Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Palästina kämpft gegen sich selbst
Fatah und Hamas im Bruderkampf, The New York Times, Monday, June 4, 2007, Opinion & Commentary, Cummings, Winnipeg Free Press, Winnipeg, Canada Fatah und Hamas im Bruderkampf






Abbas-Anhänger zünden Parlament an

Ramallah (AFP) - Anhänger der Fatah von Palästinenserpräsident Machmud Abbas haben am Montag in Ramallah das Parlamentsgebäude in Brand gesteckt.
Zuvor hatten Hunderte Fatah-Sicherheitskräfte auch den Hamas-Regierungssitz in der Stadt gestürmt.

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 134, 13. Juni 2006, Seite 1


Eine zerstörte Gesellschaft findet keine Ruhe


Unmöglich, diese Palästinenser! Jetzt verbrennen sie ihr eigenes Parlament!
Die EU sollte ihren Steuerzahlern dieses Geld ersparen, das dann doch in Palästina nur verbrannt wird.
Stimmt das denn nicht?

Besonders Deutschland sollte sich den Gedanken seines Philosophen Hegel sehr aufmerksam in sein Bewußtsein prägen:
"Das Ganze ist die Wahrheit."

Unsere Presse begeht überwiegend diese Scheußlichkeit, seit Jahrzehnten mehr von den zerstörerischen Meldungen zu verbreiten als auch über das tägliche Leben in Palästina zu berichten und die dafür verantwortlichen Hintergründe zu erklären.
Zum Beispiel ist in jedem Artikel, in dem über die Hamas berichtet wird, der prägende Hinweis, die Hamas will Israel zerstören.
Was Israel in Palästina zerstört und seit Jahrzehnten zerstört hat, das fällt unter den Tisch der Redakteure.
Ein ganz besonderes Augenmerk fehlt in der Deutschen Presse bei der Gegenüberstellung der Handlungen der Israelischen Regierungen mit dem geltenden Völkerrecht.

Nur das Bild der Palästinenser wird möglichst wild und unbeherrscht beschrieben.

Daß aber unter einer menschenunwürdigen Besatzung eine zerstörte Gesellschaft keine Ruhe findet, das soll sich nicht im Bewußtsein der Europäer verbreitern.

Seit 60 Jahren werden sie von ihrem Land vertrieben, sind auf der Flucht, entrechtet und unter einer fremden Besatzung in menschenunwürdigen Bedingungen "gehalten".
Jetzt werden die Palästinenser so weit in sich gespalten, daß dieses gedemütigte Volk vor einem Bürgerkrieg steht, in das es durch Mächtige Kräfte getrieben wird, die auch von außen in diese Gesellschaft hineinwirken.
In diesen beständigen Druck von außen, in der unmittelbaren Nähe zum Abgrund der eigenen Existenz, sind zwei Generationen Kinder aufgewachsen, die niemals den Frieden erleben durften - daran denkt wohl niemand, der diese Nachrichten täglich vorgelegt sieht.

Nur weil das Volk der Juden sein biblisches Land wieder haben will, aus dem es vor 2000 Jahren von den Römern wegen seines Aufstandes gegen die römische Besatzung vertrieben worden ist.

Am Ende seines aussichtslosen Kampfes gegen die Römer haben sich die letzten Juden, die in der Bergfeste Massada noch einen Widerstand leisteten, selbst getötet, um nicht in die Hände der Römer zu fallen.

Heute zerstören die Palästinenser die wenigen Einrichtungen für den Aufbau ihrer eigenen Demokratie.
Sie legen in ihrem Parlamentsgebäude das Feuer.
Und wenn sogar die zum Schutz der Bevölkerung aufgestellten Sicherheitskräfte das Büro der Partei zerstören, die vor einigen Monaten noch von einer Mehrzahl des Volkes in einer demokratischen Wahl an die Regierung gestellt worden ist - dann sind das deutliche Anzeichen dafür, daß diese Gesellschaft ihrem Ende entgegen treibt - zu ihrem Ende getrieben wird.
Denn ohne die Eingriffe der Europäer von außen, das Hervorrufen einer Gefahr des Hungerns durch eine Mangelversorgung wegen der von Israel geschlossenen Grenzen, wäre es zu diesem Bürgerkriegs-Zustand niemals gekommen.

Zeigt das nur die Unreife für einen eigenen Staat, oder ist das auch Verzweiflung, Ausflucht aus einer Gefangenschaft seit über einem halben Jahrhundert?

Das Völkerrecht, das nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg von den Demokratien Europas geschaffen worden ist, war gerade erst 18 Jahre alt als die völkerrechtswidrige Besatzung und Besiedlung Palästinas durch die Armee des ebenso jungen Judenstaates und seiner radikalen Siedler begann.
Seine Einhaltung und Durchsetzung wurde vom Beginn der Besatzung an, dem kleinen Volk der Palästinenser verweigert.

Deutschland, ganz besonders Deutschland, ist aufgrund seiner "besonderen" Vergangenheit nicht nur Israel verpflichtet, sondern ebenso dem Volk der Palästinenser, das durch Israels Besatzung die Folgen dieser Last in der Deutschen Geschichte erdulden - muß.
Das Volk der Palästinenser hat das Volk der Juden in der Zeit vor der Staatsgründung Israels auf seinem Land, nirgends auf der Welt verfolgt und versucht, Juden zu vernichten.

Gerade wegen dieser "besonderen Verpflichtung" muß Deutschland "seinen Freund" Israel vor der Vernichtung des Volkes der Palästinenser zurück halten.


17 Sivan 5766 * 13. Juni 2006 © Heinz Kobald