Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Mahnmal für getötete Journalisten
Karen Fischer, Journalistin, Foto: DWEs war noch nie gefährlicher ein Journalist zu ein


»Es war noch nie gefährlicher,
ein Journalist zu sein«


Ein Mahnmal im französischen Bayeux
erinnert an getötete Journalisten weltweit.


UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura hat am 3. Mai 2007, an die mehr als 150 getöteten Medienvertreter im Jahr 2006 erinnert.

Das Mahnmal wurde am 7. Oktober 2006 eröffnet - an dem Tag, an dem die beiden DW-Journalisten in Afghanistan getötet und
die russische Journalistin Anna Politkowskaja ermordet wurde.

Am Mittwoch, 2. Mai 2007, wurde das bisher einzigartige Mahnmal offiziell eingeweiht.
Hier wird der über 2000 Journalisten gedacht, die weltweit seit 1944 während oder wegen ihrer Arbeit getötet wurden.

Die Journalistinnen und Journalisten aus Deutschland

Egon Scotland, 43, SZ, + 26. Juli 1991, Kroatien;
Hansi Krauss, 30, AP-Fotograf, + 12. Juli 1993, Mogadischu/Somalia;
Lissy Schmidt, 34, freie Journalistin, + 3. April 1994, Irak;
Jochen Piest, 30, Stern, + 10. Januar 1995, Tschetschenien;
Natalja Aljakina, 40, Focus / Rufo, + 17. Juni 1995, Grosny/Tschetschenien;
Gabriel Grüner, 35, Stern, + 13. Juni 1999, Kosovo;
Volker Krämer, 56, Stern, + 13. Juni 1999, Kosovo;
Volker Handloik, 40, Stern, + 11. November 2001, Afghanistan;
Christian Liebig, 35, Focus, + 7. April 2003, Irak.

Erstmals seit dem Sturz der Taliban
sind in Afghanistan deutsche Journalisten getötet worden.
( 2 )

Bei den Getöteten handelt es sich um zwei freie Mitarbeiter der Deutschen Welle, Karen Fischer, 30, und Christian Struwe, 38.
Beide waren auf einer privaten Recherche-Reise unterwegs zu den historischen Stätten in Bamijan, wo die Taliban im März 2001 weltberühmte Buddha-Figuren gesprengt hatten.
Nach Angaben des afghanischen Innenministeriums wurden sie in der Nacht zum Samstag in ihrem Zelt in der Region Abi Tooltak erschossen.

Raubüberfall ausgeschlossen
Der Polizeichef Bamijans, General Mohammed Dschalal Haschimi, sagte, die Journalisten seien allein - ohne Fahrer und ohne einheimischen Führer - unterwegs gewesen.
Der oder die Täter hätten mehrere Schüsse auf ihre Opfer abgefeuert. Einen Raubüberfall schloss er aus. Kameras, die weitere technische Ausrüstung und das Auto seien gefunden worden.
Der Sprecher der internationalen Schutztruppe ISAF, Major Dominic White, sagte, die Journalisten hätten bis vergangenen Mittwoch "Arbeit im Zusammenhang mit der ISAF" geleistet und seien dann auf eigene Faust durchs Land gezogen.

Karen Fischer arbeitete seit drei Jahren als Reporterin für DW-RADIO.
Thematische Schwerpunkte ihrer Arbeit waren der Nahost-Konflikt und Afghanistan.
Sie war mehrfach für die Deutsche Welle am Hindukusch und berichtete u.a. über die Wahlen und den Wiederaufbau des Landes.

Christian Struwe hatte bei dem von der Deutschen Welle unterstützten Aufbau einer Internationalen Nachrichtenredaktion beim staatlichen Sender Radio Television Afghanistan mitgewirkt.
Das Projekt war im August nach erfolgreicher Übergabe an RTA beendet worden.

Getötete deutsche Journalisten in Konfliktgebieten ( 3 )

+ 07.10.2006 - Zwei freie Mitarbeiter der Deutschen Welle Karen Fischer und Christian Struwe werden im Norden Afghanistans von Unbekannten in ihrem Zelt erschossen.

