Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Schulden Deutsche Journalisten Tel Aviv
das Verschweigen des Völkerrechts
Benjamin Netanjahu, Foto: dpaIn Tel Aviv tickt die Bombe nicht in Teheran





Benjamin Netanjahu, Foto: dpa

In Tel Aviv tickt die Bombe nicht in Teheran





Bibi ist der Größte

Deutsche Journalisten werden durch das Mediengesetz in Ungarn bedroht.
Ganz gewiß werden sie das, denn es werden auch Journalisten noch in Rußland ermordet.
Deutsche Journalisten aber werden durch nichts bedroht, dagegen morden sie das Völkerrecht.
Aber das ist nicht so von Bedeutung wie ihre bedrohte Pressefreiheit.

Zitat:
»Nichts geht voran im Friedensprozess,
selbst die engsten Freunde in den USA und in Europa sind verstört ob des Siedlungsbaus,
der jüdische Staat verliert international dramatisch an Kredit.«
( 1 )

Was in Tel Aviv geschieht, das ist Machtpolitik, da kann man nichts machen.
Die Siedlungen nehmen naturgemäß den Palästinensern das Land für einen eigenen Staat.
Aber das ist eben der Lauf der Geschichte, der Schwächere verliert.
Verstört erscheint mir ein Journalismus in Deutschland zu sein, der den Zustand der Freunde Israels so beschreibt.
Denn angesichts der eindeutigen Verpflichtungen und Forderungen, die das Geltende Völkerrecht an Tel Aviv stellt, ist dieser Zustand äußerst unangemessen. Ebenso verfehlt ist diese verstörende Zustandsbezeichnung.
Völlig unaufgeklärt bleibt der angeblich international verloren gegangene Kredit des Jüdischen Staates. Der Siedlungsbau ist doch ein völlig friedliches und unkriegerisches Geschehen.

Zitat:
»Man nehme zum Beispiel den gescheiterten Friedensprozess:
Nach Regierungsmeinung von Washington über Brüssel bis nach Berlin
schafft Israel mit dem fortgesetzten Siedlungsbau im Westjordanland und in Ostjerusalem
Fakten, die bald schon die Gründung eines Palästinenserstaats unmöglich machen.«
( 1 )

Was ist das? Was verkündet Herr Dr. Peter Münch hier als unumstößliche Fakten?
Eine unzulässige Einrede über die Unmöglichkeit, daran etwas zu ändern?
Eine unzulässige Meinungsbeeinflussung zugunsten des Landraubes von Tel Aviv?
Angesichts des Geltenden Völkerrechts ist das eine sträflich oberflächliche journalistische Leistung.
Das ist ein unreflektierenden Journalismus, der sich geradezu danach zu drängen scheint, sich in einer Gesichtslosigkeit zu dokumentieren.

Die Landaufteilung in Palästina ist bereits 1948 durch die UN festgeschrieben worden.
Die IV. Genfer Konvention mit ihren klaren und eindeutigen Forderungen gilt seit 1949.

So lange schon, ja, so lange schon und Tel Aviv hat sie unterzeichnet.
Auch die USA und Deutschland!
Doch jetzt passt es Tel Aviv nicht in seine sogenannte Siedlungs-Politik.
Diese Bezeichnung ist eine journalistische Verharmlosung, denn es ist völkerrechtswidriger Landraub.
Im Gebrauch oder im Nichtgebrauch der Sprache und ihrer Wörter zeigt sich die Sinneshaltung des Schreibers.
Macht sich Herr Dr. Peter Münch - ohne Grund - zum Fürsprecher für die Anerkennung des Landraubes durch Tel Aviv?

Zitat:
»Deshalb weigern sich die Palästinenser, mit Israel zu verhandeln, solange es keinen Baustopp gibt.
Netanjahu aber lässt solche Bedenken nicht gelten, denn "ohne Verhandlungen",
so sagt er, "kann es auch keine Lösung geben".«
( 1 )

Ramallah weigert sich ganz zu Recht, mit Tel Aviv über eine Landverteilung neu zu verhandeln. Durch Krieg geraubtes Land kann dem Eroberer - in Zeiten eines Geltenden Völkerrechts - nie mehr als Eigentum übereignet werden.
Denn es gibt die Lösung ohne Verhandlungen. Es gibt die Lösung ohne Rücksichtnahme auf Tel Aviv.
So wie die UN das Land 1948 ohne Verhandlungen mit den Arabern aufgeteilt hat.
Doch jetzt gilt die UN Resolution 181, die Tel Aviv wieder einmal für seine Macht- und Landansprüche umdeuten will.
Das versucht Herr Dr. Peter Münch erst gar nicht darzustellen. Das ist kein aufrichtiger Journalismus!

