IDF Panzer-Schütze im Libanon, Foto: Reuters
Livnis Tapferkeit und Sinioras Propaganda-Tränen
Zitat:
»Den libanesischen Regierungschef Fuad Siniora hat die Israelin nun aufgefordert, seine Tränen über zivile Opfer in seinem Land abzuwischen.«
Könnten nicht auch die Tränen von Präsident Fuad Siniora der bitteren Erkenntnis entspringen, sich in der Ohnmacht durch die ungezügelte Gewalt Israels in einer scheinbaren Rechtlosigkeit gefangen zu sehen.
Zitat:
»Das klingt hartherzig.«
Das klingt nicht nur so, das ist hartherzig.
Frau / Herr "pan" nur Mut zu einer eigenständigen Beurteilung!
Das Völkerrecht gibt Israel nicht das Recht, wegen der Schwäche eines anderen Staates, im Inneren dieses anderen Staates für eine Ordnung zu sorgen, die für Israel von Vorteil ist.
Dieses "Handeln" entbehrt aller Merkmale einer "Verteidigung".
Dieses Handeln ist ein Übergriff - nicht nur über die nationalen Grenzen eines anderen souveränen Staates hinweg, sondern auch über den vom Völkerrecht in Art. 51 der UN-Charta erlaubten Rahmen einer Verteidigung.
In ein anderes Land mit seiner eigenen Armee einzudringen, ist vom Völkerrecht verboten.
Damit ist dieser Einmarsch Israels im Libanon eine unerlaubte Kriegs-Handlung, weil sie über die erlaubte Verteidigung weit hinaus geht.
Nur darüber zu reden, Israel habe das Recht zur Verteidigung und sich bei der Verhältnismäßigkeit festzuhaken, ist eben diese Zionistische Dialektik, von den Grundsätzlichen Erfordernissen abzulenken.
Festzustellen ist für diese Entwicklung wieder das "Auslassen des Grundlegenden".
Gestritten wird über die "Einzelheiten der Folgerungen" aus dem Erlaubten.
Damit wird die Verurteilung des Unerlaubten mit brillant glänzender "Logik" übergangen.
Der Versuch für ein Beispiel:
Der unerzogene Sohn meines Nachbarn zielt immer wieder mit seinen Pfeilen auf mich. Vom Balkon der Nachbarwohnung - dem Hochsitz des jugendlichen Jägers - bin ich auf meinem Balkon sein Rehbock. Die Metallspitzen seiner Pfeile haben meine Wade und meinen Oberarm bereits durchbohrt. Vorsprachen bei seinem Vater führten zu keinem Erfolg. Der erfand stets unwiderlegbare Ausreden: Es würden bei ihm keine Pfeile fehlen. Sein Sohn kann den Bogen überhaupt nicht spannen, das gelingt nur der Kraft eines Mannes, usw. So stand ich dann stets zum zweiten Mal als Opfer vor der Türe meines Nachbarn.
Nach dem letzten Treffer des Schützen renne ich aus meiner Wohnung, hinüber zum Nachbarn, klingele nicht, sondern trete die Türe zur Wohnung ein. Zertrümmere alles Mobilar in der Reichweite meiner wuchtigen Schläge. Der zweite Sohn der Familie erliegt meinen Schlägen. Das war durchaus nicht so gewollt, mein Ziel war ja der andere Sohn. Aber der eben erschlagene könnte ja auch auf mich schießen. Dem Vater, der sich mir in den Weg stellt, breche ich das linke Schienbein und den rechten Unterarm. Er hat Glück. Dem Sohn, der auf mich geschossen hat, zerschlage ich beide Hände. Den Bogen und die Pfeile nehme ich mit.
Das ist eine Art von "Selbst-Justiz", die in unserem Staat nicht erlaubt ist.
Was Israel im Libanon tut ist ebenfalls selbst angemaßte Ausübung einer Welt-Justiz, ohne jede Selbst-Beschränkung.
Die Rechtstaatlichkeit, die im Inneren für die Gesellschafts-Ordnung eines Staates gilt, gilt ebenso für die Beziehungen zwischen den Staaten. Dieser Rechtsgrundsatz ist in das Völkerrecht übernommen worden.
Zipi Livnis Analyse über die Schwäche Libanons ist seit einigen Wochen kein Geheimnis.
Ebenso wie die Tatsache, daß noch keine Regierung Israels für ihr Handeln die Grenzen und Verbote des Völkerrechts eingehalten hat.
Livni ist nicht nur "hart", sondern äußerst "zynisch".
Psychologisch u.U. eine "unbewußt" verhärtete Abwehr-Haltung aus einem tieferen Bewußtsein, Israel begeht mit seinem Handeln doch ein Unrecht. Mit der äußerlich harten Reaktion von Livni soll u.U. ein mögliches Eingeständnis der eigenen Schuld bereits im Vorfeld verdrängt werden.
