Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
Startseite / Journalismus / Gaza - Katastrophe der Unvernunft
Journalistischer Zynismus zur Blockade des Gaza
Landraub - Mauer, Zeichnung: Nick WatsonJournalistische Unlogik des Unrechts




Landraub Mauer, Grafik von Nick Watson

Journalistische Logik der Unvernunft





Journalistische Arbeit gegen das Geltende Völkerrecht

Nach langer Zeit der Beobachtung auch hier wieder der Bewis, wie einseitig Herr Dr. Peter Münch seinen "menschenverachtenden Zynismus" der Hamas zuteilt. Abgesehen von dieser ungleich angewandten Logik von Herrn Münch auf die beiden kämpfenden Parteien, vergisst er die große Mit-Schuld aller Rechtsstaatlichen Demokratien des Christlichen Westens an den Morden der Israelischen Armee im Gaza.

Zitat:
»Die würde es gebieten,
sich als der Stärkere nicht immer wieder auf den gleichen Kampf einzulassen,
sondern nach einer politischen Lösung zu suchen.«
( 1 )

Gerade daran haben 1949 die Schöpfer des Völkerrechts gedacht.
Herr Münch empfiehlt also der Regierung in Tel Aviv tatsächlich,
"nach einer politischen Lösung zu suchen".
Trotzdem ist das keine so dumme Idee von Herrn Münch. Doch warum stellt er diese überflüssige Frage?
Wir haben ein Völkerrecht, das wie das innerstaatliche Recht für die Gemeinschaft der Völker gilt.
Doch die verantwortlichen Regierungen, die ohne die Ordnung des Rechts im Inneren ihrer Staaten nicht bestehen könnten, handeln untereinander nicht nach diesem Recht, zu dem sie sich verpflichtet haben.

Art. 1 des IV. Genfer Abkommens von 1949
"Die Hohen Vertragsparteien verpflichten sich, das vorliegende Abkommen
unter allen Umständen einzuhalten und seine Einhaltung durchzusetzen."


Zu diesen verpflichteten Vertragsparteien gehören vor allem Israel und Deutschland!
Auch wenn sich Herr Dr. Peter Münch zu seinem Wissen aus dem Studium der Geschichte nicht bekennen will. Er weiß den Grund und wann dieser Verstoß gegen das Verbot der Kollektivstrafe für den Gaza und der Boykott der Hamas von Tel Aviv begonnen worden ist. Das war die Antwort aus Tel Aviv auf den rechtsgültigen Wahlsieg der Hamas im Jahr 2006 bei der rechtmäßigen und demokratisch durchgeführten Wahl in Palästina.

Zitat:
»Schließlich ist die 1987 gegründete Organisation per eigener Definition eine Widerstandsgruppe.
Zwar ist sie auch eine politische Partei, die 2006 die palästinensischen Wahlen gewonnen hat. ( ... )
Aber ihr Sinn und Zweck liegt im Kampf gegen die israelischen Besatzer, ( ... ).«
( 3 )

Die Ordnungsmäßigkeit dieser Wahl wurde von internationalen Beobachtern bestätigt.

Was bei diesem Kampf gegen die Israelische Besatzung gerne "vergessen" wird:
Tel Aviv verweigert der Bevölkerung auf dem für einen Staat Palästina durch UN Resolution 181 zugeteilten Land grundsätzliche Menschenrechte, die ihr vom Geltenden Völkerrecht zuerkannt und geschützt sind. Doch erhält die Bevölkerung in den von Israel Besetzten Gebieten Palästinas keinen wirkungsvollen Schutz für ihr Eigentum und ihr Leben durch die Gemeinschaft der Völker.
Darum ist in der Präambel der Erklärung der Menschenrechte diese Mahnung ausgesprochen.

Zitat:
"( ... ) da es notwendig ist,
die Menschenrechte durch die Herrschaft des Rechtes zu schützen,
damit der Mensch nicht gezwungen wird,
als letztes Mittel zum Aufstand
gegen Tyrannei und Unterdrückung zu greifen ( ... )"

Aus diesem Grund vermag ich über den "menschenverachtenden Zynismus" des Herrn Dr. Peter Münch nur zu staunen.

Zitat:
»... hat die Hamas wieder Raketen auf Israel abgefeuert und erneut bewiesen,
dass sie jederzeit bereit ist, die Lücke zwischen Vernunft und Logik
mit menschenverachtendem Zynismus zu füllen.«
( 1 )

Hier ist auch eine verachtenswerte Lücke in der Berichterstattung von Herrn Dr. Peter Münch.
Am Ende seiner Kurzbetrachtung erteilt er zum wiederholten Male diesen "Ratschluß", von außen sei da nichts zu machen. Diese wiederholte Feststellung macht aufmerksam.