Münch hat einmal in einem Artikel das kleine Wort "völkerrechtswidrig" gewagt.
Mutig? Mit einem einzigen Wort unter so vielen Wörtern, die für das Vergessen reden.
Gerade in diesem hier hat er dreimal eine Gegenüberstellung mit der IV. Genfer Konvention "verpasst". Eine hervorragende journalistische Fehlleistung, die der Vertrauenswürdigkeit einer Süddeutschen Zeitung keineswegs gut ansteht.

Es folgte eben keine Erklärung zu dem Warum des "völkerrechtswidrig".
Wäre das nicht die Suche nach der Wahrheit gewesen.
Warum eigentlich nicht? Welchen Grund gibt es dafür?
Es gibt immer einen Grund. Das ist die einzige Gewißheit, die wissende und aufmerksame Leser gewinnen können. Doch ist dieser Grund auch annehmbar, ist er gerechtfertigt?

Auf dieser Suche lassen andere Journalisten ihr Leben.
Doch Journalisten in Deutschland begehen einen Mord am Völkerrecht, durch Verschweigen.

Zitat:
»Viel lieber als über solche Widrigkeiten aber spricht Netanjahu ohnehin über die iranische Bedrohung. Bei diesem Thema kann niemand etwas von ihm fordern,
da kann er der Fordernde sein - und obendrein noch schnell erklären, dass er schon immer recht gehabt hat mit seinen Warnungen vor der iranischen Bombe.«
( 1 )

Das wird so harmlos immer wieder in die Berichte eingewoben, daß es schon niemand mehr erkennt, erkennen kann, welches Morden hier geschieht. Das Morden durch Schweigen, durch Verschweigen.
Was sollte denn von Netanjahu gefordert werden?
Schulden Deutsche Journalisten gegenüber Tel Aviv das Verschweigen des Völkerrechts?
Warum, aus welchem Grund sollten sie? Was wäre in diesem Fall mit der Pressefreiheit geschehen?
Verschweigen die Journalisten in Deutschland das Geltende Völkerrecht aus dem Grund, um sich nicht entscheiden zu müssen, auf welcher Seite sie stehen? Würde sie denn diese Entscheidung wirklich so tief in eine Gewissenskrise treiben?
Dann wäre es allerdings mit der Aufrichtigkeit im Journalismus in Deutschland nicht gut bestellt.
Welcher Schaden aber ist schon durch das Verschweigen des Geltenden Völkerrechts im Journalismus in Deutschland entstanden? Und nicht nur in Deutschland?

Aber das Mediengesetz in Ungarn, das Mediengesetz in Ungarn, dagegen steht die ganze EU auf. Für was?
Oder für was steht die ganze EU auf, wenn den Palästinensern ihre Rechte nach dem Völkerrecht mit der Waffengewalt einer Armee genommen werden.

Deutsche Journalisten reden nur so darüber, "aber was können wir schon machen".
Das vermitteln sie an Stelle der eindeutig und klar formulierten Verpflichtungen und Forderungen des Geltenden Völkerrechts. Das könnten und sollten sie jedoch als Mindestleistung tun.

Zitat:
»Fakten, die bald schon die Gründung eines Palästinenserstaats unmöglich machen.« ( 1 )

Sind solche Beschreibungen nicht doch eher eine journalistische Unüberlegtheit?
Fakten sind das Völkerrecht, der Landraub auch. Aber soll der Landraub über das Völkerrecht den Sieg davon tragen? Herr Dr. Peter Münch begehrt dagegen nicht auf.
Aber das Mediengesetz in Ungarn, da geht ein Aufschrei durch die Journale.