Oder könnte es dafür noch eine andere Ursache geben?
Das Volk Israël hat selbst viel Leid erfahren, das sich in seine Seele tief eingegraben hat. Ist es dieses Übermaß an Leid, das Israël noch in sich trägt, das es für das Leid anderer unempfänglicher macht?
Doch ist es richtig, in der Haltung zu verharren, wir haben viel mehr gelitten als andere Völker?
Das Leid, das wir jetzt anderen zufügen ist nicht so hoch wie das, das wir erleiden mußten. Das könnte uns bei dem Verstehen der Haltung im jetzigen Israel helfen. Trotzdem kann dieses in der Vergangenheit Israëls liegende Leid das in der Gegenwart durch das jetzige Israel an anderen verursachte Leid nicht für Recht erklären.
Die Fähigkeit zu vergessen kann eine Schuld sein, aber auch eine Tugend.
Die Tatsache, daß die Hisbollah im Libanon vorhanden ist, gibt Israel kein Recht, das gesamte Land zu zerstören.
Eine Kollektivbestrafung der Bevölkerung des Libanon wird vom Völkerrecht ebenso verboten.
In Anbetracht dieser Zerstörerischen Gewalt der Israelischen "Verteidigungs"-Armee ( IDF ) ist die Bemerkung von "pan" ein sehr "großzüger" Zynismus.
Zitat:
»Sinioras Tränen für die Kameras hinterlassen den Eindruck von Propaganda.«
Will die/der Aufsatzschreiber/in "pan" mit seinen Worten in Konkurrenz zur Härte von Frau Ministerin Livni auftreten?
In welcher Geisteshaltung bewegt sich hier der Deutsche Journalismus ?
Den Preis, den er dabei bereit ist, für sein Unabhängiges Freies Denken zu bezahlen, ist erschreckend.
Nur um die Durchsetzung eine Israel begünstigende Resolution von 2004 selbst in die Hand zu nehmen, setzt Israels Regierung und Militär seine Starke Streitmacht in einem fremden souveränen Staat ein.
Da gäbe es noch eine UN-Resolution 242 von 1967, um die sich Israel selbst zu kümmern hätte - bevor es einem anderen Verpflichteten bei der Befolgung seiner Resolution so "selbstlos und hilfreich" unter die Arme greift.
Aber wenn Israel der zusehenden Welt zeigt, wie UN-Resolutionen "durchzusetzen" sind, wie es auch Art. 1 der IV. Genfer Konvention 1949 verlangt, dann sollten die UN nicht mehr zögern, auch damit zu beginnen, es ebenso zu tun.
Mal sehen, wer sich dann noch was traut.
Jedenfalls traue ich mich, die einseitige Rechtfertigung in der Deutschen Presse für das Handeln der Regierung in Jerusalem etwas deutlicher aus den gedruckten Worten heraus zu schälen. Besonders ihre so neuro-linguistisch gestrickte Feinsinnigkeit an der Unterschwelle.
Shalom !
16 Av 5766 * 10. August 2006 © Heinz Kobald
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Quelle:
Die Welt, Artikel erschienen am Mi, 9. August 2006
Zippi Livni - Die israelische Außenministerin Zippi Livni gilt als kühl.
Wohin ist der Quellentext "verschwunden"?
Bei der Überprüfung, ob Hinweise auf Quellentexte noch zutreffen ...
nach dem Ankicken der o.g. Adresse erscheint der Artikel nicht mehr ... ?
Nur noch diese Reduktion:
"9. August 2006, 00:00 Uhr
Von pan
Zippi Livni
Die israelische Außenministerin
Zippi Livni"
Für die Suche nach "Zippi Livni" - eingegeben - wird in den Ergebnissen an der 6. Stelle - noch - folgender Text aufgeführt:
Anzeige:
6
Zippi Livni
Welt Online - 09.08.2006, 00:00 Uhr
"Die israelische Außenministerin Zippi Livni gilt als kühl.
Den libanesischen Regierungschef Fuad Siniora hat die Israelin nun aufgefordert,
seine Tränen über zivile Opfer in seinem Land abzuwischen.
Das klingt hartherzig.
Doch die Ministeri ... "mehr
Doch nach dem Klick auf MEHR gibt es dieses WENIGER zu sehen ... ???
Es ist abzuwarten bis aufgrund dieses Hinweises der volle Wortlaut im Tenor auf der Suche nach "Zippi Livni" auch nur noch als "Reduktion" erscheint.
Hat "Die WELT" nach dem Hinweis auf ihren "Quellen-Text" dann doch "kalte Füße" bekommen?
Bleibt mehr als die Frage beim Leser, warum dann überhaupt noch ein Hinweis auf diesen Artikel, wenn er dann doch - nicht mehr - zu lesen ist ... ?
Eintragung ergänzt am 15. Dezember 2007 - Heinz Kobald