AL WALAJA -
Die Ethnische Säuberung Palästinas wird fortgeführt
Die Ethnische Säuberung Palästinas wird fortgeführt
AL WALAJA -
wird von der Außenwelt abgeschnitten und
verliert die letzten Grundstücke,
die landwirtschaftlich genutzt werden können.
wird von der Außenwelt abgeschnitten und
verliert die letzten Grundstücke,
die landwirtschaftlich genutzt werden können.
Bulldozer verrichten ihr Zerstörungswerk
Am 15. August 2007 rollten gepanzerte Bulldozer in das Dorf Al Walaja hinein.
Die kleine Gemeinde unweit der Sehenswürdigkeiten Bethlehems im südlichen Teil des besetzten Westjordanlandes ist seit Jahren ein Ziel der Hauszerstörungspolitik der Besatzungsmacht.
Mehr als 17 Wohnhäuser und zahlreiche Hütten und Ställe wurden seit Beginn der israelischen Besatzung vor 40 Jahren in Trümmer gelegt.
Doch diesmal kamen die Bulldozer nicht, um ein Haus einzureißen.
Diesmal fuhren sie zielstrebig in den uralten Wald am Dorfrand.
Riesige Kiefern, Eichen und undurchdringliches Unterholz dehnen sich hinter der ersten Häuserzeile an der Dorfstraße bis ins Tal hinunter aus.
Im waldarmen Palästina haben diese Flecken unberührter Natur besonderen Stellenwert.
Dieser Wald war seit langer Zeit Spielplatz für die Kinder, ein Ort der Entspannung für die Erwachsenen und die Grüne Lunge des Dorfes.
Doch nun wurde ein großer Teil dieses grünen Paradieses vernichtet.
In nur wenigen Stunden hatten es die Bulldozer und Motorsägen in ein staubiges Stück Wüste verwandelt. Mehr als 300 Bäume wurden gefällt.
Insgesamt sollen noch weitere 2000 dem Mauerbau zum Opfer fallen.
Eine bis zu 80 m tiefe Schneise haben die Baumaschinen bereits in den Wald hineingefressen.
Anstatt Pinien und Kiefern dehnt sich nun eine Staubpiste entlang der Hinterhöfe aus.
Hier wird die Apartheidmauer bis dicht an die Hauswände herankriechen.
Entweder als Mauer aus bis zu 12 m hohen Betonelementen oder als bis zu 100 m breite Anlage aus elektrisch geladenen Zäunen, übereinandergetürmten Stacheldrahtrollen, Militärstraßen und Gräben konzipiert, wird die Apartheidmauer das gesamte Dorf Al Walaja von allen Seiten her einschließen.
Al Walaja wird von der Außenwelt abgeschnitten
Al Walaja wird dadurch von der Außenwelt abgeschnitten und verliert die letzten Grundstücke, die landwirtschaftlich genutzt werden können.
Der überwiegende Teil des Dorflandes ging bereits im Zuge der Massenvertreibung 1948 verloren und weitere Teile wurden für den Bau der zionistischen Siedlungen in der besetzten Westbank entgegen dem Völkerrecht enteignet.
Die BewohnerInnen al Walajas wurden von der Besatzungsmacht bis heute nicht darüber in Kenntnis gesetzt, wo genau die Mauer um ihr Dorf herum verlaufen wird.
Der Wald, der für den Mauerbau um Al Walaja gerodet wird, liegt auf den Grundstücken des Salesianerklosters Cremisan, das auch für seine Weinkellerei bekannt ist. Das von italienischen Mönchen und Schwestern geführte Anwesen wurde 1883 gegründet und ist damit jünger als viele der Bäume, die in den vergangenen Tagen gerodet wurden.
Eine neue Straße wird es nach Norden hin an die zionistischen Siedlern vorbehaltene Schnellstraße anbinden. Die Mauer, die in einer Schleife südlich um das Anwesen herumgeführt wird, zertrennt nun die historischen Bande Cremisans mit Bethlehem und Umgebung.
Die Wahl des Klosters, auf der Seite der zionistischen Siedler zu bleiben, bringt auch die stillschweigende Duldung der Zwangsenteignung der letzten landwirtschaftlich nutzbaren Flächen mit sich, die Al Walaja noch geblieben sind und die - hätte sich Cremisan dazu entschlossen, auf der Seite der PalästinenserInnen zu bleiben - dem Dorf hätten erhalten werden können.
Dieses Land wäre dann nämlich innerhalb der eingemauerten Enklave verblieben.
Ein Dorf-Ghetto von der Trenn-Mauer umschlossen
Das Mauergetto Al Walaja wird nur einen einzigen Ausweg haben.
Dieser wird in Form eines Tunnels gestaltet, der die PalästinenserInnen unter die Erde zwingt, während an der Oberfläche die zionistischen Siedlungen ungehindert weiter auf palästinensischen Grundstücken expandieren können.
