Merkel und Obama sind nicht entschuldigt
Die grauenvollen Taten einer blutigen Auseinanderesetzung halten an.
Zitat:
»Entführte israelische Schüler sind tot.« ( 1 )
Nicht nur die israelischen Schüler sind tot.
Tot ist auch die Verantwortung der zivilisierten Welt für die Rechte der Palästinenser.
Welches Volk in der zivilisierten Welt - und dazu zähle ich das Ostufer des Mittelmeeres - wird seit bald einem halben Jahrhundert in einer derart menschenunwürdigen Unterdückung seiner Lebensrechte gehalten?
Obwohl diese zivilisierte Welt seit dem letzten Millionen Menschenleben verachtenden Krieg in seiner Welt ein Völkerrecht geschaffen hat, gegen das die sich Einzige Demokratie des Nahen-Ostens nennende Staatsmacht so verachtungsvoll verstößt und gleichzeitig abgrundtief die Würde der Menschen auf dem Staatsland der Palästinenser mißachtet, daß es für zivilisierte Menschen nicht mehr zu ertragen ist.
Doch das Geschehen steht seit Jahrzehnten vor unseren Augen und lässt uns unberührt!
Aber dann ist plötzlich zu hören.
Zitat:
»US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Mord an den Schülern
als "sinnlosen Terrorakt gegen unschuldige Jugendliche".« ( 1 )
Herr Obama ist daran nicht unschuldig und der Terrorakt ist nicht sinnlos!
Zitat:
»Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte "geschockt" auf die Nachricht.
"Es handelt sich um eine verabscheuenswürdige Tat,
für die es keinerlei Entschuldigung geben kann", erklärte sie.« ( 1 )
Die Stimmen der beiden Mächtigen waren nicht zu hören als 2 junge Palästinenser von Soldaten der Israelischen Armee erschossen wurden, die nach den vermissten jüdischen Schülern suchten. Die jungen Palästinenser hatten die Soldaten mit Steinen beworfen. Eine Kugel aus dem Lauf eines Gewehres ist offenbar eine angemessene Vergeltung für einen Stein aus einer Hand.
Frau Merkel ist leider über die von Tel Aviv verursachten Lebensbedingungen der Palästinenser nicht "geschockt". Ihre Verurteilung ist besonders "verabscheuungswürdig", weil gerade sie jedes "Ermahnen" von Europäischen Stimmen an Tel Aviv wegen einer sog. "Historischen Verpflichtung" glaubt, verhindern zu müssen. Für dieses Verhalten der Kanzlerin in Berlin gibt es keine Entschuldigung.
Den beiden Mächtigen in Washington und Berlin ist nicht ihr Unwissen zum Vorwurf zu machen, sondern ihre Untätigkeit.
Deswegen haben sie jedes Recht verwirkt, einen Palästinenser wegen einer unrechten Handlung zu verurteilen.
Sie beide müßten 10 Jahre ihres Lebens wie ein Palästinenser unter der fremden Besatzung im eigenen Land leben. Sie beide würden diese Hölle auf Erden nicht durchstehen, in der die Palästinenser bis heute die 5-fache Zeit ihres Lebens verbringen müssen. Sie müßten es erleben, wenn ihre Olivenbäume verbrannt werden, ihre Häuser zerstört werden, auf ihren Feldern Mauern gebaut werden und sie sich nicht mehr mit der Arbeit ihrer Hände ernähren können.
Die Indianer Nord-Amerikas kannten eine Weisheit für das Verurteilen eines anderen.
"Du kannst mein Handeln erst verstehen, wenn du in meinen Mokassins meine Wege gegangen bist."
Dieses Unrecht an dem Volk der Palästinenser dauert bald ein halbes Jahrhundert.
Frau Merkel und Herr Obama stehen in ihrer 2. Regierungszeit und haben dem unmenschlichen Treiben einer befreundeten "zivilisierten" Staatsmacht keinen ernsthaften und wirkungsvollen Einhalt geboten.
Jede Entrüstung über Handlungen von Palästinensern gegen Israel wird mit jedem Male unglaubwürdiger.
Zumal mutig hervor tretende Stimmen, wie Rupert Neudeck diese Handlungen "auch als Gegenwehr interpretieren kann". ( 3 )
Unzweifelhaft ist auch, eine Entführung ist kein rechtmäßiges Mittel, politische Ziele zu erreichen.
