Wie sich die Deutschen selbst gern sähen:
Das Denken frei von Sexismus, Antisemitismus und Rassismus;
blind gegenüber Geschlecht, sexueller Orientierung und Ethnie;
das Handeln orientiert am kategorischen Imperativ von Kant:
jederzeit zugleich als Prinzip
einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne."
Kein Zweifel, eine Gesellschaft, deren Bürger diesen Maximen folgen, könnte eine bessere als die bestehende sein.
Offensichtlich gibt es inzwischen bis weit in das christdemokratische Milieu hinein den tiefen Wunsch, das gesellschaftliche Sein möge dem idealen Welt- und Menschenbild entsprechen, auf das sich die Gesellschaft in mühsamen Auseinandersetzungen geeinigt hat.
Schade nur, dass die gesellschaftliche Wirklichkeit diesem neuen Selbstbild so wenig ähnelt.
Rabiater Rassismus, militanter Rechtsextremismus, Antisemitismus, Gewalt gegenüber Schwulen und Frauen, Feme- und Ehrenmorde, Homophobie, Frauenhass - all das ist bundesrepublikanische Realität.
All das wird ausgeübt nicht nur, aber vor allem von Männern deutscher und nichtdeutscher Herkunft.
Auch wenn kein einziger muslimischer Mann in Deutschland lebte, würde keines dieser Probleme verschwinden, so viel ist gewiss.
Quelle: taz vom 14.1.2006, S. 11, 241 Z. Kommentar, EBERHARD SEIDEL