für Berlin und Brüssel
Zitat:
"Fuck the EU!"
Ein paar Monate, bevor zwischen Don und Tigris die Reiter der Apokalypse losstürmten, hatte ich aus der damaligen Sicht der Dinge die unterwürfige Haltung der europäischen Nationen gegenüber ihrem amerikanischen Hegemon aufzuzeichnen versucht.
Das konnte damals noch in einem relativ lockeren, fast ironischen Ton erfolgen.
Das Zerschellen der Malaysian-Airways-Maschine läßt ironische Bemerkungen nicht mehr zu.
Trotzdem will ich, auch um die fürchterliche Beschleunigung und Unberechenbarkeit unserer Zeit zu dokumentieren, die damals niedergeschriebenen Zeilen zitieren.
Man möge sich durch den Untertitel "Fuck the EU!" nicht schockieren lassen.
Er ist einem Artikel der seriösen "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 7. Februar 2014 entnommen.
Man wird einwenden, das sei ja lange her, aber die Beschimpfung der Europäischen Union durch die Abteilungsleiterin für Europafragen im State Department wirft ein grelles Licht auf die geringe Wertschätzung, ja die Verachtung, mit der man in Washington an höchster Stelle die transatlantischen Verbündeten wahrnimmt.
Victoria Nuland, so lautet der Name der führenden amerikanischen Diplomatin, die sich diesen rauhen Vokabulars bediente, soll den Neo-Cons und dem ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney nahe stehen, was die Frage aufwirft, wie es zur Berufung einer solcherart engagierten Person zur amerikanischen Sachwalterin der intimen Partnerschaft zwischen Washington und Brüssel kommen konnte.
Die Reaktion der europäischen Behörden beschränkte sich auf ein eingeschüchtertes "no comment".
Würde man in Brüssel auch nur über eine Unze Selbstbewußtsein verfügen und sich in Augenhöhe mit den amerikanischen Alliierten wähnen, hätte man den GI-Jargon der einflußreichen amerikanischen Beamtin mit einem ebenso deftigen Ausdruck beantwortet und ihr ein fröhliches "fuck off" zugerufen.
Quelle:
Peter Scholl-Latour, Das Scheitern des Westens im Orient,
"Der Fluch der Bösen Tat"Seiten 15,16, Propyläen Verlag 2014