Darf der Papst sich um die Umwelt kümmern?
Der Bayerische Rundfunk hat gleich mehrfach dem Thema seine Sendezeit geöffnet.
Ob sich der Papst zum Umgang mit der Schöpfung zu Wort melden darf?
Diese Frage ist berechtigt, weil es auf sie nur eine Antwort gibt.
Wenn der erste Vertreter aller Vertreter Christi auf dieser Erde nichts zum Schutz der Umwelt und zur Bewahrung der Schöpfung sagen dürfen soll, dann käme das einem Maulkorb gleich.
Weil er derjenige ist, der diese so oft mißverstandenen Worte in der Bibel
"Macht euch die Erde Untertan"
den Menschen in ihrem wirklichen Sinn zu erklären hat.
Das Wort "Untertan" muß in seiner Bedeutung in der früheren Zeit verstanden sein, als sich der Mensch den Naturgewalten noch völlig hilflos ausgeliefert sah. - Er ist es zwar heute nicht weniger, nur verbindet er heute das Wort "Untertan sein" mit dem Ausgeliefertsein an jegliche menschliche Willkür. -
Aus dieser früheren Sicht ist der Wille und der Aufruf an den Menschen zu verstehen, sich die Gaben der Natur nutzbar zu machen. Er hat gelernt, die Kräfte des Wassers, des Feuers und des Windes für sich arbeiten zu lassen.
Ein Herrscher, der das Leben seiner Untertanen zerstört, wird selbst und mit seiner Herrschaft die Zeit nicht überdauern. Die Untertanen ermöglichen dem Herrscher seine Macht, doch er darf sie nicht gegen seine Untertanen richten. So verhält es sich auch mit der Natur und dem Menschen.
Weil der Mensch aber in seiner Entwicklung an Wissen über die Natur dazu lernte, ist er so überheblich geworden, indem er glaubt, sogar durch Eingriffe in die Quelle des Lebens in Pflanzen, in Tieren und im Menschen selbst, sich über diese Gesetze in der Schöpfung erheben zu dürfen.
Selbst die Parabel über den Fischer und seine Frau hat ihn nicht über diesen Wahn belehrt.
Darum hat der Papst die primäre Aufgabe gegenüber allen Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern, sich zur Bewahrung der Schöpfung zu Wort zu melden und zum Schutz der Umwelt aufzurufen - weil der Mensch unlösbar mit der Schöpfung verbunden ist.
Sollte dem Papst seines Amtes wegen ein Mitspracherecht über den Schutz der Umwelt abgesprochen werden, weil sich Andersgläubige aufgrund ihrer Überzeugung dagegen stellen, so können sie kaum die letze Wahrheit leugnen.
Der Papst ist ein Mensch auf dieser Erde.
Schon deswegen darf er als Betroffener mitreden.
Aber vielleicht gibt es ja doch einige versprengten Geistes, die ihm eben das absprechen wollen.
Amt und Würde sind nur Bürde - Mensch sein ist etwas Höheres.
Wer diese Worte liest, kann nur Freude empfinden,
eine weitere Stimme des Gewissens der Menschheit zu hören:
Zitat:
»ENZYKLIKA "LAUDATO SI"
VON PAPST FRANZISKUS
ÜBER DIE SORGE FÜR DAS GEMEINSAME HAUS
Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
5. ( ... )
Die Zerstörung der menschlichen Umwelt ist etwas sehr Ernstes,
denn Gott vertraute dem Menschen nicht nur die Welt an,
sondern sein Leben selbst ist ein Geschenk,
das vor verschiedenen Formen des Niedergangs geschützt werden muss.
Alle Bestrebungen, die Welt zu hüten und zu verbessern, setzen vor allem voraus,
„dass sich die Lebensweisen, die Modelle von Produktion und Konsum
und die verfestigten Machtstrukturen [von Grund auf] ändern,
die heute die Gesellschaften beherrschen“.[7]
Die echte menschliche Entwicklung ist moralischer Art und
setzt die vollkommene Achtung gegenüber der menschlichen Person voraus,
muss aber auch auf die Welt der Natur achten und
„der Natur eines jeden Wesens und seiner Wechselbeziehung
in einem geordneten System […] Rechnung tragen“.[8]
Daher muss sich die Fähigkeit des Menschen, die Wirklichkeit umzugestalten,
auf der Grundlage der ersten Ur-Schenkung der Dinge von Seiten Gottes entwickeln.[9]«
18. Juni 2015 © Heinz Kobald
Quelle: Laudato Si