Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Der "Sündenfall" des Papstes
Der Sündenfall des Papstes
wird zum

"Sündenfall" eines Journalisten





Seit wann haben Journalisten das theologische "Wissen", über einen "Sündenfall" eines Papstes zu urteilen?
Um über einen "Sündenfall" schreiben zu können, muß man schon mehr wissen als das, was Herr Stefan Ulrich geschrieben hat.
Dazu vergreift er sich mit der Benennung als "Sündenfall" mit eklatantem Dilletantismus oder erschreckendem Unwissen über den in der Bibel beschriebenen Sündenfall.
Papst Benedikt XVI lebt nicht als Adam im Paradies bevor Eva ihm den Apfel vom Baum der Erkenntnis gereicht hat.
( Genesis, 3. 1 - 13, )

Zitat:
»Sein Zugehen auf die Erztraditionalisten ist ein Sündenfall.« ( 1 )

Das sind beschämende Worte für einen Kritiker.
Doch sie fallen auf den Kritiker zurück.
Ist Verzeihen ein "Sündenfall"?
Das Nicht-Vergeben einer Schuld ist ein "Sündenfall".
Niemals ist das Vergeben der Schuld ein "Sündenfall".

Weisheit, 10. 8, :
"Weil sie nämlich die Weisheit verachtet haben,
wurden sie nicht nur gestraft wegen Unkenntnis des Guten,
sondern hinterließen auch der Welt ein Mahnmal der Torheit,
damit sie nicht verborgen bleiben konnten mit ihren Verfehlungen."

Zitat:
»Die Aussöhnung des Papstes mit einem widerwärtigen Antisemiten ist bestürzend.« ( 1 )

Besürzend empfinde ich das journalistische Urteil.

Matthäus, 5. :
46, "Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr?
Tun nicht auch die Zöllner das gleiche?"
47, "Und wenn ihr nur euere Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes?
Tun nicht auch die Heiden das gleiche?"

Zitat:
»Einer der heimkehrenden Hirten verharmlost seit Jahren den Holocaust und leugnet die Gaskammern, zuletzt bei einem Besuch in Bayern vor wenigen Wochen.
Gegen ihn ermittelt inzwischen die Justiz.
Aber das schert den Heiligen Stuhl nicht.«
( 1 )

Noch bestürzender ist die Tatsache, wie ein Journalist die Begriffe Justiz und Heiligen Stuhl durcheinander wirft. Dabei »schert« er sich nicht im geringsten um den kleinsten Unterschied zwischen einer der drei unabhängigen Staatsgewalten und dem Oberhaupt einer Religionsgemeinschaft. Selbst wenn weltliche Gerichte eine Verurteilung aussprechen sollten, vermag das die theologische Handlung eines Papstes nicht einzuschränken.
Demnach dürfte dann kein Priester zu einem verurteilten Schwerverbrecher in die Zelle gehen.
Eine Art von Journalismus, die glaubt, diese Versöhnung als »bestürzend« und gar als "Sündenfall" darstellen zu müssen, bewegt sich ebenfalls gefährlich in die Nähe von Volksverhetzung.

1. Korinther, 13. :
1, "Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen rede,
aber die Liebe nicht habe,
bin ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle."
2, "Und wenn ich ( ... ) alle Geheimnisse weiß und alle Erkenntnis und wenn ich allen Glauben habe, so daß ich Berge versetzte,
aber Liebe nicht habe, so bin ich nichts."
9, "Denn Stückwerk ist unser Erkennen und Stückwerk unser prophetisches Reden."

Zitat:
»Die Entscheidung des Papstes "verseuche" die ganze Kirche, sagte der Rabbiner David Rosen, der maßgeblich am jüdisch-christlichen Dialog beteiligt ist.« ( 2 )

Bevor ein Rabbiner vom "Verseuchen" eines Dialoges spricht, sollte besonders er seine Worte den Worten aus der Bibel gegenüberstellen.

Prediger, 10. 12, :
"Worte aus des Weisen Munde finden Gunst,
doch die eigenen Lippen vernichten den Toren."

Zitat:
»Der Präsident der italienischen Rabbiner, Giuseppe Laras, kritisierte:
"Wir können nicht in den Kopf des Papstes sehen, aber das ist sicher kein Handeln, das Entspannung bringt."«
( 2 )

Rabbiner Giuseppe Laras sollte jedoch in seine Hebräische Bibel sehen können.

Sprüche, 10. 13, :
"Haß erregt nur Streitigkeiten, doch alle Fehler deckt die Liebe zu."

... und hätten die Liebe nicht !
Die Kritiker haben sie nicht. Denn sie lieben ihre Feinde nicht.
Von der Liebe zu reden, ist eine Sache, die Liebe zu tun ist eine andere.
Diejenigen, die diese Liebe nicht haben, können die Liebe nur kritisieren, sie aber selbst nicht tun.
Wenn der Papst einen Leugner des Holocaust wieder in die Kirche aufnehmen kann, dann sollte auch Tel Aviv und Berlin mit der Hamas reden können ... ?

Römer, 12. :
20, "Vielmehr, wenn dein Feind hungert, gib ihm zu essen;
wenn er dürstet, gib ihm zu trinken;
denn tust du das, wirst du feurige Kohlen sammeln auf sein Haupt."
21, "Laß dich nicht überwinden vom Bösen,
sondern überwinde mit dem Guten das Böse."

1. Korinther, 13. 13,:
"Jetzt bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei;
aber das Größte unter ihnen ist die Liebe."

So bleibt für mich nur die "kleinere" Hoffnung, mit meinen Worten selbst kein Tor zu sein.
Worin ich gewiß kein Tor bin, wenn ich einen Unterschied zwischen einem Rabbi und dem Papst erkenne. Für den Papst ist der Erlöser bereits für die Vergebung der Sünden am Kreuz gestorben.
Im Glauben der Juden wird der Erlöser noch erwartet.


1 Shevat 5769 * 26. Januar 2009 © Heinz Kobald


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( 1 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 20, 26. Januar 2009, Seite 4
Der Sündenfall des Papstes
Benedikt XVI. lässt einen Holocaust-Leugner wieder Bischof werden
- ein beschämendes Signal
Von Stefan Ulrich

( 2 ) Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 20, 26. Januar 2009, Seite 1
Papst holt Holocaust-Leugner zurück in die Kirche
Benedikt XVI. hebt Exkommunikation von vier konservativen Bischöfen auf
Juden in aller Welt empört
Von Stefan Ulrich