Die Besatzungsmacht hat angekündigt, die Siedlungen Gilo und Har Gilo zu verschmelzen.
Sie sollen in einer gigantischen Klammer das gesamte Dorf umfangen und es langsam erdrücken.
Durch die Schaffung unerträglicher Lebensbedingungen im Ghetto hofft die Besatzungsmacht, die PalästinenserInnen zum Abwandern zu zwingen.
Dann wäre der nächste Schritt, den kleinen Flecken Land, der al Walaja geblieben ist, auch noch in die Siedlung aufzusaugen.
Die Pläne der Besatzungsmacht zum Ausbau der Siedlungen in der südlichen Westbank sind gewaltig:
Von Jerusalem bis nach Etzion im Süden soll sich eine durchgehende Megasiedlung durch die südliche besetzte Westbank ziehen.
In Al Walaja haben sich diesen Freitag DorfbewohnerInnen zum zweiten Mal versammelt, um gemeinsam gegen die Zerstörung des Waldes und den Mauerbau zu protestieren.
Etwa 80 DorfbewohnerInnen und 50 internationale UnterstützerInnen waren auf der Hauptstraße zusammengekommen.
Das Freitagsgebet wurde unter offenem Himmel und den argwöhnischen Blicken der Besatzungstruppen abgehalten, die auf einer Anhöhe vor der Absperrung der Siedlung Har Gilo positioniert worden waren.
Nach dem Gebet und der Ansprache des Imam zog die Demo los zum Ort der Verwüstung.
Unter wehenden Fahnen brachten die VertreterInnen des lokalen Basiskomitees gegen die Mauer und des Gemeinderates ihre Trauer über die Zerstörung des einzigartigen Biotops zum Ausdruck, in und mit dem sie aufgewachsen waren.
Ein Leben lang eingesperrt
„Diese Mauer ist wie eine Verurteilung zu einer lebenslangen Haftstrafe, von der wir alle betroffen sind. Sogar unsere ungeborenen Kinder sind zu einem Leben hinter Gefängnismauern verurteilt,“ fasst eines der Mitglieder des Dorfkomittees die Situation treffend zusammen.
„Aber auch wenn sie uns weiterhin wie verurteilte Schwerverbrecher behandeln, werden wir unser Land nicht im Stich lassen. Wir bleiben in Al Walaja.“
Diese ungebrochene Entschlossenheit war deutlich zu spüren.
Die DemonstrantInnen zogen weiter den Hügel hinauf und den Besatzungssoldaten entgegen.
Zurückgelassen hatten sie aus Steinen und Ästen zusammengebaute symbolische Bockaden gegen die Bulldozer und ihr Zerstörungswerk.
Als der Demozug bei den Soldaten ankam, entwickelte sich eine gespannte Situation.
Die DemonstrantInnen wollten bis zu jenem nach wie vor von einer palästinensischen Familie bewohnten Haus vorgelassen werden, das völlig isoliert vom Dorf innerhalb des Siedlerzaunes liegt.
Im dichten Gedränge zwischen Besatzungstruppen und ProtestteilnehmerInnen schubsten und boxten die Soldaten wild drauf los.
Auf eine der AktivistInnen des Dorfkomitees hatten sie es besonders abgesehen.
Bei dem Versuch, sie von den Soldaten abzuschirmen, wurde ein Demonstrant durch Schläge in den Bauch so schwer getroffen, dass er von anderen weggetragen werden musste.
Im Tumult stürzten Soldaten im abschüssigen Gelände über die DemonstrantInnen.
Die Situation war äußerst angespannt, doch plötzlich brachen Sprechchöre los, die von rhytmischem Klatschen begleitet wurden: "Nein zur Mauer, nein zur Zerstörung unseres Waldes!" und "Der Widerstand in Al Walaja geht weiter! Wir bleiben auf unserem Land".
Von nun an werden in Al Walaja jeden Freitag Protestveranstaltungen stattfinden, mit denen die BewohnerInnen des Dorfes Brücken zu UnterstützerInnen in Palästina und in der ganzen Welt schlagen wollen, um die Zerstörung eines weiteren Stück Palästinas zu verhindern.
21 Tishrei 5768 * 3. Oktober 2007
Text zusammen gestellt von Heinz Kobald
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Quelle:
AL WALAJA
Bulldozer zerstören beim Mauerbau
uralten Wald des Klosters Cremisan nahe Bethelehm
Aktuell, The Palestinian Anti-Apartheid Wall Campaign, Aug 19, 2007
Dieser Link führt zwischenzeitlich nicht mehr zu dem o.g. Bericht,
sondern auf ein Seite von "Stop The Wall Org"
Siehe Links in der rechten Spalte