Dieses Geschehen hat jedoch eine jahrzehntelang gewachsene Wurzel.
Doch auch in dieser Zeit der mutwillig eingeschränkten Blickwinkel gibt es erhellende Erkenntnisse - sogar bei Journalisten - die geradezu wie Lichterfackeln in dieser dunklen Zeit aufleuchten.
Zitat:
Ȇberhaupt ist es ein politisches Axiom, dass Radikalismus gedeiht,
wo politische Kräfte an den Rand gedrängt werden.« ( 2 )
Zur Erinnerung:
Die Hamas wurde 2006 zur Wahl in Palästina zugelassen.
Sie hat diese Wahl nach demokratischen Regeln rechtmäßig gewonnen.
Wegen des Sieges der Hamas kam sofort der Aufruf zu ihrem Boykott aus Tel Aviv.
Weil die Hamas nicht von ihrem politischen Ziel abläßt, den Staat Israel zerstören zu wollen.
Diese Tatsache war jedoch kein Hindernis,
sie zu einer demokratischen und rechtsstaatlichen Wahl zuzulassen.
Dem aufmerksamen Beobachter stehen dabei die Bilder vor Augen, wie dieser Staat, der eben zu diesem Boykott aufruft, selbst dem Nachbarvolk durch Landraub den eigenen Staat verhindert.
Also eine Zerstörung des Staates durch den Raub des Landes bevor er sich konstituieren kann.
In der zweiten Reihe der Mitschuld stehen die Journalisten, die das Völkerrecht verschweigen, die Untaten der Regierungen Israels nicht mit den Forderungen des Völkerrechts an Israel aufdecken und ebenso einseitig nur auf der Seite der Palästinenser den Terrorismus an den Pranger stellen und gleichzeitig nicht für die Rechte der Palästinenser auf ihr Land und ihre Menschenrechte eintreten.
Wer einem anderen Menschen alle Rechte und damit seine Würde als Mensch versagt, der trägt die Mitschuld an dem Verlust des Vertrauens dieses Menschen in die Verantwortungsbereitschaft der Gemeinschaft der Menschen, die ihn fallen gelassen hat. Er betrachtet sich - nicht ganz zu Unrecht - von allen Regeln dieser Gesellschaft entbunden.
Doch nach wie vor besteht jedoch diese Gemeinschaft von Menschen, die ihre eigenen Pflichten gegenüber anderen Menschen nicht einhält, darauf, daß eben die von ihr Ausgestoßenen gerade die ihnen nicht gewährten Rechte gegenüber den sie Verachtenden einhalten müssen.
Sonst verdienen sie sich gerade diese Verachtung, in die sie sich - nach Meinung der Verantwortungsvergessenen - durch eigene Schuld gebracht haben.
Der Widersinn dieser entgegengesetzten Forderungen liegt so an der Oberfläche, daß es einer gehörigen Portion Blindheit bedarf, sich von ihr gerechtfertigt abwenden zu dürfen.
Zitat:
»Premier Netanjahu kündigt Vergeltung an: Die Hamas wird bezahlen.« ( 1 )
Niemand stellt sich offenbar angesichts dieses Vorhabens von Herrn Netanjahu die Frage:
Wann wird Herr Netanjahu für seine Verstöße gegen Geltendes Völkerrecht zur Rechenschaft gezogen?
Gerade wurde ein Staatspräsident für Israel gewählt, der in aller Offenheit einen eigenen Staat der Palästinenser ablehnt. Ist das nicht ein Grund für die Rechtsstaatlichen Demokratien des Christlichen Westens zu einem Boykott seiner Person? Die Hamas aber muß sich einen Boykott wegen ihrer staatszerstörerischen Ziele gefallen lassen. Darin wird kein Widerspruch erkannt.
Ebenso liegt in der Entrüstung aus Washington und Berlin ein Widersinn.
Während die vermutete Tat von Palästinensern von den beiden Mächtigen einseitig verurteilt wird, gewähren sie der Regierung in Tel Aviv weiterhin den Freiraum, ihre Unrechtshandlungen auf dem Gebiet der Palästinenser ungehindert fortzusetzen.
