Christus-Erlöser im Licht, gestaltet von Heinz Kobald
Kirche - Kreuz und das Urteil
Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat kürzlich in Straßburg
der Klage einer Italienerin stattgegeben,
nachdem sie von italienischen Gerichten zuvor
immer wieder abgewiesen worden war.
Kruzifixe in den Klassenzimmern beurteilten die europäischen Richter
als Verstoß gegen das Recht der Eltern auf Erziehung ihrer Kinder
und gegen deren Recht auf Religionsfreiheit.( * )
Es geht christlich nicht um das Kreuz als solches,
schon gar nicht als Folterinstrument,
sondern um das österliche Wort vom Kreuz,
um das Symbol göttlicher Liebe.
Nicht zufällig haben selbst die Christen fast sechshundert Jahre gebraucht,
bis sie die erste bildliche Darstellung der Kreuzigung Christi wagten.
Bis zum Ende des ersten Jahrtausends
blieb es immer ein Triumphkreuz,
ein Lebensbaum,
die Darstellung einer letzthin unendlich erfreulichen "Erfolgsgeschichte".
Erst in der Gotik kam jener gefolterte Kruzifixus zur Darstellung,
der heute für viele so umstritten und schwer verständlich ist. ( * )
Was ist ein Verstoß gegen das Recht auf Religionsfreiheit?
Verlangt das auch. Ein Einzelner wird ebenso
die Religionsfreiheit der Mehrheit akzeptieren müssen,
die das Kreuz als ihr Zeichen durch sein Aufhängen bekundet.
Religions-Freiheit bedeutet nicht, frei von Religion sein zu müssen.
Sondern sie gewährt die unbeeinträchtigte Ausübung
der persönlichen Religionsüberzeugung.
Insofern darf ein Einzelner nicht einer Mehrheit seinen Willen aufzwingen.
Für Gottlose kann es insofern keine Religionsfreiheit geben,
denn sie üben keine Religion aus, sie lehnen sie sogar ab.
Dafür ist keine Religionsfreiheit im Sinne von
unbehinderter Ausübung einer religiösen Überzeugung gegeben.
Das Urteil geht von einem Rechtsgrundsatz aus,
den der Kläger für sich gar nicht in Anspruch nehmen kann.
Das Kreuz selbst ist nicht ein Zeichen von Machtanspruch, Unterdrückung, Verfolgung.
Das sind Geschehnisse, die in seinem Namen von irrenden Menschen ausgeführt worden sind.
Insofern ist das Kreuz als Symbol nicht zu verurteilen.
Zu verurteilen sind nur die Handlungen der Menschen.
Außerdem steht es noch immer für den Dekalog.
Ein Katalog von Geboten,
die in jeder rechtsstaatlichen Gesellschaftsordnung den grundlegenden Kern bilden.
Sollte ein Atheist mit der Leugnung eines Gottes,
sich auch von diesen Geboten entfernen wollen?
Dann wäre er gegen jede staatliche Ordnung, vielleicht sogar als Terrorist zu betrachten?
Im Ernst ist diese Frage wohl zu verneinen.
Selbst das erste Gebot kommt dem Ausschließlichkeitsanspruch der Gottlosen sehr nahe.
Es gibt keinen Gott neben dem nicht existierenden Gott.
Du sollst nicht töten.
Würde ein Atheist ernsthaft das Morden von Menschen
als Ordnungsprinzip einer funktionalen Gesellschaft befürworten?
Du sollst Vater und Mutter ehren.
Würden Gott leugnende Eltern ihre Kinder dazu erziehen,
vor ihren Eltern keine Achtung zu haben?
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.
Sollte ein Atheist überzeugt gegen dieses Eigentumsgebot auftreten,
dann wäre er nur einen Schritt vom gleichmachenden Sozialismus entfernt.
Atheisten betonen jedoch ganz besonders ihren Individualismus.
Du sollst kein falsches Zeugnis geben.
Wollten Atheisten die Lüge zu ihrem Glaubenssatz erheben?
Ebenso Fehlanzeige.
Du sollst nicht ehebrechen.
Die Geschlechtlichkeit des Menschen ist ein Teil der Göttlichkeit im Menschen.
Die Ägypter wussten von dieser Göttlichkeit im Zeugungsakt.
Weil sie das Leben weitergeben kann, ist sie eine so elementare Gewalt,
ihr Missbrauch führt zu den schrecklichsten Verirrungen im Lebensweg des Menschen.
Sie werden ein Fleisch sein.
Die Anziehungskraft zwischen den Geschlechtern ist ein festes Bindeglied,
das sie zusammenführt und zusammenhält.
