:
»Viele Buchten sind längst zu eng für das SUV-Zeitalter.« ( * )
Fahren alle 40 Millionen Pkw-Halter ein SUV, dann ist das kein Zeitalter des SUV, sondern das Zeitalter der totalen Verstopfung aller Verkehrsadern. Der Infarkt der mobilen Gesellschaft.
Mal sehen, ob sich die selbstsüchtige und gewalttätige SUV-Fraktion gegen die Mehrheit der Bevölkerung durchsetzt.
Die Autoindustrie in Deutschland hat eine Rote Linie überfahren.
Fährt sie weiter in diese Richtung, zerstört sie selbst ihren eigenen Existenzraum.
Nur ein Blick aus dem Fenster der Planungs-Etagen. Das SUV ist als e-Mobil nicht lebensfähig. Darum ist es kein in die Zukunft weisendes Vehikel, sondern bleibt das, was es ist, ein Sozial Unverträgliches Vehikel.
Frau Susanne Höll hat mit ihrem Artikel gezeigt, sie ist mit ihren Überlegungen noch nicht auf der Breite der Vernunft angekommen.
13. Mai 2017 © Heinz Kobald
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( * ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, 13. Mai 2017, Seite 1
Platzangst im Parkhaus
Autos werden immer länger und breiter.
Ärgerlich nur, dass die Stellplätze nicht mitwachsen
Susanne Höll