Die Verantwortung für die Morde
Das Tätigsein von Christen ist nicht nur auf die Seeligkeit mit Gott gerichtet, sondern auch auf die Seeligkeit und den Frieden mit dem Leben der Menschen und ihren Seelen.
Wenn die Verantwortung tragenden sogenannten Mächtigen den Geist des Völkerrechts in sich aufgenommen hätten, dann wären diese Morde nicht geschehen. Sie haben nicht das Recht, ihre Mit-Verantwortung für diese Tat von sich zu weisen und die Schuld daran nur auf einer Seite zu sehen.
Die unmittelbaren Verantwortlichen für diese Morde sind nicht allein die Täter. Diese stehen in einer Verbindung zu allen, die Verantwortung dafür tragen, was davor an Unrecht geschehen ist, durch Untätigkeit, durch Flucht aus der Verantwortung, durch die Entwürdigung von Menschen, durch ihre Demütigung, den Raub an ihren Rechten und ihrer Würde als Menschen.
Das ist es, was wirklich nicht entschuldbar ist, Frau Merkel!
Insbesondere dann nicht, wenn Sie sich als gläubige Christin sehen wollen.
Diese Verbindung von Äußerem und Innerem verwandelt das Dasein und macht Worte, Taten und Geschehen durchscheinend, um uns einem Zustand des Handelns entgegen zu führen. ( V )
Javier Melloni hat das mit einigen anderen Worten für den mystischen Weg der Evangelien gedacht. ( 4 )
Doch trifft dieser Weg der Wirkungsweise ebenso für die Worte des Völkerrechts zu.
Der Geist des Völkerrechts erreicht seinen Höhepunkt dort,
wo das Wort den Leser verwandelt. ( V )
Javier Melloni weist auch auf die Erkenntnis von Gregor dem Großen hin:
Zitat:
"Die Göttlichen Worte wachsen mit dem Lesenden,
indem sie gelesen werden." ( 4 )
Wachsen bedeutet in diesem Zusammenhang, sich zu öffnen und sich selbst gemäß der Gestalt des Rechts formen zu lassen, deren Vorbild der Archetyp der für alle gleich geltenden Gerechtigkeit ist. ( V )
Daraufhin sollten Sie, geschätzte Frau Bundeskanzlerin, Ihre vorgeschobene und einseitig aufgestellte "Historische Verpflichtung" überprüfen.
Ihre für Ihr Handeln gegenüber dem Staat Israel einseitig umformulierte "Staatsräson" hält dem Anspruch des Grundgesetzes ohnehin nicht Stand.
Ihre beiden Postulate finden keinen Platz in dem "mysterium coniunctionis". Dem "Geheimnis der Vereinigung" von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - einer Zukunft, die sich bereits einstellt,
wenn wir durch das Völkerrecht und dem Geschehen, dem zukünftigen Handeln entgegeneilen. ( V )
Als Christen nähern wir uns dem Ursprung von allem.
Damit auch dem anzuwendenden Recht nach dem Prinzip der Gerechtigkeit,
das für alle Menschen gleich gilt. ( V )
5774 Tammuz 5 * 3. Juli 2014 © Heinz Kobald
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( 1 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, 1. Juli 2014, Seite 1
Entführte israelische Schüler sind tot
Die drei Leichen werden nach wochenlanger Suche unter einem Steinhaufen im Westjordanland gefunden
Premier Netanjahu kündigt Vergeltung an: Die Hamas wird bezahlen
Von Peter Münch
( 2 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, 23. Juni 2014, Seite 4
DSCHIHADISMUS - In Bewegung -
Der Islamismus wächst und speist sich aus vielen Quellen
Von Sonja Zekri
( 3 ) Rupert Neudeck "Das unheilige Land" Brennpunkt Naher Osten - Warum der Friede verhindert wird
Herder 2011, 240 Seiten, 18,95 €
( 4 ) Quelle: Javier Melloni, Der mystische Weg der Evangelien, Einleitung,
Herder 2013, 140 Seiten, 16,99 €
( V ) Die mit ( V ) markierten Absätze sind von Javier Melloni übernommene Textstellen,
in die anstelle ihrer religiösen Aussage die Ziele Völkerrecht und politisches Handeln eingesetzt worden sind.