Mit bösen Worten könnte der Inhalt von Münchs Prinzip Bibi so formuliert werden.
Die Bombe tickt in Tel Aviv nicht in Teheran.
Münch arbeitet an der Einstellung des Zünders.
Wäre es so falsch?
Werden Handlungen nicht doch erst dann richtig beurteilt, wenn sich ihre Folgen zeigen?
Doch auch für die Folgen könnten die sehenden Augen wieder verbunden werden.

Zitat:
»Beweisen wird er das so schnell nicht müssen, denn der Friedensprozess ist unter die Räder der israelischen Baumaschinen gekommen und kaum mehr zu retten.« ( 1 )

Ja, beinahe möchte man den Eindruck gewinnen, das ist mit dem Journalismus in Deutschland auch geschehen. Herr Münch arbeitet seit über einem Jahr bereits auch schon an diesem Zustand in der Süddeutschen Zeitung weiter. Die völlig widerspruchslose Widergabe aller Verlautbarungen aus Tel Aviv zu seinem Landraub am Staatsland der Palästinenser.

Der Libanon, jetzt übernimmt ihn offensichtlich doch die Hisbollah.
Wo ist dafür der Hebel zu suchen? In Teheran! Ganz gewiß in Teheran!
Warum in Teheran? Wie stört das Geschehen im Libanon in Teheran ?
Wäre da vielleicht doch etwas südlicher eine Verursachung in Tel Aviv auszukundschaften. Als Verursachung des Erdbebens in der Arabischen und Islamischen Welt?
Nein? Oder gilt doch Augen zu?

In Beirut: Verschweigen des Hintergrundes für einen Mord.
Keine parallelen Linien? Wirklich keine?
In Tel Aviv wird verschwiegen und in Beirut soll verschwiegen werden.
Aber das Verschweigen in Beirut wird übergroß angeprangert.
Sogar die UN soll es untersuchen.
Während das jahrzehntelange Verschweigen des Geltenden Völkerrechts gegen Tel Aviv schon zur bestätigten Übung geworden ist.
Trotzdem wird aus Landraub kein Rechtsanspruch auf Land. Auch das übersieht ein Herr Dr. Peter Münch mit konstanter Gewißheit.

Aber warum sollte Tel Aviv dann so tief gefallen sein in der Gunst der Nationen?
Besiedeln ist doch ein urmenschlicher Vorgang! Ganz und gar friedlich!
Wie hat es ein Touristikkenner ausgedrückt?
"Wohin die Reise auch geht - einer ist immer schon da."

Münch ist mit seinen Worten nicht dort, wo er sein sollte, als verantwortungsbewußter und aufrichtiger Journalist.
Nein, er ist nicht dort. Das Wissen über das Geltende Völkerrecht muß bei ihm jedoch vorausgesetzt werden.
Darum wiegt das Verschweigen so schwer - es wird zum Mord am Völkerrecht.
Die wissentliche Unterlassung eines geforderten Handelns wiegt auch bei einer strafrechtlichen Beurteilung schwerer.

Zitat:
»So inszeniert sich der frühere Falke Netanjahu heute als Regierungschef aller Israelis.
Doch was er wirklich will, bleibt oft im Unklaren.
Er lotet aus, laviert und taktiert.
Er hält die Dinge im Fluss und sich selbst damit alle Optionen offen.
Der Erfolg scheint ihm recht zu geben:
Zur Hälfte der Amtsperiode steht Netanjahu wohl auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Was er damit anzufangen gedenkt, kann allerdings keiner sagen.«
( 1 )

Was Herr Dr. Münch mit seinem unvollständigen Bericht über den Großen Bibi beabsichtigte, kann allerdings auch niemand nachvollziehen.
Jedenfalls hat er keine Antwort gefunden, obwohl er eine sehr zutreffende Charakteristik über den Großen Bibi abgegeben hat.
Augenscheinlich ist aber ein Erfolg auf der Aktivseite in der Öffentlichkeitsarbeit von Tel Aviv.
Was allerdings auf der anderen Seite der Medaille nicht unbedingt für den Journalisten Münch positiv zu bewerten ist.


5771 Shevat 8 * 13. Januar 2011 © Heinz Kobald


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( 1 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 9, 13. Januar 2011, Seite 7
Das Bibi-Prinzip - Israels Lage ist prekär,
doch Premier Benjamin Netanjahu zieht daraus seine Stärke
Von Peter Münch