Sie ist eine politische Einstellung der Regierung Israels, Frieden in Palästina kann nur durch Verhandlungen zwischen Tel Aviv und Ramallah geschaffen werden. Obwohl der Zionistische Weltbund 1947 von der UN die Aufteilung des britischen Mandatgebietes Palästina verlangt hatte. Im Klartext bedeuten derartige Verhandlungen die Wirklichkeit zu werden, die völkerrechtswidrigen Siedlungen sollen tatsächlich für den Landräuber zum Staaatsland werden. Also soll der Räuber endgültig für sein unrechtmäßiges Handeln belohnt anstatt bestraft werden.

Art. 49 des IV. Genfer Abkommens von 1949
"( ... )Die Besetzungsmacht darf nicht Teile ihrer eigenen Zivilbevölkerung
in das von ihr besetzte Gebiet deportieren oder umsiedeln."


Für Herrn Dr. Peter Münchs wiederholte "journalistische Schlußfolgerung" muß es einen Grund geben.
Nur mit der journalistischen Meinungsfreiheit kann das nicht mehr erklärt werden, auch wenn diese Feststellung in diesem Schutzraum in ihrer Aussage einen Platz findet. Darum geht es aber hier nicht.
Es geht vielmehr um die Suche nach dem Grund, warum ein wissenschaftlich geschultes Denkvermögen sich der Einbeziehung des Völkerrechts bei seiner Berichterstattung verweigert. Für diese Verweigerung ergibt es für mich anhand der gegebenen Tatsachen keine vernunftbedingt nachvollziehbare Logik. Durch das kontinuierliche Verschweigen der Verbote des Geltenden Völkerrechts wird das Ausmaß des Vergehens der Regierung in Israel nicht in der vollständigen Verantwortung dokumentiert. Zudem wird gleichzeitig die Forderung der Hamas nach Aufhebung der Blockade, die seit 8 Jahren dauernde Kollektivhaft des Gaza durch Israel, nicht in ihrem völkerrechtlich begründeten Verbot dargestellt. Einen verantwortungsvollen Journalismus vermag ich darin nicht zu erkennen. Zu eindeutig wird hier ein Ziel erkennbar.

Dagegen tritt eine abwertende Darstellung der Hamas auffallend in den Vordergrund. Herr Münch lastet dieses "Kalkül" ausschließlich der Hamas an. Wie wäre es mit der Verantwortung der Völkergemeinschaft, die aus den Forderungen und Verpflichtungen des Völkerrechts für alle ihre Mitglieder besteht. Doch weil Herr Münch eben diese Verpflichtungen und Verbote des Völkerrechts so beständig wegschließt, vermag er den journlistischen Trick anzuwenden und die Hamas als die allein Schuldige an den Pranger zu stellen.

Zitat:
»Das Kalkül:
Es müssen noch mehr Menschen sterben und
noch mehr Lebensgrundlagen zerstört werden,
bis am Ende das weltweite Entsetzen so groß es,
dass es den Israelis Einhalt gebietet.«
( 1 )

So gelingt es Herrn Dr. Peter Münch auch wieder abseits des Völkerrechts, mit der journalistischen Logik der Unvernunft eine undurchdachte Schlußfolgerung aufzustellen.

Zitat:
»Es ist logisch,
dass dies von außen keiner verhindern kann
– und jeder vernünftige Mensch muss daran verzweifeln.«
( 1 )

Diese Botschaft, von außen ist für Palästina keine Lösung zu bringen, scheint für Herrn Dr. Peter Münch eine sehr dringliche Verkündung zu sein.
Ich verzweifele zum wiederholten Male an der journalistischen Logik von Herrn Dr. Peter Münch, Studium der Geschichte, und Berichterstatter für Nah-Ost in der Süddeutschen Zeitung.
Auch ihn trifft wegen seiner "journalistischen Arbeit" die selbe Mitschuld an den Morden im Gaza durch die Israelische Armee wie die nicht pflichtgemäß nach dem Völkerrecht handelnde Regierung in Berlin.

Dieser Zusammenhang zwischen Verschweigen und Mitschuld ist keineswegs eine neue Erkenntnis.
Sie muß einem nicht unbedingt in einem Studium der Philosophie begegnen, diese Begegnung ist beim Studium der Geschichte nicht auszuschließen.