+ 07.04.2003 - Während des US-Einmarschs in den Irak stirbt der "Focus"-Redakteur Christian Liebig in der Nähe von Bagdad bei einem irakischen Raketenangriff. Der 35-Jährige hatte die dritte US-Infanteriedivision als "Embedded Journalist" begleitet.

+ 11.11.2001 - Ein Reporter des Magazins "Stern" Volker Handloik (40) und zwei französische Kollegen sterben in Afghanistan in einem unter Beschuss der Taliban geratenen Schützenpanzer der Nordallianz.

+ 13.06.1999 - Beim Einrücken der internationalen Friedenstruppe KFOR in das Kosovo werden die Journalisten Volker Krämer (56) und Gabriel Grüner (35) erschossen. Sie waren für das Hamburger Magazin "Stern" im Krisengebiet unterwegs.

+ 10.01.1995 - In Tschetschenien wird der Moskauer "Stern"-Korrespondent Jochen Piest (30) getötet, als ein tschetschenischer Partisan in den Bergen bei Grosny mit einer Maschinenpistole auf mehrere Journalisten feuert.

+ 03.04.1994 - Die 34-jährige Lissy Schmidt wird im nordirakischen Kurdengebiet von Unbekannten in ihrem Wagen beschossen und zusammen mit ihrem kurdischen Begleiter getötet. Sie war als freie Journalistin unter anderem für die französische Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) und für die "Frankfurter Rundschau" tätig.

+ 12.07.1993 - Der für die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) arbeitende Deutsche Hans-Jörg Krauss wird zusammen mit einem britischen Kollegen in Mogadischu auf offener Straße von Anhängern des somalischen Rebellengenerals Mohammed Farah Aidid erschossen.

+ 26.7.91 - Der 43-jährige Egon Scotland wird auf einer Tour im Gebiet der serbischen Minderheit in Kroatien in seinem als Presse-Wagen gekennzeichneten Fahrzeug beschossen. Der Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" stirbt wenig später in einem Krankenhaus in der Stadt Sisak.

+ 24.5.79 - Der 38-jährige Karl Robert Pfeffer wird während des libanesischen Bürgerkriegs vor seinem Wohnhauses in Beirut von vier bewaffneten Männern beschossen und erliegt kurz darauf seinen Verletzungen. Der frühere "Stern"- und "Spiegel"-Korrespondent arbeitete als freier Journalist.

+ 06.04.79 - In Uganda werden die beiden "Stern"-Journalisten Hans Bollinger und Wolfgang Stiens zusammen mit zwei schwedischen Reportern von libyschen und ugandischen Soldaten beraubt und erschossen. Sie wollten über den Sturz des Diktators Idi Amin berichten.


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( 1 ) DW-World.de, Pressefreiheit, 04.05.2007
Reporter ohne Grenzen gedenkt auch der DW-Opfer

( 2 ) DW-World.de, Welt, 09.10.2006
Zwei DW-Journalisten in Afghanistan getötet
Erstmals seit dem Sturz der Taliban
sind in Afghanistan deutsche Journalisten getötet worden.

( 3 ) DW-World.de, Welt, 07.10.2006
Getötete deutsche Journalisten in Konfliktgebieten
Bei Reportage-Einsätzen in Konfliktgebieten sind
seit 1979 mehr als ein Dutzend deutsche Journalisten ums Leben gekommen.


Zusammengestellt von Heinz Kobald, 21. Mai 2007



Journalisten-Morde
auf den Philippinen


Der für seine Kritik an staatlicher Korruption bekannte philippinische Hörfunkjournalist
Arecio Padrigao ist vor der Universität von Gingoog (Mindanao) erschossen worden.
Nach Angaben der philippinischen Journalistengewerkschaft war es bereits der siebte Mord an einem Reporter in diesem Jahr.
Seit 2001 wurden mehr als 60 Medienvertreter auf den Philippinen ermordet.
AP
SZ, 18. 11. 2008, S. 15