Ein Zeugungsakt, der diesen Schutzraum verlässt, hält für alle Beteiligten die bittersten Folgen für ihr weiteres Leben bereit.
Nicht zuletzt das Gebot der Liebe.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Buddhisten formulieren dies wesentlich feiner.
Sie verlangen davor die Liebe zu sich selbst. Nicht zu verwechseln mit der alles andere ausschließende Selbstsucht.
Einer, der sich selbst nicht lieben kann, der kann auch Gott nicht lieben.
Die Menschen, die von der Existenz eines Gottes überzeugt sind,
müssen es hinnehmen, daß neben ihnen Menschen leben,
die diese Existenz eines Gottes nicht erkennen wollen.
Warum sollen die Unüberzeugten die Glaubenszeichen der Überzeugten
aus dem Raum für die Erziehung aller verdammen dürfen?
Ist nicht der Dekalog die zentrale Grundlage jeder Ordnung für das Zusammenleben von Menschen?
Für diese Grundsätze steht das Kreuz.
Ein überzeugter Atheist müsste sie abschaffen. Tut er das wirklich?
Wo findet der Atheist seinen festen Punkt, um die Existenz eines Gottes auszuhebeln?
Was tun gottlose Eltern bei einer Bergwanderung mit ihren Kindern vor dem Gipfelkreuz?
Werden sie eines Tages auch diese Kreuze und die Kreuze an Wegen als Beeinträchtigung ihrer Freiheit auf Religionslosigkeit empfinden?
Oder stehen diese Kreuze in einem erziehungsfreien Raum?
Tragen diese Kreuze keine Erinnerung, keine Ermahnung und keine Aufforderung an den Betrachter heran?
Dürfen sie für ihr Dastehen die Toleranz der Nichtreligiösen einfordern? Wenn ihnen kein Pardon gegeben wird, wer wird sie verteidigen?
Das menschliche Verstehen verlangt eine existente Sache,
gegen die sich ein Mensch wenden kann.
Aber etwas, das nicht ist, wie ist dagegen vorzugehen?
Atheisten können also nicht gegen einen nicht existierenden Gott sein,
sondern nur gegen das, was in den Köpfen der Menschen ein Gott ist.
Ist ein Atheist gegen die Existenz eines Gottes,
dann beweist er paradoxer Weise gerade damit seine Existenz.
Atheist sein zu wollen ist im wirklichen Sinne, nur der verirrte Versuch, sich von den lebenserhaltenden Regeln des Christentums befreien zu wollen, um sie nur durch gleichgeartete zu ersetzen, ohne ihre Ausrichtung auf einen Gott anerkennen zu müssen, weil es nicht gewollt ist.
Diese notwendigen lebensordnenden und lebenserhaltenden Regeln des Zusammenlebens will aber der Atheist nicht missen.
Eine von Gott gegebene Ordnung, die der Mensch ohne Gott erhalten will?
Sie führt in das Chaos dieser Zeit.
Verblüffend ist nur, dass diese Lebensregeln den Menschen stets nur von Göttern zur Einsicht gebracht worden sind. Der aufgeklärte Mensch aber "glaubt" daran, er denkt ohne Gott.
Ein Atheist versucht beständig den Seelen-Suizid.
Er findet dafür nur keine Waffe, kein Messer, kein Schwert, keine Schusswaffe, kein Gift.
Was er erreicht, ist nur die Verdammnis der Seele.
Über ihren Tod kann er nicht triumphieren.
Der Atheist kann Gott nicht abschaffen. Er kann sich ihm nur verschließen.
Will sich ein Atheist einem Gott verschließen, dann muß er wohl für seine Logik, die Existenz eines Gottes bestätigen.
Gott hat dem Menschen die Freiheit gegeben, sich von ihm abzuwenden.
Somit ist der Atheist ebenso ein von Gott gewolltes Geschöpf.
Wie der Volksmund so treffend beobachtet:
Da beißt si de Katz in Schwanz.
Oda - dem Recht auf Freiheit vo da Religion
steht des Recht auf Religion dagegn!
Oda - dem Recht auf Freiheit vo da Religion
steht des Recht auf Religion dagegn!
11. Dezember 2009 © Heinz Kobald
_____________________________________________________
( * ) Quelle:
Gotthard Fuchs, Dr. phil., Priester und Publizist, Wiesbaden
In "CHRIST IN DER GEGENWART" - 47 / 2009
"Das Kreuz und die Kirchen"
Verlag Herder, Kundenservice,
D-79080 Freiburg
Fax 0761/2717-222, Telefon 0761/2717-200,
E-Mail: kundenservice@herder.de,
www.christ-in-der-gegenwart.de