"Wer bei der Wahrheit schweigt, spricht die Unwahrheit aus."
Arabisches Sprichwort

"Wer schweigt, erweckt den Anschein, als stimme er zu."
Papst Bonifatius VIII

Es ist das sträfliche Verschweigen des Geltenden Völkerrechts.
Herr Münch ersetzt diesen Kampf um die Einhaltung und Durchsetzung des Völkerrechts mit dem Kampf der Hamas um ihr eigenes Überleben.

Zitat:
»Doch die Hamas kämpft kompromissloser denn je – sie ringt um ihr Überleben.« ( 3 )

Wenn es dabei nur um das Verschweigen ginge, es sind auch die Formulierungen, die es zielgenau als nicht existent wegschreiben wollen, anstatt anklagend daran zu erinnern.

Art. 33 des IV. Genfer Abkommens von 1949
"( ... ) Kollektivstrafen wie auch jede Massnahme zur Einschüchterung
oder Terrorisierung sind verboten. ( ... )"


An was ich wirklich verzweifle, das sind die Kommentare, die der Anarchie das Recht auf ihren Wett-Lauf der "logischen Unvernunft" zusprechen. Herr Dr. Peter Münch lädt zum Mitlaufen mit seiner "Logik der Unvernuft" ein.
Dieses uneinsichtige Einreden, von außen ist da nichts zu machen, ist verwerflich.

Lassen Eltern ihre streitbaren und schlagkräftigen Kinder weiter aufeinander eindreschen und schauen - sich selbst entschuldigend - dabei zu, wie sich ihre Kinder verletzen, Arme oder Beine brechen - oder sogar töten?

Oder gibt es Grenzen, auf deren Überschreiten die Bestrafung folgt.

Was in der elterlichen Gewalt erlaubt ist,
was im innerstaatlichen Recht rechtmäßig ist,
das dürfen Staaten und Völker untereinander straflos
mit den Füßen treten und in die barbarische Anarchie zurück kehren?
Welch ein akademisch gebildeter Verstand kommt zu diesem "logischen" Schluß?

Tel Aviv muß von der UN mit Sanktionen
zur Aufhebung der völkerrechtswidrigen Blockade des Gaza gezwungen werden.

Zitat:
»Die Hamas wiederum wartet noch auf Erfüllung ihrer Forderungen:
eine Ausweitung der Fischereizone, ein Flug- und Seehafen, vor allem aber: ein Ende der Blockade.
Dieser Wunsch ist humanitär zwingend und international unterstützt, aber schwierig.«
( 2 )

Frau Sonja Zekri schreibt wahrheitsgemäß über die völkerrechtlich begründeten Forderungen der Hamas.
Was Herr Dr. Peter Münch schreibt ist dagegen verantwortungslos.
Von jeder menschlichen, staatsbürgerlichen und journalistischen Verpflichtung entblößt.

Traurigkeit und Abscheu erfüllen mich, wenn sich die Völkergemeinschaft erst bei einem Untergang jeder Menschlichkeit im Gaza zu einem Handeln entschließen kann.

Die Gemeinschaft der Völker ist seit 2006
zum Einschreiten im Gaza verpflichtet,
die von Israel verhängte Blockade, aufzubrechen.



5774 Aw 14 * 10. August 2014 © Heinz Kobald


_______________________________________________


( 1 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, 09. August 2014, Seite 4
GAZA - Wettlauf der Unvernunft
Von Peter Münch

( 2 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, 06. August 2014, Seite 4
GAZA - Staat statt Protektorat
Von Sonja Zekri

( 3 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, 30. Juli 2014, Seite 7
Nacht des Schreckens
Der Krieg im Gazastreifen dauert inzwischen länger
als alle vorangegangenen Auseinandersetzungen dort.
Nun haben die Palästinenser den schlimmsten Beschuss
seit Ausbruch der Feindseligkeiten erlebt.
Doch die Hamas kämpft kompromissloser – sie ringt um ihr Überleben
Von Peter Münch



Kampf um Palästina
Was wollen
Hamas und Fatah ?

von Helga Baumgarten,
Herder 2013, 223 S., 9,99 EUR
Helga Baumgarten,seit 1993 Professorin für Politikwissenschaften
an der Universität Birzeit
in Palästina.
Helga Baumgarten hat zum israelisch-arabischen Konflikt,
zum palästinensischen Nationalismus und
zum politischen Islam veröffentlicht